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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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heute noch für die Geheime Zunft? Außer dir natürlich.«
    »Du weißt, dass sie mein ganz persönliches Steckenpferd ist«, sagte Terwegen. »Und ich finde, was geheim war, sollte auch weiterhin geheim bleiben - schon der Tradition wegen. Das sind wir unseren Vorfahren schuldig.« Er grinste verschwörerisch über sein Glas hinweg. »Immerhin hat in der unheiligen Verflechtung von Domkapitel und Baumeisterzunft die ganze Kölsche Klüngelwirtschaft ihren Ursprung!«
    Dr. Rüters lachte. »Also, meinetwegen, wenn dir so viel daran liegt. In meinem Präsidium gibt es genug Beamte, deren Neugierde sich auf Fußballergebnisse und Lottozahlen beschränkt. Dürfte kein Problem sein, die Ermittlungen jemandem anzuvertrauen, der viel zu bequem ist, um seine Nase in Dinge zu stecken, die ihn nichts angehen.«
    Terwegen lächelte zufrieden und leerte seinen Champagnerkelch in einem Zug.
    »Und wenn du ihn doch erschlagen hast, den schwulen Probst?«, fragte der Polizeipräsident. »Zutrauen würde ich es dir.«
    Terwegen lachte dröhnend. »Habe ich natürlich nicht. Aber falls doch - kann mir nicht vorstellen, dass dir das schlaflose Nächte bereiten würde.«
    Dr. Rüters schmauchte genüsslich an seiner Zigarre. »Stimmt. Pfaffen gibt's auf der Welt, weiß Gott, genug. Was macht da einer mehr oder weniger schon aus?«
    Terwegen drückte auf den goldenen Klingelknopf neben dem Champagnerkübel. »Kannst sie alle beide haben«, sagte er und stand auf.
    Dr. Rüters schaute ihn erstaunt an. »Du bleibst nicht?«
    Terwegen schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich steh in letzter Zeit nicht mehr auf so was. Aber ich wünsch dir viel Spaß. Die zwei Häschen sind wirklich gut.« An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Willst du immer noch gerne ins Dreigestirn?«
    Dr. Rüters nickte. »Das wäre die Krönung meiner gesellschaftlichen Laufbahn.«
    »Das Dreigestirn für die nächste Session ist schon ausgekungelt. Aber fürs übernächste Mal lässt sich bestimmt was machen. Was willst du denn werden? Prinz, Bauer oder Jungfrau?«
    »Jungfrau«, sagte der Polizeipräsident ohne langes Nachdenken.
    Als Harald Terwegen Zimmer zwölf verlassen hatte, verschwand die zur Schau gestellte Jovialität aus seinem Gesicht. Verachtung spiegelte sich darin wider, ja, Abscheu, als ihm im Treppenhaus die beiden Prostituierten begegneten. Er ging an ihnen vorbei, als existierten sie überhaupt nicht. Sie warfen ihm erstaunte Blicke nach.
    Mitten in der Nacht schreckte Chris aus dem Schlaf hoch. Einen Moment sah sie wieder die Steine herabfallen und glaubte den Todesschrei zu hören, doch zum Glück verblassten diese Eindrücke rasch. Was war das für eine Vision gewesen? Und was hatte diese Vision mit Heikes Mann zu tun? Es musste eine Verbindung bestehen. Beunruhigenderweise hatte sich, wenn Chris früher solche hellsichtigen Erlebnisse gehabt hatte, später meistens herausgestellt, dass es dafür einen sehr realen Hintergrund gab. Wer das zweite Gesicht besitzt, ist wirklich nicht zu beneiden, dachte sie seufzend. In dem alten Bett hatte schon Chris' Vorgänger mit seiner Frau geschlafen. Es war ziemlich durchgelegen und knarrte. Das hatte Chris nicht gestört, solange Jonas neben ihr gelegen hatte. Jetzt war die linke Hälfte des Bettes kalt und leer; die Herzseite.
    Wie sehr man sich daran gewöhnt, dachte Chris. In Kanada habe ich wochenlang allein unter Bären und Wölfen in einer Blockhütte gehaust und es hat mir nichts ausgemacht. Es war eine klare Nacht, Mondlicht kam ins Zimmer. Ein bisschen sehnte sie sich danach, Wölfe heulen zu hören. Vielleicht sollte ich wieder nach Kanada gehen, dachte sie, stieg aus dem Bett und stellte sich ans Fenster. Der Mond leuchtete drüben über dem Dachsberg.
    »Wie soll es nur weiter gehen?«, sagte sie leise. Sie hatte den Schamanismus für immer aufgeben wollen, dann war diese Heike gekommen und nun war alles wieder ganz anders.
    Plötzlich wollte sie im Mondlicht über die Hügel wandern. Ich bin ja gefeuert, dachte sie, früh aufstehen muss ich sowieso nicht. Sie zog Jeans und Pullover über, ging nach unten, schlüpfte in Jacke und Wanderschuhe, glitt durch die Hintertür hinaus in den Garten. Immer war es die Natur - die Bäume und Hügel, der flüsternde Wind -, die ihr beim Nachdenken half.
    Sie nahm den Weg zum Dachsberg hinauf. »Bärin, komm, geh ein bisschen mit mir spazieren«, flüsterte sie. Tatsächlich war die Bärenkraft da und half Chris, mit der Umgebung zu verschmelzen.

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