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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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nach.« Sie grinste. »Wahrscheinlich geht er jetzt in die Villa und holt die abgesägte Schrotflinte«, sagte sie grimmig.
    Heike stellte sich neben sie. »Ich kenne ihn. Wenn er auf diese Weise nachdenkt, ist das ein gutes Zeichen. Oh, er kommt zurück!«
    In Erwartung eines neuerlichen Donnerwetters kuschelte Chris sich eng mit Ahriman zusammen. Wieder kam Roland herein und ließ, sich diesmal schwer atmend in einen Sessel fallen. »Also gut«, stöhnte er.
    »Es ist wohl zwecklos, dass ich immer weiter versuche vor meiner Vergangenheit davonzulaufen.« Er zeigte auf Chris und Susanne. »Wahrscheinlich muss ich deinen neugierigen neuen Freundinnen sogar dankbar sein.«
    Zögernd streckte er die Hand nach dem geheimnisvollen Stab aus, der neben Susanne auf dem Sofa lag. »Es ist über zwanzig Jahre her, dass ich das verdammte Ding da zuletzt gehalten habe. Mein Großvater hat es mir in die Hände gedrückt. Wir standen im Dom, unmittelbar vor dem Vierungsaltar im Kreuzmittelpunkt, wo die Erdenergien zusammenfließen - jedenfalls wenn man daran glauben will, dass solche Energien überhaupt existieren.« Roland schloss die Augen. Die Erinnerung schien schmerzhaft für ihn zu sein. »Plötzlich hat das Ding in meiner Hand vibriert und gezuckt wie ein lebendiges Wesen, eine Schlange aus Metall. Ich sah die Freude im Gesicht meines Großvaters. >Du hast die Gabe, Junge, ich wusste es!<, rief er aus. Doch ich habe nur laut geschrien, ließ das Ding fallen und bin aus dem Dom gerannt.«
    »Dann ist es tatsächlich eine Art Wünschelrute«, sagte Chris. Roland schaute sie an. Seine Wut war verflogen, ja, erwirkte geradezu erleichtert. »Es ist der magische Rutenstab der Vandenbergs. Dieser hier wurde im achtzehnten Jahrhundert gefertigt, aber unsere Tradition reicht noch viel weiter zurück ...«
    »Dann waren die Vandenbergs Rutengänger!« Susanne schaute ihn erstaunt an.
    »Nun, das Rutengehen war ein wichtiges Element der Kunst, die sie ausübten. Aber zu dieser Kunst gehörte noch einiges mehr dazu. Sie waren Geomanten, und zwar zweifellos die besten im ganzen Kölner Erzbistum, und vielleicht sogar weit über seine Grenzen hinaus. Darauf beruhte ihre Macht und ihr Erfolg.«
    »Geomanten«, sagte Chris langsam. Plötzlich hatte sie den Eindruck, dass der Nebel des Unerklärlichen sich ein wenig lichtete. »Sie haben ihre Häuser und Kirchen auf Kraftorten gebaut, wo viel Energie fließt, richtig?«
    Roland nickte. »Natürlich waren sie auch ausgezeichnete Baumeister. Diese beiden Künste gehören zusammen. Und, wie ich schon sagte, reicht unsere Familientradition sehr weit zurück.«
    Susanne kniff die Augen zusammen. »Wie weit?«, fragte sie, und Chris glaubte zu sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete.
    Roland nahm den Stab jetzt entschlossen in die rechte Hand, klopfte mit der Spitze in seine linke Handfläche. »Gott sei Dank. Er zuckt nicht und bewegt sich nicht. Zwanzig Jahre habe ich regelrecht Angst vor diesem verdammten Ding gehabt.« Er schaute Susanne an. »Ja. Sehr weit. Mein Urahn Gerhard Vandenberg war der Geomant des Erzbischofs Konrad von Hochstaden.«
    Für einen Moment war es im Kaminzimmer so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Roland legte den Rutenstab auf den Tisch, nahm das alte Buch mit den Karten und schlug es langsam auf. Heike setzte sich links neben ihn, und er legte ihr den Arm um die Schulter.
    »Ich weiß über all diese Dinge viel weniger, als ihr vermutlich denkt«, sagte er. »Daran ist vor allem mein Vater schuld. Er hielt sich für einen durch und durch modernen Architekten und Bauunternehmer. Die alten geomantischen Methoden, nach denen mein Großvater noch gebaut hatte, waren für ihn finsterster Aberglaube. Er ließ keine Gelegenheit aus, sich darüber lustig zu machen, und er und Großvater hatten deswegen häufig Streit. Großvater versuchte, sein Wissen statt an seinen Sohn an mich weiterzugeben, aber ich war im Grunde noch viel zu klein dafür.« Roland schüttelte den Kopf und wirkte plötzlich traurig. »Er hat wohl gespürt, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.«
    »Und dein Großvater hat dir also diesen Stab gezeigt«, sagte Heike. »Ja. Hinterher hatten er und mein Vater einen sehr schlimmen Streit, und ein paar Tage später ist er gestorben. Da war ich erst elf. Wir sind abends in den Dom gegangen. Als Mitglied der Geheimen Zunft hatte Großvater einen Schlüssel und durfte den Dom jederzeit betreten.«
    Chris hörte gespannt zu. Dann existierte

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