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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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meine morgige Vorlesung vorzubereiten.«
    Offenbar waren sie nur zu gerne bereit in Martin den Mörder zu sehen. Scharenbroich seufzte. »Meines Erachtens sollten wir zumindestens hypothetisch in Betracht ziehen, dass eines von den weltlichen Zunftmitgliedern Josef und Schwester Hildegardis umgebracht haben könnte, aus welchen Motiven auch immer. Um klarer zu sehen, brauchen wir das Geheime Buch.«
    »Alles spricht dafür, dass Martin der Mörder ist«, sagte Stuer. »Und den Diebstahl wird er auch begangen haben. Setze ihn unter Druck, Scharenbroich - so lange, bis er endlich gesteht. Dann können wir ihn der Polizei übergeben und die Sache ist für uns erledigt!«
    Scharenbroich fragte: »Was ist mit dem Geheimen Gewölbe? Will von euch überhaupt jemand wissen, was sich dort unten verbirgt?«
    »Ich bin Religionsphilosoph, kein Archäologe«, entgegnete Rautenstrauch.
    Stuer deutete mit seinen dürren, knochigen Fingern auf das Altarbild. »Was haben wir eigentlich noch davon, dass wir das Geheimnis geheim halten? Führungen in das Gewölbe wären vermutlich touristisch sehr reizvoll. Dass sich dort unten irgendetwas von Wert befindet, bezweifle ich. Jedenfalls nichts, das wertvoller wäre als beispielsweise die römische Fußbodenheizung, die sie unter dem Langhaus ausgegraben haben.«
    Unter dem Langhaus der Kirche fanden bereits seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs archäologische Grabungen statt, doch Oster und seine Vorgänger hatten den Archäologen nie erlaubt unter dem Chor zu graben, »um die Ruhe der Bischofsgruft nicht zu stören«, wie man es offiziell begründete. Der wahre Grund war natürlich, dass sie sonst zwangsläufig auf die Treppe gestoßen wären, die von der Krypta in die Tiefe führte.
    »Angenommen, der Schlüssel taucht wieder auf, würdet ihr dann mit mir hinuntersteigen?«, fragte Scharenbroich und schämte sich, dass die Aussicht allein in das Gewölbe hinabsteigen zu müssen, ihn so in Angst versetzte. Trotzdem hätte er sogar Stuers Begleitung einem einsamen Abstieg vorgezogen. Stuers faltiges Lächeln wirkte boshaft. »Schon allein, um mich am Anblick deiner schlotternden Knie zu weiden, Scharenbroich!«
    »Selbstverständlich würde ich mitkommen«, sagte Ermekeil. »Ich würde zu gerne einmal mit eigenen Augen sehen, was sich dort unten verbirgt. Ich gebe aber Folgendes zu bedenken: Die Regelung, dass jetzt, wo wir einen Erzbischof von außen haben, lediglich der Dompropst das Geheimnis allein hütet und den Kontakt zu den weltlichen Mitgliedern der Zunft aufrechterhält, hat sich bewährt. Im Gegensatz zu Stuer bin ich der Ansicht, dass unsere alten Bräuche in Ehren gehalten werden sollten. Unsere Tradition ist das Fundament, auf dem die Kirche ruht. Nur so können wir den Gläubigen in der modernen Welt Halt und Stütze sein.« Er lächelte Scharenbroich aufmunternd zu.
    Ermekeils Predigten war in den letzten Jahren strenger und schärfer geworden. In ihrem Beharren auf alten Traditionen und dem Ablehnen aller kirchlichen Reformen wirkten sie mitunter geradezu mittelalterlich, sodass er sich mehrfach Ärger mit den katholischen Frauenverbänden und anderen Laienorganisationen eingehandelt hatte, wobei sich aber der Erzbischof immer schützend vor ihn stellte. Diese inhaltliche Schärfe stand in seltsamem Widerspruch zum sanften Klang seiner Stimme und der Ruhe und Freundlichkeit, die er auch weiterhin ausstrahlte.
    Vielleicht war ein solcher kämpferischer Traditionalismus für die Kirche die einzige Überlebenschance in einer Welt, in der alle Werte immer beliebiger und austauschbarer zu werden schienen. Scharenbroich war jedenfalls entschlossen Ermekeil als Nachfolger für das Dechantenamt vorzuschlagen. Ermekeils gutes Verhältnis zum Erzbischof konnte für das Kapitel nur von Nutzen sein. Josef, der in vielen Fragen eine sehr fortschrittliche Haltung eingenommen hatte, war mit diesem Erzbischof nie richtig warm geworden.
    Scharenbroich schaute seufzend in die Runde. »Also gut. Ich werde mir Martin vornehmen. Ich werde ihn dazu bringen, das Buch und den Schlüssel herauszugeben. Und ich rede noch mal mit dieser Kommissarin. Vielleicht ist es ja das Beste, wenn wir uns kooperativ zeigen und ihr, was Josef und Martin betrifft, reinen Wein einschenken. Seid ihr mit dieser Vorgehensweise einverstanden?«
    Stuers Augen funkelten. »Ich wasche meine Hände in Unschuld. Es wird sich zeigen, dass du deiner Aufgabe nicht gewachsen bist. Zu gegebener Zeit werde ich den Erzbischof

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