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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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amused, verkneift sich aber offensichtlich angestrengt jeden Kommentar. Da sticht mich plötzlich der Hafer. »Und? Lässt du ihn noch zappeln, oder darf er schon wieder kuscheln kommen?«
    »Lieber ’nen reumütigen Hetero in der Kiste als ’ne verkappte Schwulette!«, ruft Martina so laut, dass sich für meinen Geschmack eindeutig zu viele Leute nach uns umdrehen. Ich spüre, wie eine flammende Röte mein Gesicht überzieht. Warum kann ich nicht ein Mal die Klappe halten, anstatt immer gleich rauszuposaunen, was mir so an fixen Ideen durch den Kopf weht?
    Jetzt starren Renate und Neele mich an. Martina konzentriert sich auf ihre Schuhspitzen. Ihr wird offenbar klar, was sie gerade angerichtet hat.
    »Sandra, als deine Freundinnen haben wir ein Recht darauf, stets sofort und umfassend über alle wichtigen Ereignisse in deinem Leben informiert zu werden. Gibt es da etwas, das du uns sagen möchtest?«, fragt Neele schließlich streng. Ich winde mich unter ihrem durchdringenden Blick.
    Wie gut, dass in diesem Augenblick Julian mit einem Tablett und vier Gläsern Wein herannaht. Schon will ich ihn insgeheim als meinen Retter hochleben lassen – wegen der längst überfälligen Alkoholzufuhr und als willkommenen Anlass für einen diskreten Themawechsel –, da schickt Neele ihn wieder weg. Selbstverständlich erst, nachdem sie den Wein an uns verteilt hat.
    »Juli, Liebster, schau doch mal, ob du hier nicht einen Freund oder so entdeckst. Ich hab mit den Mädels noch was zu besprechen. Frauensache, du verstehst schon.«
    Julian versteht. Er schaut zwar wie ein Welpe im Tierheim, aber er versteht. Und geht.
    Es bleibt ihm auch nichts anderes übrig. Neele will’s jetzt wissen, das sehe ich an ihren Augen.
    Ergeben fange ich an, von Thomas’ verdächtig vielen Überstunden zu erzählen und von seinem verdächtigen Telefonverhalten und von der verdächtigen rosa Krawatte neulich im ›Spatenhaus‹. Mit stiller Trauer in der Stimme, aber durchaus nicht ohne Eleganz leite ich über zu der tragischen Frage, die mein gesamtes Eheleben überschattet …
    »Warum kriegt Thomas keinen hoch, warum kriegt Thomas keinen hoch? Was anderes hör ich jetzt schon seit Jahren nicht mehr von dir!«, unterbricht mich Neele rüde. Offenbar ist sie enttäuscht vom geringen Sensationsgehalt meiner Ausführungen und lässt jetzt ihren Frust an mir aus.
    »Du kennst meine Meinung dazu, ist mir ja neulich erst rausgerutscht …«
    Ich schaue sie ungläubig an. Hat sie ihre Meinung nicht am nächsten Morgen kleinlaut relativiert und alles auf den Rioja geschoben? Hat sie sich das etwa inzwischen anders überlegt?
    Sieht ganz so aus.
    »Trotzdem höre ich dir und deinem Potenzgejammer auch noch bis ins Altersheim zu, du, ehrlich, immer wieder gerne. Dafür sind beste Freundinnen schließlich da«, fährt Neele fort.
    Na danke, sehr nobel. Aber darüber, wozu beste Freundinnen wirklich da sind, werde ich mit ihr bei Gelegenheit ein konstruktives Streitgespräch führen müssen.
    »Aber mal im Ernst, Sandra: Merkst du nicht, wie dein ganzes Leben nur noch um diese eine Frage kreist? Also meiner Meinung nach musst du dich bald mal entscheiden, was du eigentlich willst. Entweder, du machst deinen Frieden mit Thomas, hörst ein für alle Mal auf zu jammern und freust dich für den Rest deines Lebens an einer erfüllten platonischen Beziehung. Die würde ich mit Kusshand nehmen, ich sag’s dir noch mal! Kuscheln ist mindestens genauso schön wie Vögeln und dabei wesentlich bequemer.«
    »Klar, ich weiß schon, und dann nimmst du Thomas mit zum Tantra, und alles wird gut! Also weißt du, wenn das alles so super ist, wie du sagst, dann werd du doch mit ihm glücklich. Ich schenk ihn dir!!«, keife ich dazwischen. Offenbar etwas oberhalb der üblichen Zimmerlautstärke, denn um uns herum fangen die Leute an zu tuscheln.
    »Entweder, du liebst Thomas, so, wie er ist, und gibst dich zufrieden mit dem, was du hast«, nimmt Neele ihren Faden ungerührt wieder auf. »Oder du kriegst endlich den Hintern hoch, stehst dazu, dass deine Ehe dich nicht glücklich macht, und trennst dich. Neues Spiel, neues Glück – wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Also: Wofür entscheidest du dich?«
    Ich bin sprachlos. Da debattiere ich mit meinem inneren Staatsanwalt seit Jahren über das Drama meines Ehelebens – und auf einmal soll alles nur eine simple Entweder-oder-Frage sein? Ganz ohne angemessene Berücksichtigung komplizierter moralisch-philosophischer Wenns und

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