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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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die alte Klatschtante – Wind von unserer amour fou bekommt, Thomas anruft und ihm alles erzählt. Ich stelle mir vor, wie unglücklich Thomas sein wird.
    Panik steigt in mir auf, vermengt mit einem sagenhaft schlechten Gewissen. Eine eher ungünstige Kombination in Situationen, in denen souveräne Gelassenheit gefragt ist. Als Benno dann auch noch verschlafen »Komm doch einfach mit mir mit nach Frankreich« in mein Ohr murmelt, werfen meine Nerven das Handtuch.
    »Benno, wir kennen uns doch gar nicht«, sage ich und versuche, nicht an die Sache mit der Seelenverwandtschaft zu denken. »Du gehst bald weg, und ich bin eine verheiratete Frau. Ich liebe meinen Mann. Die Stunden mit dir waren ein Traum, den ich nie vergessen werde. Aber er passt einfach nicht in unsere Wirklichkeit. Bitte versuch nicht, mit mir noch mal in Kontakt zu treten, das würde uns nur alle unglücklich machen«, erkläre ich pathetisch. Und verkneife es mir heldenhaft, hemmungslos loszuflennen.
    Benno schweigt. Er sieht traurig aus. Als sei das ein Schicksalsschlag für ihn und nicht etwa das vorhersehbare Ende eines Two-Nights-Stands.
    Mensch, Sandra, jetzt läufst du deinem Glück davon, genau wie Meryl Streep in Die Brücken am Fluss , durchzuckt es mich. Erschrocken schiebe ich den Gedanken beiseite.
    Als ich Benno zum Abschied noch mal küsse, widerstehe ich trotzdem nur knapp dem Reflex, alles zurückzunehmen und für den Rest meines Lebens zu ihm unter die Bettdecke zu krabbeln.

4
    A uf der Zugfahrt zurück nach München wollte ich zwar ordentlich was wegarbeiten. Doch dann rutschte ich die ganze Zeit aufgewühlt auf meinem Sitz hin und her wie Hanni und Nanni nach dem ersten Mal. Meine Gefühle fuhren Achterbahn mit mir, und ich schwankte im Sekundentakt zwischen überschäumender Freude über mein kleines geheimes Benno-Wunder – und bodenlosem Frust darüber, dass es schon vorbei war.
    Ein Weilchen versuchte ich es mit Autosuggestion und murmelte mantramäßig »Is’ besser so« vor mich hin. Leider mit beschränktem Erfolg.
    Um mich abzulenken, beschloss ich, mein Handy endlich einzuschalten. Vielleicht hatte Benno ja inzwischen angerufen.
    Dazu hätte er allerdings meine Telefonnummer haben müssen. Die hatte ich ihm, tapfer, wie ich gewesen war, gar nicht erst gegeben. Und in der Firma würden sie meine private Handynummer nicht an einen aushilfsweise angeheuerten Standmonteur rausgeben, den im Büro niemand kannte.
    Insofern war es nicht weiter erstaunlich, dass der erste Anrufer nicht etwa der Mann meiner Träume war, sondern Joe Meidner. Er meldete, die Leute von Moulin Rouge seien unterm Strich sehr zufrieden mit dem Stand und wollten auch einen für die Fernsehmesse in London. Ein lukrativer Auftrag. Der Meidner quittierte ihn allerdings nicht mit Lob für meine Arbeit, sondern mit der dringenden Aufforderung, am Montag möglichst schon um acht im Büro zu sein.
    Kaum hatte ich Joe abgewimmelt, rief meine Mutter an, um mir von einem sensationellen Keksrezept zu erzählen, das sie gerade gefunden hatte. »Sie sind mit Himbeermarmelade gefüllt und heißen ›Je länger je lieber‹ – ist das nicht lustig?«, fragte sie begeistert.
    Die gute Seele. Sie wäre bestimmt schockiert gewesen, wenn sie in diesem Moment meine Gedanken hätte lesen können. Die fanden »je länger je lieber« einfach großartig. Wenn auch nicht unbedingt im Zusammenhang mit Backblechen und Himbeermarmelade.
    Ein weiterer Anruf setzte meinen kleinen Fantasien abrupt ein Ende. Dr. Schnurer. Er teilte mir mit, er erwäge, für das musikalische Begleitprogramm statt Vicky Leandros lieber Nicole zu engagieren. » Ein bisschen Frieden , das ist doch ein topaktuelles Statement! Und es passt so wunderbar zum pazifistischen Grundverständnis von Grünthal Elektro-Gartengeräte. Finden Sie nicht auch?«
    Ich fand Dr. Schnurer und seine Nicole ziemlich lästig und teilte ihm daher meinerseits mit, dass mein Akku gleich leer sei.
    Eine unverzeihliche Lüge wichtigen Kunden gegenüber, gewiss. Aber gewissen wichtigen Kunden gegenüber wird es dafür immer mildernde Umstände geben.
    Genervt schaltete ich mein Handy wieder aus und versuchte, ein bisschen zu dösen. In den letzten beiden Nächten hatte ich schließlich nicht allzu viel Schlaf bekommen. Doch kaum hatte ich die Augen geschlossen, brachen mit orkanartiger Wucht die zwei großen Fragen über mich herein, die sich jede Frau nach einem Seitensprung stellen muss. Erstens: Wird mein Mann was merken? Und

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