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Wen liebst du wirklich?

Wen liebst du wirklich?

Titel: Wen liebst du wirklich? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Wood
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wütend an.
    "Ja", räumte er ein. "Aber erst, als du mir vor einigen Tagen gesagt hast, Thrushton Hall sei deine einzige Verbindung zu deiner Mutter, ist mir bewusst geworden, dass man dir selbst die grundlegenden Fakten vorenthalten hat und du nichts Greifbares hast, was dich an sie erinnert. Wie konnten sie dir das antun! Arme Laura."
    Er legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich. Laura schmiegte sich an ihn. "Aber warum hat George überhaupt das Sorgerecht für mich erhalten?"
    "Weil jeder glaubte, du seist sein Kind", erklärte Cassian ihr sanft.
    Sie schluckte. "Hat denn mein richtiger Vater seine Rechte nicht geltend gemacht? Meine Mutter muss es ihm doch gesagt haben, oder nicht? Sind sie nicht zusammen durchgebrannt? Wollten sie mich nicht?" fragte sie unglücklich.
    Tom Walker sah Cassian unsicher an. Der drückte Laura beschützend an sich. "Sie kann damit umgehen", sagte er leise.
    Lauras Hoffnung erstarb. "O nein! Willst du mir sagen, dass sie … tot sind?"
    Tom Walker seufzte bedauernd. "Ja, beide, Diana und ihr Amerikaner. Es regnete in Strömen. Ein Traktor fuhr vom Feld auf die Harrogate Road … beide waren auf der Stelle tot, gerade zwei Wochen nach Ihrer Geburt. Der Amerikaner wollte Ihre Mutter und Sie zu sich nach Killington Manor holen. George Morris hat Sie dann wie seine eigene Tochter aufgezogen, und nur wenige kannten die Wahrheit."
    Laura schluchzte leise auf. Sie war so nahe daran gewesen, ein richtiges, liebevolles Zuhause zu bekommen. Und ihrer Mutter war das Glück versagt geblieben, auf das sie so gehofft hatte. Wie unendlich traurig das doch war! Laura schmiegte sich Trost suchend an Cassians breite Schulter.
    "Sie haben es mir nie gesagt!" klagte sie. "All die Jahre hatte ich Angst, meine Mutter hätte mich zurückgewiesen und im Stich gelassen. George und Enid haben mich in dem Glauben gelassen. Das war grausam!"
    Sie brach in Tränen aus, und die beiden Männer tätschelten ihr tröstend den Rücken und ließen sie um die Eltern weinen, die sie nie kennen gelernt hatte. Schließlich bat Cassian Tom Walker um eine Straßenkarte, und Laura lauschte gerührt, als er sich den Weg zu der Unfallstelle beschreiben ließ, um ihr die Möglichkeit zu geben, richtig Abschied zu nehmen.
    "Ja, bring mich dorthin", flüsterte sie und wischte sich die Tränen fort.
    Er streichelte ihr sacht das Haar. "Komm, wir pflücken für deine Mutter einen Blumenstrauß im Garten aus Rosen, Sonnenhut und Salbei."
    "Und dann kommt ihr in den nächsten Tagen wieder her, und wir trinken eine Tasse Tee und erzählen noch mehr von Lauras Eltern", warf Tom Walker freundlich ein.
    "Gern." Laura drückte ihn spontan an sich. "Bis bald."
    Der alte Mann nickte mit Tränen in den Augen. "Grüßen Sie Ihre Mutter von mir. Sie war eine gute Frau. Warmherzig, genau wie Sie. Ich habe ihr bei der Beerdigung versprochen, ein Auge auf Sie zu haben. Sie wäre stolz auf Sie, Laura."

9. Kapitel
     
    Es war eine Autofahrt von fünfzehn Minuten. Laura sah dem bedeutsamen Moment schweigsam und gespannt entgegen. Als sie die Stelle erreichten, die Tom Walker ihnen beschrieben hatte, parkte Cassian den Jeep am Straßenrand und drückte ihr aufmunternd die Hand.
    "Warte. Ich helfe dir beim Aussteigen", bot er fürsorglich an.
    Er war so lieb und rücksichtsvoll und schien genau zu wissen, welche Unterstützung sie jetzt brauchte.
    Kreidebleich, die Blumen, die sie in Tom Walkers Garten gepflückt hatte, im Arm, stieg sie aus und ging allein zu dem Gatter, das den Feldweg absperrte, aus dem der Traktor damals so unerwartet die Straße gequert und das Auto mit ihren Eltern erfasst hatte. Laura dachte an den tragischen Tod ihrer Mutter und des Amerikaners, der ihr, Lauras, Vater gewesen war. Ein Mann, den sie geliebt hätte, wenn sie ihn denn gekannt hätte.
    Wieder kamen ihr die Tränen. Es war schrecklich, beide Eltern nicht zu kennen. George und Enid Morris hatten sie um ihre Vergangenheit betrogen und ihr Lügen aufgetischt, die sie mangels anderer Informationen geglaubt hatte. Inständig bat sie nun ihre Mutter um Verzeihung, weil sie an ihrer Liebe gezweifelt hatte.
    Doch trotz aller Traurigkeit verfehlte die idyllische Natur ringsum ihre Wirkung auf Laura nicht. Die schmale Straße führte durch ein Tal, das vor Urzeiten durch das Schmelzwasser eines Gletschers entstanden war. Ganz in der Nähe ragten die Ruinen eines mittelalterlichen Dorfes aus dem üppigen Grün, und ein Teppich von Butterblumen leuchtete

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