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Wen liebst du wirklich?

Wen liebst du wirklich?

Titel: Wen liebst du wirklich? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Wood
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doch für jedes Vergnügen dankbar sein. Und der Anblick von Lauras Beinen hebt meine Laune für den ganzen Tag."
    Laura verschwand errötend in der Küche und begann, die Einkäufe wegzuräumen.
    "Ihr beide kennt euch also", bemerkte sie, als der gebrechliche alte Mann, gestützt auf Cassians Arm, ebenfalls in der Küche erschien.
    Tom Walker ließ sich mühsam in seinen Schaukelstuhl vor dem Ofen sinken. "Das ist schon lange her. Cassian kam als Junge oft hierher. Wir sind zusammen fischen gegangen, und meine Doris hat ihm Bücher geliehen. Der war genauso eine Leseratte wie meine Doris. Hat ganze Enzyklopädien verschlungen. He, warten Sie, Mädchen!" protestierte er plötzlich. "Das ist doch nicht der richtige Schinken!"
    "Es ist derselbe, den ich immer für Sie kaufe", entgegnete Laura geduldig.
    Tom Walker brummelte etwas in seinen Bart und ging mit Argusaugen die übrigen Einkäufe durch. "Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich diese großen Orangen nicht mag. Und der Rosenkohl ist mickrig! Nutzloses Ding!" schalt er Laura und nahm sich ärgerlich die Rechnung vor. "Sie bringen mir all diesen Mist, und dann ist es auch noch um zwei Pence teurer als sonst?"
    "Ich weiß." Laura seufzte. "Es tut mir ja auch Leid."
    "Du bist auf dem falschen Dampfer, Tom", mischte sich Cassian überraschend ein. "Greif etwas an, das ihr wirklich wichtig ist."
    Tom Walker sah ihn aufhorchend an. Seine alten Augen blitzten auf, bevor er verächtlich das Gesicht verzog. "Die da? Mit der ist doch nichts anzufangen. Und ihr Junge ist ein Dummkopf …"
    "Wagen Sie es nicht, so von meinem Sohn zu sprechen!" fuhr Laura zornig auf. "Ich kann Ihre schlechte Laune und Ihre Undankbarkeit ertragen, weil Sie mir Leid tun, aber Adam lassen Sie da heraus! Haben Sie mich verstanden?" schrie sie den alten Mann an und schlug dabei so energisch mit der Faust auf den Tisch, dass der Rosenkohl zu Boden kullerte.
    Zu ihrer Überraschung grinste Tom Walker vergnügt über sein ganzes runzliges Gesicht, und Cassian lachte schallend.
    "Jetzt redet sie wie ihre Mutter!" meinte Tom Walker kichernd.
    Laura erstarrte. "Wie bitte?"
    "Seit Jahren habe ich versucht, Sie wütend zu machen, Mädchen", erklärte er und lachte, dass ihm die Tränen über die Wangen liefen. "Ich wollte sehen, ob Sie etwas von dem Temperament Ihrer Mutter besitzen. Fast hätte ich es aufgegeben, denn Sie haben sich immer nur entschuldigt und sind sanftmütig wie ein Lamm geblieben. Aber nun sehe ich, Sie sind doch wie sie!" Er betrachtete sie liebevoll. "Sie war eine wundervolle Frau, Ihre Mutter. Ich vermisse sie immer noch."
    Laura sank auf einen Stuhl. "Sie … hinterhältiger alter Mann!" flüsterte sie überwältigt. "Bin ich … wirklich wie … sie?"
    "Ihr Ebenbild. Genauso schön … und genauso temperamentvoll."
    "Erzählen Sie mir von ihr!" bat Laura. "Ich weiß doch nichts von ihr! Bitte, erzählen Sie mir, was damals passiert ist, als ich geboren wurde."
    "Ich dachte, zumindest das wüssten Sie!" meinte Tom Walker. "Also schön, ich wusste damals, dass George Morris sie nicht gut behandelte und schikanierte. Selbst ein Blinder konnte sehen, dass sie unglücklich war. Und dann verliebte sie sich in den Amerikaner, der Killington Manor übernahm, am anderen Ende des Tales direkt hinter Little Sturton, wo ich als Pferdeknecht gearbeitet habe. Wie das Leben so spielt … sie wurde schwanger, und George hatte sie schon über ein Jahr nicht mehr angefasst. Aber stolz, wie er war, wollte er nicht in eine Scheidung einwilligen. Ihre Mutter gab sich alle Mühe, sich mit ihrer Ehe abzufinden, doch die war dennoch zum Scheitern verurteilt."
    "Mein Vater war Amerikaner?" fragte Laura matt.
    "Genau", bekräftigte Tom Walker. "Ein netter, fröhlicher Bursche."
    "Erzählen Sie mehr", bat Laura. "Ich will mehr von ihm wissen."
    "Nun ja, er war groß, dunkelhaarig und ein offener, geselliger Mensch. Verleger von Beruf … und ganz verrückt nach Ihrer Mutter. Aber wer konnte ihrem reizenden Wesen widerstehen?"
    "Warum haben Sie mir das nie erzählt?" fragte Laura vorwurfsvoll.
    "Ich dachte, Sie wüssten das alles, Mädchen. Und als mir klar wurde, dass Sie so gut wie keine Ahnung haben, hielt ich es für besser, den Mund zu halten und mich nicht einzumischen. Denn ich war nicht sicher, ob Sie stark genug waren, die Wahrheit zu erfahren."
    "Auf Thrushton Hall hat man nie über ihre Mutter gesprochen", mischte sich Cassian ein. "Dieses Thema war tabu."
    "Aber du wusstest es!" fuhr sie ihn

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