Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
überzeugen, dass ich Frauchen bin und keine überdimensionierte Tigerente. Und dann musste ich ja auf Thomas warten. Nach meinem denkwürdigen Auftritt hatte ich nichts mehr von ihm gehört. Wahrscheinlich kein Wunder.
Als er um elf immer noch nicht zu Hause war, stieg in mir zugegebenermaßen kurzzeitig der Verdacht auf, dass er sich bestimmt gerade mit der rosa Krawatte vergnügte. Nach kurzem Ringen einigte ich mich jedoch mit mir selbst darauf, das Thema bis zu Thomas’ Heimkehr ruhen zu lassen.
Ich nahm mir vor, besonnen zu bleiben und mit ihm ein sehr kurzes, sehr konstruktives Beziehungsgespräch zu führen, sobald er zur Tür reinkommen würde.
Und dann muss ich eingeschlafen sein.
Auf einmal sitze ich jedenfalls in der warmen Abendsonne auf dem Balkon eines alten Natursteinhauses. Rechts neben mir auf einem Tischchen ein Glas Pastis, links neben mir auf einem Thonetstuhl mein Mann. Benno. Voller Liebe schaut er mich an und nimmt meine Hand. Voller Liebe schauen wir auf unsere kleine Tochter, die unten auf dem Dorfplatz mit den Nachbarskindern Boule spielt, wohl behütet von Rentnern mit Baskenmützen und Gitanes. In Bennos Augen leuchten goldene Lichtreflexe. Er zieht mich in unser Schlafzimmer. Seine Haut ist so weich. Er riecht so gut. Er hat eine so prächtige Erektion. Mein Körper fiebert dem seinen entgegen. Voller Verlangen ziehe ich ihn in meine Arme, versenke meinen Blick in seinem – da fällt ein Schatten auf sein Gesicht. Und auf einmal erkenne ich: Das ist gar nicht Benno, das ist Dr. Schnurer von Grünthal Elektro-Gartengeräte! Er trägt grasgrüne Gärtnerhandschuhe und Gummistiefel und will mir seinen elektrischen Bestäuber erklären!
Schreiend wache ich auf. Thomas sitzt am Bett und hält meine schweißnasse Hand. Er ist noch im Mantel. »Sandra, Engel, was ist passiert? Hast du schlecht geträumt?«
Ich nicke heftig und werfe unauffällig einen prüfenden Blick in sein Gesicht.
Selbst wenn er wegen heute Mittag ungehalten war, haben meine Angstschreie und die Sorge um mich seinen Ärger offenbar völlig verdrängt. Ich kann jedenfalls kein Anzeichen von Unmut entdecken.
Auch kein Anzeichen von Homosexualität. Allerdings auch nicht von Heterosexualität, um ganz korrekt zu sein. Kurz erwäge ich, mit einem gezielt gelogenen »Ich hab geträumt, dass du schwul bist!« meinen Verdacht endlich zur Sprache zu bringen, da fällt mein Blick auf die Uhr. Halb zwei. Nicht unbedingt die richtige Zeit für derartige Diskussionen.
Auch ein eigentlich vollkommen gerechtfertigtes »Wo warst du heute Abend so lange?« scheint mir angesichts meiner recht schwachen Ausgangsposition nicht opportun.
»Ich hab von einem Meidner-Kunden geträumt. Es war schrecklich«, sage ich schließlich mit zittriger Stimme. Dass der Traum auch einen deutlich angenehmeren ersten Teil hatte, tut schließlich nichts zur Sache.
»Ach, Engel, ich versteh einfach nicht, warum du in letzter Zeit so schlecht drauf bist. Eigentlich müsste es dir doch großartig gehen, seit du den Meidner los bist. Also statistisch gesehen …« Thomas unterbricht sich und schaut mich prüfend an. In seinem Blick entdecke ich Tadel. Jetzt wird er mich doch noch wegen heute Mittag zur Schnecke machen.
»Das seh ich ja jetzt erst – Sandra, was ist denn mit deinen Haaren los? Liebes, du siehst ja aus wie eine Tigerente! Kein Wunder, dass du Albträume hast.«
Er lacht. Ohne Spott, zugegebenermaßen. Ich könnte ihn trotzdem zum Mond schießen. Wegen der Tigerente. Und überhaupt.
19
S andrasandrasandra, deine Playlist … Also Freud hätte da seine Freude dran!« Feixend liest Neele die Titelliste meines neuen Lieblingsspielzeugs vor. » Do that to me one more time , Born to be wild , Let’s get physical , I just died in your arms tonight , Hungry Eyes , Hit me with your rhythm stick , I want your sex , Lay your hands on me , Part-time lover, Sexual Healing, Sweet Dreams, Girls just wanna have fun, Hot Stuff, Sex Bomb – fehlt eigentlich nur noch Why don’t we do it in the road !«
Haha, sehr witzig.
Martina und Renate können sich offenbar das Lachen nur mühsam verkneifen. Und aus den Sitzreihen vor und hinter uns höre ich unterdrücktes Kichern. Wenn Neele ihre launigen Beobachtungen wenigstens im Flüsterton von sich gäbe. Aber nein, sie muss ja immer gleich den halben Saal an ihren Bonmots teilhaben lassen.
Verlegen rutsche ich noch tiefer in meinen Sitz und bete, dass Stefan mit seinem Vortrag beginnt, bevor meine
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