Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
Vom Netzwerk:
Liebesbeziehung erzählt - oder am Ende noch mehr? Dass die Polizei von der Beziehung erfuhr, war wohl letztlich unvermeidlich. Er musste versuchen, sich mit ihnen zu arrangieren. Nichts davon durfte an die Öffentlichkeit dringen, damit Josefs Name unbefleckt blieb. Er musste versuchen, das der Kommissarin klar zu machen. Aber - hatte Martin noch mehr verraten?
    »Sie können ruhig zugeben, dass Sie Bescheid wussten, Domdechant«, sagte Martin. »Wie gesagt, ich habe ihr von der Liebe zwischen Josef und mir erzählt.«
    Die Art, wie er den Satz betonte und Scharenbroich dabei anschaute, bewirkte, dass der Domdechant sich ein wenig entspannte. Über die anderen Dinge hatte Martin offenbar geschwiegen. Wenigstens bis jetzt.
    »Ich gebe zu, dass ich von dieser, nun ja, moralisch problematischen Beziehung zwischen den beiden wusste«, sagte er langsam. Er schaute die Kommissarin an. Plötzlich hatte er nur den Wunsch Josefs Namen zu schützen. »Ich bitte Sie sehr, diese Sache vertraulich zu behandeln. Nicht auszudenken, wenn die Öffentlichkeit davon erführe. Die Sensationspresse würde sich auf diese Geschichte stürzen. Trotz dieser ... Schwäche war Herr Oster ein großartiger Mensch, glauben Sie mir. Er hätte es nicht verdient, von den Medien in den Schmutz gezogen zu werden.«
    Ihm schien, dass ihr forschendes Polizistengesicht etwas freundlicher wurde. »Ich habe nicht viel für die Sensationspresse übrig«, sagte sie. »Wir sind nicht daran interessiert, diese Sache an die große Glocke zu hängen. Vorausgesetzt, Herr Hatheyer hat tatsächlich nichts mit dem Mord zu tun, wie er behauptet. Das prüfen wir noch.«
    An ihrem Blick merkte Scharenbroich, dass sie ihn und Martin nach wie vor verdächtigte. Aber vielleicht hatte das gar nichts zu bedeuten. Vielleicht verdächtigte sie einfach grundsätzlich alle und jeden. Sie mussten an der Leiche Fingerabdrücke gefunden haben - seine und Martins. Oder konnte man auf menschlicher Haut oder auf Kleidung überhaupt keine Fingerabdrücke feststellen? Er hatte keine Ahnung von Polizeiarbeit. Vielleicht war es besser, in diesem Punkt die Wahrheit zu sagen. Unter anderem darüber hatte er mit Martin sprechen wollen, bevor die Polizei ihn ausfragte. Nun war es zu spät. Er spürte, wie sich auf seiner Stirn wieder Schweißtropfen bildeten. Den scharfen Augen der Kommissarin entging das gewiss nicht.
    Sie schaute ihn durchdringend an, dann wieder Martin. »Ich habe das Gefühl, dass Sie beide mir etwas verschweigen, das mit dem Mord in Zusammenhang steht«, sagte sie. »Dass zwischen Herrn Hatheyer und dem Dompropst eine etwas ungewöhnliche Beziehung bestand, hatte ich bereits vermutet. Aber wo ist das Motiv für den Mord? Dass Herr Oster Einbrecher auf frischer Tat ertappt hat, können wir ausschließen, denn es fehlt jedes Anzeichen für einen Einbruch. Warum wurde er also ermordet? Und wer hat ihn draußen vor den Dom gelegt?«
    Auf ihre erste Frage weiß ich ja selbst keine Antwort, dachte Scharenbroich, und was die zweite Frage angeht... »Ich bin selbst ratlos, Frau ...«
    »Wendland«, erinnerte dieser Kommissar Tönsdorf ihn, mit einem gemütlichen Grinsen, das Scharenbroich völlig fehl am Platze fand.
    »Ja. Ich habe wirklich keine Ahnung, wer dieses Verbrechen begangen haben könnte.«
    Wieder dieser stechende Blick. Sie war fast einen Kopf größer als er .
    »Vielleicht sagen Sie sogar die Wahrheit.« Ihre Stimme klang nachdenklich.
    »Andererseits haben wir diese Zeugin, die behauptet, zwei Priester, ein kleiner, rundlicher und ein dünner« - sie schaute erneut Martin an - »hätten die Leiche aus dem Dom nach draußen getragen.« Nach einer kurzen Pause sagte sie: »Ich werde Sie beide der Zeugin gegenüberstellen.«
    Scharenbroich registrierte, dass der dicke Kommissar Tönsdorf plötzlich ein bedenkliches Gesicht machte. Was mochte das für eine Zeugin sein? Jemand, der sich nachts auf der Domplatte herumtrieb. Tönsdorf hielt diese Zeugin offenbar nicht für zuverlässig. Herrgott, er und Martin waren so aufgeregt und in Panik gewesen, sie hatten sich nur ganz rasch und flüchtig umgeschaut, ehe sie wieder im Dom verschwunden waren.
    Ich werde der Kommissarin alles erzählen, dachte er plötzlich, nichts über das Geheimnis, aber alles andere - wie Martin mich in der Nacht aus dem Bett geklingelt und mich hinunter in die Krypta geführt hat, zu Josef, und wie wir ihn mühsam und qualvoll hinaufgeschleppt haben ... damit man ihn nicht dort unten findet,

Weitere Kostenlose Bücher