Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
Vom Netzwerk:
Ruhe lässt! Das ist alles unwissenschaftliches Gerede. Kein seriöser Wissenschaftler glaubt heute noch, dass Leyliniennetze und irgendeine messbare Form von Erdenergie existieren. Wann wirst du endlich begreifen, dass das Mittelalter lange vorbei ist?<«
    Roland rieb sich das Kinn. »Es ist alles in meiner Erinnerung wieder völlig lebendig. Als Großvater antwortete, klang seine Stimme alt und müde. >Wir müssen für Ausgewogenheit sorgen, sonst bricht das Netz zusammen, was eine schreckliche Katastrophe heraufbeschwören könnte. Man darf mit diesen Energien nicht herumspielen, dazu sind sie viel zu gefährlich. Ihr müsst immer darauf achten, dass sich an den Knotenpunkten kein blaues Licht zeigt. Hörst du? Wir haben immer für Ausgewogenheit zwischen dem Erdpol und dem Himmelspol sorgen müssen. Schau dir doch dieses Haus an - es hat zwei Türme, die in den Himmel weisen, es hat hohe aufstrebende Formen als Verkörperung der männlichen, aktiven Energie. Und es hat Pflanzenornamente, Fensterrosetten und runde Gewölbe als Gegenpol. Glaubst du, dass war einfach nur schöpferische Verspieltheit? Und was baut ihr heute für Häuser? Ihr huldigt ausschließlich dem männlichen Pol - kalte, rechteckige, nüchterne Formen. Ihr habt die Natur, das Weibliche aus der Architektur verbannt, aber das wird sich bitter rächen!< >Ich kann dein Gerede nicht mehr ertragen. Kein Kunde will heute solche Häuser, wie ihr sie früher gebaut habt. Wir würden Pleite gehen. Du ... du bist einfach nur noch ein seniler Greis!< Mein Vater stürzte aus dem Zimmer und ich presste mich neben der Tür an die Wand, damit er mich nicht sah. Als er weg war, schaute ich ins Zimmer. Mein Großvater saß an seinem Schreibtisch. Er weinte lautlos. Er saß stumm und starr da, und über sein Gesicht liefen Tränen. Der Anblick brach mir fast das Herz, aber ich brachte es nicht fertig, zu ihm zu gehen und ihn zu trösten. Stattdessen rannte ich hinaus in den Park.« Roland schüttelte bekümmert den Kopf. »Das ist das letzte Bild, das ich von ihm in Erinnerung behalten habe. Ein paar Tage später war er tot.«
    Chris schluckte. Sie sah den alten, gebrochenen Silver Bear vor sich, nachdem sein heiliger Wald gerodet worden war. »Dann war dein Großvater also der Ansicht, dass dieses blaue Licht gefährlich ist.«
    Susanne starrte nachdenklich auf ihre bandagierten Hände. »Aber, ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, worin diese Gefahr bestehen soll. Wird es ein schweres Erdbeben geben?«
    Roland wirkte ratlos und sehr nervös. Seine Augen wanderten unruhig hin und her. »Ich wünschte, er hätte länger gelebt oder ich wäre damals älter gewesen, um mehr von ihm lernen zu können. Ich habe in den letzten Tagen ein paar Mal mit Harald Terwegen darüber gesprochen, und ich habe versucht, aus diesen beiden Büchern hier schlau zu werden.«
    Er warf Heike einen etwas schuldbewusst wirkenden Blick zu. »Heimlich.«
    »Deshalb haben sie im anderen Schrankfach gelegen!«, rief sie aus.
    »Ich war hin- und hergerissen zwischen der modernen, aufgeklärten Identität, die ich mir in den letzten Jahren aufgebaut hatte, und dieser magischen Vergangenheit unserer Familie, die mich jetzt irgendwie einzuholen scheint. Wahrscheinlich bin ich deshalb vorhin so explodiert, als ich euch hier mit den Sachen meines Großvaters sah. Ich weiß es nicht, ich weiß nicht, was geschehen wird. Aber Großvater hat vor dem blauen Licht gewarnt - und ich bin endlich bereit mir einzugestehen, dass sein altes Wissen kein Aberglaube gewesen sein kann, denn ich weiß, dass der Rutenstab in meinen Händen gezuckt hat. Ich bin sicher, dass ich mir das damals nicht eingebildet habe!«
    Susanne rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her. »Kanntest du eigentlich Martin Hatheyer?«
    Roland schüttelte den Kopf. »Oberstaatsanwalt Herkenrath ist ein alter Freund unserer Familie. Er hat mich heute Nachmittag angerufen und mir berichtet, dass der Mord an Josef Oster aufgeklärt ist. Oster und mein Großvater standen sich sehr nahe. Oster war bei ihm, als er starb. Herkenrath sagte, dieser Hatheyer hätte den Mord begangen.«
    »Hatheyer hat von einem Geheimen Zunftbuch gesprochen.« Roland zeigte auf das Buch, das aufgeschlagen auf seinen Knien lag. »Ach, das ist das hier. Jede Familie besitzt ein eigenes. Und eines wird vom
    Domkapitel verwahrt. Aber ich kann wenig damit anfangen. Es enthält jede Menge alte Handschriften, die ich nicht entziffern kann. Und Zeichnungen, die ich nicht

Weitere Kostenlose Bücher