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Wen liebst du wirklich?

Wen liebst du wirklich?

Titel: Wen liebst du wirklich? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Wood
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fühlt sich sofort aus seiner kleinen Welt hinauskatapultiert und in einen größeren Zusammenhang platziert. Meinst du nicht?"
    Laura hörte erstaunt, was er empfand. Deshalb hatte er oft Tage draußen im Moor verbracht. Er hatte nicht nur dem Druck entkommen wollen, sondern genau wie sie in der Schönheit der Dales etwas Erhebendes gefunden. Nachdenklich lauschte sie, wie Cassian geduldig Adams Fragen beantwortete. Sie hatte ihren sonst so einsilbigen Sohn noch nie so mitteilsam erlebt. Auch auf sie übte Cassians warme, tiefe Stimme eine beruhigende Wirkung aus, und während sie sich weiter mit dem Mittagessen beschäftigte, ertappte sie sich dabei, dass sie genauso gespannt lauschte wie ihr Sohn.
    "Was hast du eigentlich gegessen, wenn du tagelang im Moor unterwegs warst?" erkundigte sich Adam jetzt neugierig.
    "Meistens Forellen. Du leuchtest mit einer Taschenlampe dicht über der Wasseroberfläche, und die Fische kommen neugierig hervor. Wenn du schnell genug bist, kannst du dann einen erwischen. Ich zeige es dir einmal. Da draußen gibt es viel zu essen, wenn man sich auskennt. Ich habe ein Buch darüber, wie man in der Wildnis etwas Essbares findet, das kann ich dir leihen. Aber vertue dich nicht!" warnte Cassian den Jungen. "Keiner, nicht einmal ein Erwachsener, kann so mir nichts, dir nichts tagelang durchs Moor wandern. Ich bin kein Risiko eingegangen, Adam. Zuerst habe ich intensiv die Karten studiert und mich in der Kunst des Überlebens geübt … bis ich auch in einem Sturm ein Feuer machen und mich allein anhand von Geräuschen, Gerüchen und mit Hilfe meines Tastsinns orientieren konnte."
    "Du willst sagen … du warst so entschlossen, Tante Enid zu entfliehen, dass du dich wochenlang darauf vorbereitet hast?" fragte Laura erstaunt.
    "Genau genommen waren es sogar zwei Jahre", antwortete er und fügte lächelnd hinzu: "Ich wollte der Enge entfliehen, nicht sterben. In einer sternenklaren Nacht war es da draußen unbeschreiblich schön … die Stille war Ehrfurcht gebietend."
    Adam rutschte etwas näher an seinen neuen Helden heran. "Hattest du nicht schreckliche Angst?" fragte er scheu.
    "Manchmal. Vor allem wenn es tiefschwarze Nacht wurde und ich den Unterschlupf noch nicht erreicht hatte, den ich mir ausgesucht hatte. Aber ich wusste immer, wohin ich wollte, und habe nichts dem Zufall überlassen. Angefangen habe ich natürlich mit kleinen Wanderungen, die ich dann immer weiter ausgedehnt habe. Und jeder Erfolg hat mich stärker und selbstbewusster gemacht."
    "Und du … warst in der Schule auch nicht … beliebt", meinte Adam nachdenklich.
    "Nein, weil ich anders war als die anderen", bestätigte Cassian ruhig, und Laura atmete auf. Cassian schien zu spüren, was ihr Junge brauchte. "Wer etwas aus dem Rahmen fällt, wird gleich abgestempelt … ich wurde genauso schikaniert wie die Dicken oder die Kinder mit den Krankenkassenbrillen. Das ist eigentlich ein primitives Verhalten, Adam, aber es war einmal Teil unserer Überlebensstrategie. Denn in der Natur war es ursprünglich so angelegt, dass nur die Besten und Stärksten überleben sollten. Inzwischen haben wir die Steinzeit hinter uns gelassen, aber es gibt immer noch ein paar Neandertaler."
    Adam lachte. "Was hast du denn getan, als du schikaniert worden bist?" fragte er betont beiläufig.
     
    Laura horchte auf. Sie hatte ihren Sohn noch nie so aufgeschlossen erlebt. Er vertraut Cassian, dachte sie ein wenig eifersüchtig. Mehr, als er ihr je vertraut hatte. Oder konnten Mütter nicht die Vertrauten ihrer Söhne sein?
    Cassian blickte sichtbar geschmeichelt in Adams blaue Augen, die bewundernd zu ihm aufsahen. "Nun, meine Lösungen müssen nicht unbedingt auch deine sein", sagte er langsam, und Adam nickte. "Du musst dich entscheiden, wie du mit deinem Problem fertig werden kannst, und herausfinden, was du willst …"
    "Stark werden!" stieß Adam aus.
    Cassian legte ihm einen Arm um die schmalen Schultern und nickte. Und zu Lauras Erstaunen streckte ihr sonst so zurückhaltender Sohn eine Hand aus und befühlte Cassians beachtlichen Bizeps. Sie konnte sich nicht erinnern, wann Adam einmal von sich aus einen Fremden berührt hatte!
    Aber Cassian war natürlich auch sehr anziehend. Laura errötete, als ihre Gedanken in eine verräterische Richtung abschweiften.
    "Das war auch meine Entscheidung", erklärte Cassian. "Ich habe Holz gehackt und bin gelaufen. Die Hügel hinauf. Am Anfang habe ich geschnauft wie eine alte Dampflok, aber bald konnte

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