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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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mich in der französischen Pampa das Heimchen am Herd zu geben.«
    »Das tut mir aber leid!«, lüge ich mit neu erwachter Hoffnung.
    Hoffnung? Auf was denn, bitte schön? Sandra Heller, sag mal, spinnst du?, schimpft mein innerer Staatsanwalt. Kaum erzählt dir ein wildfremder Kerl was von Frankreich, da führst du dich auf wie einer von diesen hysterischen Teenies auf einem Konzert von Robbie Williams! Wie wär’s mal mit etwas mehr Distanz? Es geht schließlich nicht um dein Leben! Außerdem verabschiedest du dich doch gleich sowieso von dem Typen und siehst ihn nie wieder!
    Da hat er bestimmt recht. Trotzdem habe ich gerade überhaupt keine Lust auf seine Kommentare. Kurz entschlossen drehe ich seine Lautstärke runter. Während er tonlos weiterschimpft, wende ich mich wieder Benno zu.
    »Und Sie brauchen da unten nicht zufällig eine Sekretärin? Ich würde hier sofort alles stehen und liegen lassen und Ihnen sogar freiwillig jeden Morgen einen Kaffee an den Schreibtisch bringen …«
    Verwirrt registriere ich, dass sich mein Körper ganz ohne mein Zutun in Flirtbereitschaft versetzt hat. Das ganze Programm, mit Baucheinziehen, große runde Augen machen, verführerisch lächeln, Kopf schräg legen und so. Fehlt eigentlich nur noch, dass meine Hände sich selbstständig machen und meine Stimme rauchige Kommentare wie »Sie gefallen mir. Sie gefallen mir sogar sehr« abgibt.
    Diesem Impuls kann ich gerade noch widerstehen. Seiner Einladung zum Abendessen allerdings nicht. Zumal er mir das beste Cassoulet von ganz Berlin ankündigt: »Zehn Minuten von hier, ein kleiner Franzose. Hausmannskost und ehrliche Weine.«
    Normalerweise wäre ich ja nie zu einem wildfremden Mann ins Auto gestiegen. Aber jetzt ist nicht normalerweise. Ich liebe nämlich Cassoulet. Weiße Bohnen mit Tomaten, Würstchen und Entenfleisch im Ofen gebacken. Köstlich! Und mit einem ordentlichen Roten aus dem Languedoc im tiefsten Winter wirklich genau das Richtige.
    Außerdem habe ich seit heute Morgen nichts Vernünftiges in den Magen bekommen.
    Und überhaupt: Was ist schon dabei, mit einem Arbeitskollegen schnell einen Happen essen zu gehen?
    Während ich mich so grazil wie möglich auf der mit dunkelrotem Samt bezogenen Bank des kleinen Restaurants niederlasse, überlege ich nervös, ob ich eventuell folgenden Versuchungen freudig erregt erliegen sollte. Mein Staatsanwalt schüttelt schweigend, aber missbilligend den Kopf. Also gut. Ich denke noch mal nach. Aber nur kurz.
    Office fuck, never luck, muss ich widerstrebend zugeben. Sex mit Firmenmitarbeitern ist nicht gut, schon aus Prinzip. Einerseits. Andererseits: Einmal ist keinmal, und was Martina kann, kann ich ja wohl schon lange.
    Mit zärtlicher Entschlossenheit wende ich mich wieder Benno zu. Auf einmal fühle ich mich ganz leicht und beschwingt. Was natürlich auch am Rotwein liegen könnte, aber wer wird schon in derart magischen Momenten kleinlich Gläser zählen?
    Verträumt schaue ich Benno zu, wie er sein Cassoulet probiert. Er wirkt wie eine gute Wahl für einen Seitensprung. Gescheit, humorvoll, gelassen. Nicht zu jung, nicht zu alt. Aufmerksam, aber nicht aufdringlich. Außerdem hat er mich zu meinem Lieblingsessen eingeladen, anstatt mir selbst gekochtes Auberginengulasch zu servieren.
    Was, wenn er auf exotische Stellungen steht?, jammert mein Selbstbewusstsein auf einmal dazwischen. Vor Schreck bleibt mir eine Portion Cassoulet im Hals stecken.
    Zugegebenermaßen bin ich in dieser Hinsicht etwas verunsichert, seit ich neulich beim Friseur eine Cosmopolitan mit großem Sex-Special durchgeblättert habe. Ich meine, ich bin ja eher ein Kind von Bravo . Die hat sich auch sehr um meine Aufklärung verdient gemacht. Aber »How to do the Kamasutra« auf 40 bebilderten Sonderseiten, das war damals einfach noch nicht drin.
    Ich muss daraus schließen, dass ich im Vergleich zur Jugend von heute, die von der Fachpresse bereits in frühestem Alter in die Geheimnisse von Lotusstellung, Affenschaukel und Gangbang eingeführt wird, unter dramatischen erotischen Bildungslücken leide.
    Gerade will ich mich damit abfinden, eine weitere Nacht meines Lebens in der Abgeschiedenheit meines Kuschelschlafanzugs zu verbringen, um jedweder Blamage vorzubeugen, da erscheint Thomas vor meinem geistigen Auge. Auch das noch. Wenn ich jetzt obendrein ein schlechtes Gewissen kriege, kann ich den Abend gleich knicken.
    Aber nein, ich erinnere mich nur auf einmal daran, dass er mal gesagt hat, die

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