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Wen liebst du wirklich?

Wen liebst du wirklich?

Titel: Wen liebst du wirklich? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Wood
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und sie beide, Laura und sich, vor einer Katastrophe bewahren.
    Es war lange nach Mitternacht, als er nach Thrushton Hall zurückkehrte. Leise öffnete er die Tür und atmete tief ein. Jetzt würde er sich dem Haus in der finstersten Stunde stellen und die Dämonen der Vergangenheit vertreiben, bis nur noch Stein und Mörtel übrig blieben.

5. Kapitel
     
    Laura fand keinen Schlaf. Cassian war verschwunden, ohne sich darum zu kümmern, welches Schlafzimmer er benutzen konnte, oder auch nur seine Sachen für die Nacht auszupacken. Bildete er sich ein, er könnte mitten in der Nacht nach Hause kommen und sie wecken, um Kissen und Laken zu verlangen?
    Typisch für sie, dass sie nicht anders konnte, als wach zu bleiben, um ihm zu sagen, dass sie im Hinterzimmer ein Bett für ihn gemacht habe. Typisch für ihn, dass er tat, was er wollte, ohne sich um andere Menschen zu kümmern!
    Jetzt horchte sie auf. Da! Er war gekommen. Widerstrebend räumte sie ein, dass er sich bemüht hatte, sehr leise zu sein. Aber ihre Ohren waren auf das leiseste Knarren der Haustür eingestellt gewesen. Laura zog sich ihren blauen Morgenmantel über das kurze Baumwollnachthemd und band sich den Gürtel so entschlossen zu, als gelte es, in eine Schlacht zu ziehen.
    Sie lauschte. Anstatt nach oben zu kommen, ging Cassian anscheinend durch die unteren Räume. Das war die Tür des Arbeitszimmers … Laura schüttelte verwirrt den Kopf. Was tat er da unten?
    Eine Weile hörte sie nichts. Dann knarrten die Dielen in der Eingangshalle, und die Tür zum Esszimmer wurde geöffnet. Neugierig entschloss sich Laura nachzusehen.
    Mucksmäuschenstill verharrte sie oben auf dem Treppenabsatz, als Cassian unten wieder in der Eingangshalle auftauchte, sie fast lautlos durchquerte und im Wohnzimmer verschwand. Laura schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinunter und spähte gespannt durch die halb offene Tür.
    Cassian stand mit dem Rücken zu ihr, eine dunkle Silhouette im blassen Mondlicht, das durch die Vorhänge hereinfiel. Er stand reglos da und schien angespannt in die Dunkelheit zu lauschen. Es sah nicht so aus, als würde er etwas suchen, sondern eher, als wollte er sich mit dem alten Haus wieder vertraut machen …
    Plötzlich glaubte Laura zu wissen, warum Cassian wie ein Einbrecher im Haus herumschlich. Bislang hatte er sich nur in der Küche und kurz in der Eingangshalle aufgehalten. Sie ahnte, dass er schlimme Erinnerungen beschwor, und wartete mit angehaltenem Atem und voller Mitgefühl.
    Ohne zu wissen, dass er beobachtet wurde, ließ Cassian den Blick durch das Wohnzimmer gleiten. Laura versetzte es einen Stich, als er sich dem offenen Kamin zuwandte. Sein Gesicht wirkte im Halbdunkel angespannt und bleich.
    "Cassian!" flüsterte sie besorgt.
    Er fuhr herum. Seine dunklen Augen funkelten. "Das ist privat!" sagte er scharf.
    Sie fühlte sich plötzlich wie ein Eindringling in ihrem Haus … nein, in seinem Haus. "Aber …"
    "Bedräng mich nicht! Lass mich in Ruhe!" fiel er ihr schroff ins Wort.
    Dann atmete er tief ein und ging zum Kamin. Dort nahm er ein Holzscheit vom Stapel, wog es prüfend in der Hand und roch daran, bevor er es langsam auf den ordentlichen Stapel zurücklegte.
    Laura schluckte. Sie glaubte zu wissen, was ihm durch den Kopf ging. Bei jedem Wetter hatte er Holz gehackt und sich nie beklagt oder bei seiner Mutter beschwert, die davon nichts ahnte. Bathsheba war gewöhnlich viel zu sehr darin vertieft gewesen, ihre herrlichen Landschaften zu malen.
    "Ich habe die Scheite gehackt", sagte Laura nun, um die gespannte Atmosphäre etwas aufzulockern. "Im Lauf der Jahre habe ich Übung mit der Axt bekommen."
    Cassian sah sie nicht an. "Ich bin nicht in der Stimmung zu plaudern. Bitte geh. Ich werde zusperren", bat er kühl.
    Seine abweisende Art kränkte sie. "Ich dachte, es sei besser, aufzubleiben und auf dich zu warten, weil …"
    Jetzt sah er sie an. "Ich bin kein Kind!"
    "Aber … ich habe dir ein Bett gemacht!" protestierte sie heiser. "Du hättest doch gar nicht gewusst, wo du schlafen sollst."
    Er seufzte gereizt. "Das ist doch egal. Ich hätte mich eben auf das Sofa gelegt."
    "Aber das wäre doch schrecklich unbequem gewesen …"
    "Laura! Das ist mein Problem und nicht deines!" Er sah sie abweisend an. "Misch dich nicht in mein Leben ein."
    "Ich wollte doch nur rücksichtsvoll sein", meinte sie unglücklich.
    "Ich weiß." Er schüttelte den Kopf. "Verdammt, wie soll ich es dir erklären? Wir haben fünf Jahre lang zusammen in

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