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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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Deutschen würden durchschnittlich nicht mehr als 4,8 Stellungen praktizieren.
    So oft mir diese Statistiken auch auf den Geist gehen – manchmal sind sie ein echter Segen. Vier Komma acht, die kriege ich ja wohl auch noch hin.
    v v v
    Nix kriege ich hin, gar nichts. Von wegen vier Komma acht. Ich wäre schon mit den Komma acht nach der Vier glücklich gewesen. Aber selbst die waren mir nicht vergönnt. Erst aufregende Nacktheit, elektrisierende Berührungen – und dann Feierabend. Benno ist einfach eingeschlafen. So viel zu meinen Qualitäten als Verführerin.
    Oh Gott. Am liebsten würde ich jetzt aufstehen und mit dem Taxi zum psychologischen Notdienst fahren.
    v v v
    Zum Glück bin ich liegen geblieben. Benno wachte nämlich wieder auf. Er war total verlegen und entschuldigte sich ganz süß bei mir. Er hat die letzten vier Tage ohne Pause durchgearbeitet, der Arme.
    Dann, tja, dann ist es doch noch eine überaus leidenschaftliche Nacht geworden. Alles war auf einmal ganz einfach. Und sexy. Und nur meine natürliche Schüchternheit hindert mich daran, an dieser Stelle freudestrahlend jede Menge intime Details auszuplaudern.
    Vorsichtig löse ich mich aus Bennos Umarmung. Er hat sich im Schlaf an mich gekuschelt und bis jetzt nicht mehr losgelassen. Was mir die unendliche Wonne bescherte, die ganze Nacht seine zarte Haut zu spüren. Ich hatte ganz vergessen, wie erotisch das ist – seit die Libido meines Gatten sich peu à peu von uns verabschiedet hat, ist er ja immer sorgsam darauf bedacht, eine Schicht Schiesser Feinripp (weiß, kochfest, ohne Eingriff) zwischen sich und meinen Kuschelschlafanzug zu bringen.
    Und dann riecht Benno auch noch so gut. Männlich mit einem winzigen Hauch von Zedern und Lavendel.
    Verträumt betrachte ich die groß gemusterte Blümchentapete und die altmodischen Möbel meines kleinen Pensionszimmers. Gestern hatte ich mich noch wahnsinnig darüber aufgeregt, in welche Absteige Joe mich mal wieder gesteckt hat, bloß um ein paar Euro zu sparen – aber heute kommt es mir so vor, als sei hier, genau hier, das Paradies.
    Jetzt reicht’s aber endgültig, bloß wegen ein paar lumpiger Orgasmen ergehst du dich hier in übelster Kitschromanlyrik, das darf ja wohl nicht wahr sein!, kreischt mein innerer Staatsanwalt auf. Aber du bist nicht Rosamunde Pilcher, du bist nichts weiter als eine gewöhnliche Ehebrecherin! Entrüstet klopft er von außen gegen die Fensterscheibe meines kleinen Paradieses.
    Ich werfe ihm einen letzten Blick zu. Dann lasse ich mit einem entschlossenen Griff die Jalousien herunter. Für Vorwürfe ist es morgen früh auch noch früh genug.
    Irritiert muss ich feststellen, dass sich in meinem Kopf eine unwiderstehliche Vision breitmacht: Wir stehlen uns einen Tag. Einen Tag voller Lachen und Lust und Leben. Auszeit. Sabbatjahr in Kurzversion.
    Danach will ich auch ohne Jammern und Klagen Thomas’ Feinripp ehren, bis dass der Tod uns scheide, versprochen. Aber diesen einen Tag mit Benno, den möchte ich unbedingt haben. Als kleinen Trostpreis dafür, dass aus uns beiden sowieso nichts werden kann.
    Gerade als ich mich bang frage, was Benno überhaupt von meiner Idee hält, schlägt er die Augen auf und lächelt mich an. »Wirklich schade, dass du verheiratet bist und ich demnächst von hier weggehe«, sagt er.
    Traurig schauen wir einander an. Da blitzt plötzlich ein Licht in seinen Augen auf. »Ich finde, dafür haben wir einen Trostpreis verdient. Ich weiß natürlich nicht, wie du das siehst«, fügt er verunsichert hinzu. »Aber ich hab heute zum ersten Mal seit Wochen frei. Und diesen Tag, den würde ich wahnsinnig gerne mit dir verbringen.«
    v v v
    Unglaublich, wie leicht auf einmal alles ist, wenn man sich für etwas entschieden hat, das man wirklich will. Ohne auch nur einen Hauch von schlechtem Gewissen rief ich Joe an, legte trockenen Reizhusten sowie aufrichtiges Bedauern in meine Stimme und erklärte, dass ich ihm aufgrund einer verschleppten Erkältung leider erst am nächsten Tag wieder zur Verfügung stehen könne.
    Der Anruf bei Thomas fiel mir natürlich bedeutend schwerer. Doch sein Handy war abgeschaltet, und als seine Sekretärin mich leicht zickig daran erinnerte, dass er auf einer Klausurtagung zum Thema »Risikominimierung bei offenen und geschlossenen Immobilienfonds« weilte und nicht gestört werden wollte, war ich sehr erleichtert.
    Ich strahle Benno an und fühle mich verwegen. Abenteuerlustig wie seit Jahren, ach was: Jahrzehnten, nicht

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