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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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diese Geheime Zunft also tatsächlich! »Was hat es denn auf sich mit dieser Zunft?«, fragte sie und fühlte sich vor Neugierde ganz kribbelig. »Oder darfst du darüber nicht sprechen?«
    Roland zuckte die Achseln. »Es gibt ja niemanden, der es mir verbieten könnte. Ich denke, die Zeit ist über diese alten Geheimnisse hinweggangen, sodass sich niemand mehr wirklich dafür interessiert. Sie passen wohl einfach nicht in die moderne Welt. Die Generation meines Großvater war die letzte, die das alte Wissen noch ernst nahm. Das gilt auch für die anderen Familien - die Burmesters, Loewens, Terwegens.«
    »Die waren auch alle Geomanten und Baumeister?«, fragte Susanne. »Ja. Die Kirche war es, die die
    Geomantie zur Geheimwissenschaft machte, da sie im Widerspruch zur offiziellen Kirchenlehre stand. Andererseits wollte der Erzbischof aber nicht auf die Dienste der Geomanten verzichten. Kirchen und Klöster sollten über Kraftorten gebaut werden, damit dort viel Energie floss und die Gläubigen reichlich zusammenströmten und den Klingelbeutel füllten. Die Kirche wollte sich das Monopol über dieses Wissen sichern, um damit ihre Herrschaft zu festigen. Letztlich war das der Grund für die Geheimniskrämerei. Damit sie Stillschweigen bewahrten, wurden die Geomanten, die im Dienst des Erzbischofs standen, reich entlohnt und gelangten zu Wohlstand und Ansehen. In den Augen der Öffentlichkeit galten sie lediglich als begabte, kühne Baumeister. Dass die Gebäude, die sie errichteten, nach geomantischen Prinzipien gebaut waren, wusste bald kaum noch jemand. Zugleich bauten die Geomanten ihren geschäftlichen Einfluss in der Stadt aus. In den Handelshäusern, die sie errichteten, florierten die Geschäfte. Und da diese Familien unter der besonderen Protektion des jeweiligen Erzbischofs und Kurfürsten standen, genossen sie viele Privilegien.«
    »Hat dir dein Großvater das alles erzählt?«, fragte Heike. Chris spürte, wie erleichtert sie war, ihren Mann endlich über die Dinge sprechen zu hören, die er so lange vor ihr verborgen hatte. Wobei Chris allerdings noch nicht klar war, wieso er daraus ein solches Geheimnis gemacht hatte.
    »Wie gesagt, war ich erst elf, als er starb. Mein Vater verbot mir nicht, mich für das alte Wissen zu interessieren. Er tat etwas viel Schlimmeres. Er ließ keine Gelegenheit aus, die alte Familientradition lächerlich zu machen. Kein Junge möchte gerne ausgelacht und verspottet werden. Also begann ich diese Dinge völlig abzulehnen und wollte ebenso modern und aufgeklärt werden wie mein Vater. Die Geomantie ist aber kein Handwerk, das man lernen kann oder auch nicht. Großvater legte immer Wert darauf, dass sie eine besondere Gabe ist, eine Bestimmung, für die man geboren wird. Darum war er so glücklich, als damals im Dom der Stab in meiner Hand zuckte. Er hat gehofft, ihn an mich weiterreichen zu können. Aber dazu kam es nie.«
    Das konnte Chris gut nachvollziehen. War es mit ihrer eigenen Gabe nicht ähnlich? Hatte sie nicht auch krampfhaft versucht modern zu sein, um nicht ausgelacht zu werden?
    »Erst in den letzten Tagen habe ich mich wieder für meine Vergangenheit zu interessieren begonnen. Auslöser war, glaube ich, der Einsturz des Hauses.« Er schaute Susanne an. »Als du - ich darf dich doch duzen wie Chris? - in mein Büro gekommen bist und mir von dem blauen Leuchten erzählt hast, das Maggie Bertram gesehen haben wollte, fiel mir plötzlich dieser letzte, fürchterliche Streit ein, den Vater und Großvater hatten, wenige Tage vor Großvaters Tod. Ich habe sie belauscht - und mein Großvater tat mir so Leid. Danach habe ich meinen Vater nie mehr wirklich gemocht.«
    »Worüber haben sie gestritten?«
    »Natürlich habe ich vieles nicht verstanden. Großvater warf Vater vor, sich nicht um die Verantwortung zu scheren, die unsere Tradition mit sich brächte.« Roland schloss die Augen. »Sie saßen in Großvaters Arbeitszimmer, und ich habe an der Tür gehorcht und Angst gehabt, dass jeden Moment der Diener vorbeikommt und mich kräftig an den Ohren zieht. Ich erinnere mich, dass Großvater sagte: >Durch die Manipulationen, die unsere Ahnen an den Netz-Knotenpunkten vorgenommen haben, fließt mehr Energie durch das Netz und davon profitieren wir seit Jahrhunderten. Dieser Energie verdanken wir unseren Reichtum und unsere Macht, das weißt du genau!< Vater war ein schrecklicher Choleriker. Er schrie: >Ich will, dass du den Jungen endlich mit deinem albernen Hokuspokus in

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