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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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der Sonne. Chris beschloss dort in Ruhe einen Eisbecher zu essen. Dann sah sie plötzlich den anderen Priester eilig zurück in Richtung Dom gehen.
    Wie war sein Name? Ermekeil, hatte Susanne gesagt. Ob er wohl etwas mit dem Mordfall zu tun hatte? Statt hier Kalorien in mich hineinzulöffeln, könnte ich etwas für Susanne tun, dachte Chris. Immerhin hat sie mich zu ihrer Assistentin ernannt. Warum schnüffele ich also nicht ein wenig herum? Vielleicht finde ich etwas heraus, das ihr weiterhilft. Ermekeil näherte sich dem Domportal. Chris fing an zu laufen, sie rannte, so schnell sie konnte, und legte, wie sie befriedigt feststellte, zwar kein rasantes, aber doch immer noch recht ansehnliches Tempo vor. Erst als sie durch die Domtür gestürmt war, blieb sie stehen, schnappte nach Luft und hielt Ausschau, konnte aber Ermekeil nicht entdecken. Komm, Bärin, hilf mir, meiner Freundin Susanne zuliebe, dachte sie. Wie ich jetzt weiß, wohnen ja sogar im Dom Naturgeister. Witternde Bärin, die sich hoch auf die Hinterbeine aufrichtet.
    Da war der Priester. Er ging durch das rechte Seitenschiff. Vor den gekreuzten Gitterstäben an der Treppe zur Bischofskrypta blieb er stehen. Chris verschmolz mit einer Säule, als handele es sich um einen Baumstamm im Wald. Ermekeil blickte sich verstohlen um, öffnete eilig das Gitter, schloss es wieder und verschwand auf der Treppe. Warum wollte er nicht gesehen werden? Das erschien Chris merkwürdig. Schließlich waren die Priester wie Scharenbroich und er doch sozusagen hier Hausherren.
    Sie ging selbst zu der Absperrung, zögerte einen Moment, schaute sich sichernd um und stieg hinüber, schon etwas geschickter als beim ersten Mal. Unten fasste sie an die Klinke der Gittertür - und die Tür gab nach. Chris' Herz begann heftig zu klopfen. Ob Susanne wirklich recht ist, was ich hier tue?, überlegte sie. Andererseits hielt Ermekeil sie für eine Polizistin, nachdem Susanne sie als ihre Assistentin vorgestellt hatte. Wenn er meinen Dienstausweis sehen will, sage ich eben, dass ich ihn vergessen habe, dachte sie. Schlimmstenfalls lässt er mich von den Domschweizern hinauswerfen. Sie schob die Tür leise wieder zu - der Schlüssel steckte nicht von innen - und stieg weitere Stufen hinab.
    Die Treppe führte nach links in eine niedrige unterirdische Kapelle. Hinter dem Altar befand sich ein massives Gitter - viele Gitter gibt's hier im Dom, dachte Chris. Ermekeil war nicht zu sehen, und die Stille fand Chris angesichts ihres unbefugten Eindringens beunruhigend. Möglichst leise - weiche Tatze wie eine Bärin - schlich sie bis vor den Altar. Hinter dem Gitter lag eine modern und schlicht wirkende Gruft. Auf in die Wände eingelassenen Marmortafeln standen die Namen der Vorgänger des jetzigen Kölner Erzbischofs. Chris fragte sich, wohin Ermekeil verschwunden war und wie er reagieren würde, wenn er sie hier unten ertappte. Was hatte Karla so magnetisch hinunter in diese Kapelle gezogen? Chris hatte jedenfalls nicht den Eindruck, dass von den toten Bischöfen irgendeine Faszination ausging.
    Sie schaute sich um und entdeckte ein Stück links von der Gruft eine Tür mit der Aufschrift: Zutritt nur für den Domklerus. Die Tür stand einen Spalt weit offen. Chris atmete tief durch, um ihr klopfendes Herz zu beruhigen, ging zu der Tür und spähte hinein.
    Dort befand sich eine weitere, allerdings wesentlich kleinere Kapelle, eigentlich mehr ein bloßer Gebetsraum mit lediglich sechs schmalen Bänken. Vermutlich zogen sich die Geistlichen dorthin zurück, um ungestört zu beten. Aber auch hier war niemand zu sehen. An der gegenüberliegenden Wand hing ein Altarbild über einem ungewöhnlich geformten hölzernen Altar, der mehr wie ein Wandschrank wirkte. Dieses Altarbild fesselte Chris' Aufmerksamkeit. Es zeigte einen graubärtigen Mann, dessen Gesicht Machtwillen ausdrückte. In seinem Blick lag etwas Verschlagenes, Böses. Wahrscheinlich hatte er so porträtiert werden wollen, damit seine Untertanen ihn fürchteten. Er hielt eine Weltkugel in den Händen, als sei er kein Mensch, sondern ein Gott. In einer christlichen Kirche ist ein solches Bild doch eigentlich Blasphemie, wunderte sich Chris.
    Aber da war noch etwas anderes. Ein Sog. Nichts Physisches, kein Luftzug oder dergleichen. Chris konnte nicht anders, als mit widerstrebenden Schritten in den Gebetsraum hineinzugehen. Was passiert mit mir?, dachte sie. Bärin, wo bist du? Doch ihr Krafttier schien vor irgendetwas Reißaus genommen

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