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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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und Libellen, wie es sie in der realen Natur nirgends gab. Sie hatten zahnstarrende Mäuler, die an Piranhas erinnerten. Nach der Tradition der Kriegerschamanen müsste ich jetzt umkehren, dachte Chris. In dieser Tradition durfte man die Reise nicht fortsetzen, wenn man auf mit spitzen Zähnen bewehrte Insekten, Fische oder Reptilien traf. Aber Silver Bear hatte sich immer als Abenteuerschamane bezeichnet. Ein Abenteuerschamane war sich bewusst, dass er jederzeit umkehren konnte, aber das tat er niemals, ehe er nicht in der inneren Welt, die er bereiste, mit Hilfe seiner Kreativität eine positive Veränderung herbeigeführt hatte.
    Eine Schrecksekunde fürchtete Chris, dass die gespenstischen Insekten über sie herfallen würden, doch die zahnigen kleinen Monster glitten einfach durch sie hindurch wie körperlose Phantome und verschwanden. Endlich erreichten Chris und die Bärin das Ende des Tunnels - und alles um Chris herum verschwand, der Tunnel, die Bärin, auch spürte sie die äußere Umgebung nicht mehr - den Stuhl, Heikes Hand.
    Da war ein dunkles, uraltes Gewölbe. Aus dem Boden ragte ein gewaltiges Metallgebilde, das an einen riesigen Anker erinnerte und gespenstisch leuchtete. Dann sah sie das Innere eines sehr hohen Gebäudes, einer Kirche vielleicht. Der Boden schwankte und zitterte. Steine fielen herab. Chris spürte die Wucht des Aufpralls und hörte den Schrei eines Menschen, der von diesen Steinen zerschmettert wurde.
    Chris riss die Augen auf und ließ Heikes Hand los, als hätte sie sich daran verbrannt.
    »Was hast du?«, fragte Heike erschrocken.
    Mein Gott, dachte Chris, ich kann es ihr nicht sagen. Der Eindruck war so real gewesen, dass sie immer noch glaubte, die Steine fallen und den Menschen schreien zu hören, den sie unter sich begruben. Und dann dieses unheimliche Metallding ... Chris schauderte.
    Sie bemühte sich ihrer Stimme einen ruhigen, beschwichtigenden Klang zu geben. »Ach, keine Sorge. Das war halb so wild«, sagte sie und bezweifelte, dass das aufmunternde Lächeln, das sie Heike zuwarf, sehr überzeugend wirkte. »Mir sind ein paar ziemlich hässliche Insekten entgegengekommen. So was deutet meistens auf ein etwas anfälliges Immunsystem hin. Eine stressbedingte Infektanfälligkeit. Dein Mann sollte viele Vitamine essen und darauf achten, dass er genug Schlaf bekommt. Sonst könnte er sich einen fiebrigen Infekt zuziehen.«
    Diese Deutung der Insekten war sogar einigermaßen zutreffend. Aber das andere ... Sie hatte den Tod eines Menschen gesehen.
    Heike schaute sie zweifelnd an. Bestimmt spürt sie, dass ich ihr etwas verheimliche, dachte Chris. Doch Heike sagte nur: »Dann bin ich froh, dass es nichts Ernsteres ist. Ich sehe dir an, dass du erschöpft bist. Ich glaube, Ahriman und ich sollten uns jetzt endlich auf den Weg machen.«
    Der Hund, den sie mit einer alten Decke und einem großen Kauknochen in Chris' Arbeitszimmer eingesperrt hatten, damit er das Ritual nicht störte, war dort die ganze Zeit über mucksmäuschenstill gewesen. Jetzt winselte er laut und kratzte an der Tür.
    Chris ging hinüber und befreite ihn. Er sauste zu Heike, die ihm den Kopf streichelte. Dann sprang er an Chris hoch und leckte sie ab.
    »Nicht lecken!«, rief Heike. Chris musste lachen. Die schrecklichen Eindrücke verblassten. »Ach, lass ihn, er ist wirklich süß. Was für ein großer, schwarzer Tollpatsch!«
    Sie brachte Heike zur Tür. Heike bedankte sich, ging ein Stück in Richtung Parkplatz, über dem ein fast voller Mond leuchtete. Plötzlich blieb sie stehen und kam wieder zurück. Sie streckte Chris die Hand entgegen. »Können wir Freundinnen sein?«, fragte sie.
    Chris griff zu. »Is' okay«, sagte sie. »Gern.«
    Susanne stand an der Domsakristei und trat fröstelnd von einem Bein auf das andere. Sie hatte sich mit ihrer dünnen Jacke schon zu sehr auf den Frühling eingestellt. Der Abend war klar und kühl und der Mond stand tief über der Stadt. Sie war pünktlich am Dom eingetroffen. Als sie um zehn nach acht auf die Uhr schaute, piepste ihr Handy.
    »Hatheyer hier. Tut mir Leid, dass es etwas spät er geworden ist. Ich musste einem Schüler noch etwas zu Thomas von Aquin erklären. Ich mache mich jetzt hier am Priesterseminar auf den Weg. In zehn Minuten bin ich bei Ihnen.«
    »Ist mir zu kalt, um hier rumzustehen. Ich gehe Ihnen entgegen. Dann können wir uns unterwegs schon unterhalten«, sagte Susanne etwas gereizt. Unpünktlichkeit ging ihr auf die Nerven. Nur bei guten

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