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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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liebe Freundin aus meinem iPod lautstark weitere Rückschlüsse auf mein Seelenleben zieht.
    Wobei ich, offen gestanden, nicht sonderlich neugierig darauf bin, was Stefan dem voll besetzten Saal des Münchner Filmmuseums über Paul Newman mitzuteilen hat.
    Denn dass der Saal voll besetzt ist, liegt mit Sicherheit eher an den Häppchen, die nach dem Film gereicht werden, als an den drögen Ausführungen, die Martinas Gatte vor dem Film von irgendwelchen voll gekrakelten Manuskriptblättern ablesen wird. Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, vermag er mit seiner monotonen Vortragsweise ganze Großkinos innerhalb kürzester Zeit in erholsamen Halbschlaf zu versetzen.
    Also betrachte ich Stefans Vortrag mehr als zu überwindendes Hindernis zwischen Paul und mir. Gleichzeitig bin ich natürlich angemessen dankbar, dass Stefan nicht nur seine Frau, sondern auch die besten Freundinnen seiner Frau zu dieser Veranstaltung eingeladen hat.
    Ich weiß zwar nicht genau, worum es geht. Aber mir langt es völlig zu wissen, dass ich jetzt ganz bald in einem Werk mit dem lustigen Titel Die Katze auf dem heißen Blechdach knapp zwei Stunden lang den sehr jungen, sehr blauäugigen, sehr gut aussehenden Mister Newman anhimmeln darf.
    »Meine Freundin Sandra und ihre kleinen Geheimnisse«, reißt Neele mich aus meinen Gedanken. Mit breitem Grinsen drückt sie mir meinen iPod wieder in die Hand. »Ach ja, wo wir gerade dabei sind: Ich hab mir dein Profil auf XING angeschaut. Macht einen echt professionellen Eindruck!«
    Dankbar strahle ich Neele an. Sie redet zwar manchmal ein bisschen laut, aber sie ist zweifelsohne ein lieber Mensch.
    »Nur dass du dich gleich in halb Europa bewirbst … Also, da könnte man glatt meinen, es geht dir weniger um einen neuen Job als um ein neues Leben! Du, was sagt Thomas eigentlich dazu?«
    Neele ist ein lieber Mensch, aber zweifelsohne trotzdem gelegentlich eine Nervensäge ersten Ranges.
    Peinlich berührt will ich erklären, dass das alles ein Irrtum ist und dass da eigentlich schon lange »München und bayerisches Voralpenland« stehen sollte – da klettert Stefan auf die Bühne und räuspert sich zwei-, dreimal energisch ins Mikrofon. Soundcheck. Halleluja. Gerettet.
    Ich setze mich demonstrativ aufrecht hin, werfe Neele einen bedauernden Blick zu und hänge mich wie gebannt an Stefans Lippen.
    »Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich darf Sie recht herzlich zu unserem heutigen Veranstaltungsabend begrüßen.«
    Ein überaus origineller Einstieg, das muss man ihm lassen.
    »… Und ich freue mich sehr über Ihr Interesse an meinem heutigen Vortrag zum Thema ›Das große Tabu: Hollywood und Homosexualität‹!«
    Abrupt rutsche ich von Stefans Lippen ab. Das darf ja wohl nicht wahr sein! Da gehe ich ganz harmlos ins Kino, um mich von gewissen Gedanken abzulenken – und was kriege ich geboten? Paul Newman in schwul! Ja, haben sich denn alle gegen mich verschworen?
    Kurz erwäge ich, den Film zu boykottieren und meinen Kummer an der Bar nebenan zu ertränken. Oder mich zum Trost auf das kalte Buffet zu stürzen, das unter durchsichtiger Plastikfolie schon in der Lobby bereitsteht. Doch dann bleibe ich sitzen. Keine Kraft, um aufzustehen. Und außerdem mindestens 20 Paar Knie zwischen mir und dem Ausgang. Ich bin quasi zum Bleiben verurteilt.
    Resigniert krame ich in meiner Handtasche nach der Tüte Gummibärchen, die ich für den Notfall immer mit mir führe. Sie ist leer. Verdammt. Mein Friseurbesuch.
    Danach habe ich zwanghaft alle Gummibärchen verschlungen, die meine Handtasche hergab. Und vergessen, meine Vorräte wieder aufzufüllen. Ein sträflicher Fehler in diesen schweren Zeiten. Jetzt bleibt mir nur noch ein letzter Ausweg: mich ganz auf Stefans Stimme zu konzentrieren, in der Hoffnung auf einen schnellen, gnädigen, tiefen Schlaf.
    v v v
    War natürlich nichts mit Einschlafen. Stefan hat zwar wirklich sein Bestes gegeben. Er war auch durchaus erfolgreich, wie ich dem leisen Schnarchen entnahm, mit dem Martina den Vortrag ihres Mannes begleitete.
    Mich hingegen brachte das Thema dann doch zu sehr in Wallung. Schon beim Vortrag glühte ich spätestens in dem Moment deutlich über Betriebstemperatur, in dem Stefan ausführlich die unbefriedigte Sexualität der Protagonistin erörterte.
    Und als später im Film die arme Liz Taylor dann zum ersten Mal vergeblich versuchte, ihren blöden Paul-Newman-Gatten in die Kiste zu kriegen, war ich verdammt nah am Herzinfarkt. Hat Tennessee Williams

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