Wendland & Adrian 02 - Die Krypta
italienische Restaurant im Raum Köln. Hinter den erlesenen Menüs auf Tinos Speisekarte standen keine Preise. Bei Tino aßen nur Männer und das Essen war Bestandteil des Gesamtservice.
An einem Tisch mit Blick auf den nach der Winterruhe wieder zum Leben erweckten, romantisch angestrahlten Springbrunnen saßen zwei ältere Herren über sechzig. Der eine war Dr. Willi Rüters, der Kölner Polizeipräsident, den lediglich noch zwei Jahre von seinem wohlverdienten Ruhestand trennten. Bei dem anderen handelte es sich um einen angesehenen Kölner Bürger, Mitglied zahlreicher Vereine - ein stattlicher Mann mit gepflegtem grauen Vollbart und kleinen, wachsam funkelnden Augen. »Und, hat es dir geschmeckt, Willi?«, fragte er.
Der Polizeipräsident, der sich gerade den Mund mit einer seidenen Serviette abtupfte, seufzte zufrieden. Während er die Serviette wieder neben den Teller legte, sagte er lächelnd: »Ich kann mich nicht entsinnen, mit dir schon mal schlecht gespeist zu haben, Harald.«
Der bärtige Mann winkte mit der Hand. Ein livrierter Kellner kam mit einem Silbertablett, auf dem ein altmodisch aussehender Messingschlüssel lag. »Die Herrschaften waren zufrieden?«, fragte er.
»Das Essen war ausgezeichnet. Danke, Vincenzo.«
»Nummer zwölf, Herr Terwegen«, sagte der Kellner, und Roland Vandenbergs Patenonkel nahm lächelnd den Schlüssel vom Tablett.
Die beiden Männer erhoben sich, gingen vom Speiseraum durch eine mit alten Jagdgemälden geschmückte und von zwei riesigen Kronleuchtern erhellte Eingangshalle, stiegen eine breite Wendeltreppe hoch. An den Wänden des Treppenhauses hingen Gobelins, auf denen kostbar gekleidete Adelige sich zwischen Bergen aus Wildbret, Fisch und Obst mit zahlreichen nackten Damen von barocker Üppigkeit vergnügten.
Vor einer Tür mit einer großen, goldenen Zwölf blieben sie stehen. Terwegen schloss auf. In der mit prachtvollen Rokoko-Möbeln ausgestatteten Suite dahinter räkelten sich zwei schlanke, dunkelhäutige junge Frauen in Strapsen entgegenkommend auf einem großen Sofa. Auf dem Tisch davor stand ein Champagnerkübel.
Terwegen schaute Dr. Rüters an und lächelte jovial. »Und, Willi, zu viel versprochen?«
Der Polizeipräsident machte ein zufriedenes Gesicht. »Ein wirklich ... apartes Dessert », sagt e er.
Terwegen klatschte in die Hände. »Jut, ihr zwei lecker Mädscher! Trinkt euch noch ein Gläschen unten an der Bar. Onkel Harald und der gute Dr. Rüters haben vorher noch was Geschäftliches zu besprechen. Wir klingeln dann.«
Stumm und katzenhaft geschmeidig glitten die beiden Frauen vom Sofa und verließen das Zimmer. Dr. Rüters bot Terwegen eine Zigarre an, die der ablehnte. Rüters selbst zündete sich eine an und paffte einen Moment. Dann fragte er: »Was für einen kleinen Gefallen soll ich dir denn tun?«
Terwegen breitete die Hände aus. »Ach, wirklich nur eine Kleinigkeit.«
»Nichts, weswegen man mich vorzeitig und unehrenhaft in den Ruhestand schicken könnte?«
»Wo denkst du hin«, sagte Terwegen. »Wir haben doch schließlich alle dafür gesorgt, dass du fest im Sattel sitzt.« Dr. Rüters runzelte die Stirn und schaute auf seine Zigarrenspitze. »Natürlich. Daran brauchst du mich nicht zu erinnern.«
»Also, eigentlich sind es zwei Sachen. Da ist das eingestürzte Vandenberg-Haus. Dem Roland geht das wirklich an die Nerven. Die öffentlichen Anschuldigungen gegen ihn, meine ich. Das trifft ihn an der Familienehre. Schließlich waren die Vandenbergs seit altersher die größten Baumeister von Köln. Sorge bitte dafür, dass möglichst bald öffentlich festgestellt wird, dass der Einsturz eine nachvollziehbare Ursache hatte - sagen wir, ein Gasunfall, von den Bewohnern selbst verschuldet. Mit dem guten Oberstaatsanwalt Herkenrath gibt's da bestimmt keine Probleme. Der ist ein Schulfreund von Rolands Vater gewesen.«
Dr. Rüters zuckte die Achseln. »Wenn's weiter nichts ist. Ich kümmere mich gleich morgen darum. Und die zweite Sache?«
Terwegen schenkte Champagner ein. »Die betrifft den toten Domprobst.«
Dr. Rüters hob die Brauen. »Was ist mit ihm?«
»Ich habe mich kurz vor Osters Tod mit ihm getroffen und überhaupt keine Lust in die Ermittlungen hineingezogen zu werden.« Er nippte an seinem Champagner. »Wenn deine Beamten, die auf den Fall angesetzt sind, zu neugierig nachschnüffeln, werden sie früher oder später auf die Geheime Zunft stoßen.«
Dr. Rüters zuckte die Achseln. »Na und? Wer interessiert sich
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