Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wen liebst du wirklich?

Wen liebst du wirklich?

Titel: Wen liebst du wirklich? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Wood
Vom Netzwerk:
einen Zehnjährigen ganz sich selbst?" fragte sie entsetzt. "Meinst du nicht, dass das ein bisschen zu viel Unabhängigkeit ist? Was könnte ihm nicht alles passieren! Es gibt ziemlich böse Menschen, Cassian …"
    "Lass mich bitte entscheiden, wie ich meinen Sohn erziehe", unterbrach er sie gereizt. "Vielleicht habe ich ja dafür gesorgt, dass jemand auf ihn aufpasst. Vielleicht findet er es toll, seine Reise ganz allein planen zu dürfen. Vielleicht ist er bereits öfter allein gereist und weiß ganz gut auf sich aufzupassen." Cassian presste die Lippen zusammen. Wie konnte sie es wagen, auch nur anzunehmen, Jais Sicherheit sei ihm gleichgültig? "Vielleicht", fügte er sarkastisch hinzu, "ist es mir aber auch egal, wenn er beraubt, niedergeschlagen oder entführt wird oder …"
    "Schon gut! Es tut mir Leid", sagte sie unbehaglich.
    Cassian brummelte etwas, schüttete den halben Beutel Erbsen in den Topf und band den Beutel mit einem Gummiband zu. Ihm war klar, dass er überreagiert hatte, aber niemand durfte sich in sein Verhältnis zu Jai einmischen, dessen Wohl ihm mehr bedeutete als irgendetwas auf der Welt. "Hier." Er warf Adam den Beutel zu. "Bringst du ihn in die Tiefkühltruhe?"
    "Ja, natürlich." Adam verschwand im Wirtschaftsraum.
    Cassian erinnerte sich noch gut an diesen Raum. Stundenlang hatte er dort gestanden und Kartoffeln geschält, bis seine Hände ganz wund gewesen waren. Und George Morris war wütend gewesen, weil er seinen, Cassians, Willen doch nicht hatte brechen können. Derartige kleine Siege hatten seinen Charakter geformt. Und dementsprechend hatte er ganz eigene Vorstellungen von Kindererziehung entwickelt.
    Er nutzte Adams kurzfristige Abwesenheit, um sich an Laura zu wenden. "Wie es aussieht, werden wir eine Weile hier zusammen wohnen. Je kürzer, desto besser. Solange wir jedoch unter einem Dach wohnen, solltest du deine Gedanken, was Jai betrifft, für dich behalten. Wir haben unsere eigene Art zu leben und sind glücklich damit. Sollten Probleme auftauchen, komm zu mir. Du wirst an Jai nicht herumnörgeln oder ihn anweisen, er solle seine Jacke anziehen, weil es kalt ist. Du wirst ihm nicht sagen, er solle vorsichtig sein, wenn er kochen will. Er entscheidet selbst, was er kann, verstanden?"
    "Solange Jais Verhalten nicht auch Adam betrifft", erwiderte sie besorgt.
    "Vielleicht wäre das ja ganz gut."
    "Wie kannst du es wagen …?" Laura verstummte, weil Adam in die Küche zurückkam. "Wie lange brauchen die Erbsen noch?" fragte sie stattdessen, aber ihre Augen funkelten wütend. Was Cassian mit Triumph erfüllte.
    "Sie sind jetzt fertig." Cassian nahm den Topf vom Herd und goss das Wasser ab. Dabei überlegte er jedoch, wenn er jetzt zu ihr ginge und sie leidenschaftlich küsste, würde sie sich vielleicht ein wenig entspannen … und sie und ihr kleiner Sohn könnten endlich anfangen zu leben.
    Jetzt kam sie an seine Seite und holte Teller aus dem Schrank. Cassian überließ ihr das Feld, denn sonst hätte er sie tatsächlich in die Arme genommen, ihren schlanken Hals mit heißen Küssen bedeckt und ihr das ordentlich frisierte Haar zerzaust. Ja, er wollte sie durcheinander bringen, in jeder Hinsicht. Wollte ihr verführerische Zärtlichkeiten ins Ohr flüstern und die Mauer um ihre Gefühle durchbrechen, bis Laura ihn wie von Sinnen vor Lust anflehen würde, sie zu nehmen.
    Wahnsinn. Die Verlockung des Unerreichbaren. Oder vielleicht brauchte er einfach Sex. In dem Fall war es aber ratsam, sich eine Frau zu suchen, die auf etwas Spaß ohne Verpflichtungen aus war … und nicht ausgerechnet Laura, die wahrscheinlich einen Ring von ihm erwartete, wenn er nur ihre Hand hielt!
    Grimmig setzte er sich an den Tisch. Adam löcherte ihn mit Fragen, und Cassian antwortete, so gut er konnte. Der Junge war in Ordnung, aber furchtbar sensibel. Cassian hätte ihn gern auf den richtigen Weg geführt. Es fiel ihm schwer, tatenlos zuzusehen, wie ein Kind sich so unterdrückt und minderwertig fühlte.
    Wie Laura. Cassian brach ein Stück von dem frischen Brot ab und kaute gereizt. Er hatte es damals kaum ertragen, wie unterwürfig sie sich von Enid hatte herumkommandieren lassen, und wenn seine Mutter ihn nicht gebeten hätte, Laura in Ruhe zu lassen, hätte er die Kleine wahrscheinlich überredet, sein Härtetraining mitzumachen. Obwohl man ihnen beiden dann bestimmt nur das Schlimmste unterstellt hätte.
    Gereizt schenkte er Laura und sich Wein nach. Er war es nicht gewöhnt, auf Zehenspitzen

Weitere Kostenlose Bücher