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Wen liebst du wirklich?

Wen liebst du wirklich?

Titel: Wen liebst du wirklich? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Wood
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um andere Menschen herumzuschleichen, deshalb würden die nächsten Tage sicher schwierig werden.
    "Ist das Essen in Ordnung?" erkundigte sich Laura besorgt.
    Er blickte auf seinen Teller und stellte fest, dass er noch gar nichts gegessen hatte. "Großartig", antwortete er und langte mit Appetit zu. "Und das Brot ist köstlich."
    "Freut mich, dass es dir schmeckt."
    Ihr zaghaftes Lächeln rührte ihn. Verdammt, auch sie war viel zu sensibel. Ein falsches Wort aus seinem Mund, und sie würde zutiefst verletzt sein. Die Last war ihm einfach zu groß.
    "Ich gehe spazieren", verkündete er, als er fertig gegessen hatte. "Entschuldigt mich."
    "Aber … dein Nachtisch", wandte Laura ein.
    Er seufzte. "Das ist doch kein Zwang."
    Sie errötete. "Du … hast auch noch gar nicht ausgepackt", sagte sie zögernd, als hätte er es vielleicht vergessen.
    "Ich weiß", entgegnete er schroff. "Aber das kann warten."
    Ehe ihr etwas anderes einfallen konnte, um ihn zurückzuhalten, war er zur Tür hinaus. Es kann nicht funktionieren, dachte er düster, als er sich die Wanderschuhe anzog und einen kleinen Rucksack überwarf. Laura und er lebten in völlig verschiedenen Welten. Irgendwie musste er sie zwingen auszuziehen … bevor er etwas tat, was er für den Rest seines Lebens bereuen würde.
    Oder er musste das Haus verkaufen. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, hierher zurückzukommen.
     
    Drei Stunden später hatte der besondere Zauber der Moorlandschaft sein Herz erneut in Bann geschlagen. Sein Weg hatte ihn weit hinter die mittelalterlichen Ruinen der Bleiminen oberhalb von Thrushton geführt, über die schmale, gebogene Saumpferdebrücke aus dem vierzehnten Jahrhundert mit ihrer nur knöchelhohen Brüstung, die gewährleisten sollte, dass eine Kolonne von Maultieren, beladen mit großen Körben, ungehindert darüber gelangen konnte.
    Cassian genoss es, in historischen Fußstapfen zu wandeln, und schlug den traditionellen Trauerpfad ein. Hier glaubte er die Last der Vergangenheit greifbar zu spüren, hörte im Geiste das Schluchzen der Trauernden, wenn sie einen geliebten Menschen von irgendeinem abgelegenen Hof über den schmalen, trügerischen Pfad durchs Moor zur Kirche getragen hatten. Von hier aus kletterte Cassian die Hügel hinauf, um auf das malerische Tal hinunterzublicken, in dem der River Wharfe in der Sonne glitzerte. Eine unbändige Lebensfreude erfüllte Cassian. Die Luft war frisch und klar, Schwalben tanzten ihr eigenartiges Flugballett. Überwältigt ließ Cassian sich auf einem Stein nieder und beobachtete eine Natter, die sich in den letzten Strahlen der Nachmittagssonne wärmte.
    Er schloss die Augen, beeindruckt von so viel Schönheit ringsum. Und er wusste in diesem Moment, dass er eine Weile hier bleiben musste. Er wollte … Entsetzt machte er die Augen wieder auf. Für einen Moment war ihm der Gedanke gekommen, dass dies genau der richtige Ort war, um sich niederzulassen. Um Wurzeln zu schlagen. Er sah sich einen Kräutergarten anlegen und Hühner füttern!
    Diese für ihn gänzlich untypischen Tagträume brachten ihn völlig aus der Fassung. Er sprang auf und machte sich im Laufschritt auf nach Grassington, um alle Angriffe gegen seine persönliche Freiheit mit einem kühlen Bier und etwas unverbindlicher Gesellschaft hinunterzuspülen.
    Das Bier war gut, die Frauen waren es weniger. Auf dem Rückweg nach Thrushton Hall lächelte er vor sich hin. Die eine oder andere hatte ihn wiedererkannt und versucht, ihn mit einem koketten Augenaufschlag an ihre linkischen Teenagerumarmungen zu erinnern. Er hatte ihnen zugeprostet und ihre Avancen ignoriert. Der einsame Wolf.
    Auch die blonden Töchter des Inhabers mit ihren "üppigen Oberweiten" hatten ihn kalt gelassen. Schlimmer noch, er hatte sich dabei ertappt, dass er sie mit Lauras natürlicher Schönheit verglich. Ihren ausdrucksvollen, unwahrscheinlich blauen Augen, den rosigen Lippen, die ihn so verlockten … ihrem anmutigen Körper und ihrer engelhaften Unschuld. Eine ganz besondere Frau, die sich ihrer schlummernden Leidenschaft nicht bewusst war und einen Mann brauchte, der sie nicht verletzte, sondern ihr zartes Selbstbewusstsein aufbaute.
    Er wollte dieser Mann sein. Obwohl er wusste, dass er ihr nicht geben konnte, was sie sich wünschte: Ehe, Sicherheit. Die statistisch verbürgten zwei Komma vier Kinder, eine Hypothek und das rituelle Autowaschen am Samstagvormittag nach dem Wocheneinkauf.
    Deshalb musste er seine Hände bei sich behalten

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