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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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lassen und mich zu freuen wie Sissi über Franzls neues Lustschloss, fühle ich mich wie belagert. Wie damals bei Thomas’ Heiratsantrag. Da habe ich schon mal Ja gesagt, nur weil ich nicht wusste, wie ich Nein hätte sagen können.
    Was soll ich Thomas jetzt erklären? Dass ich schon vor Monaten eine Vision von genau dieser Küche hatte, zusammen mit Spinnweben und einstürzenden Keksdosen, und mich deshalb außerstande sehe, in dieses Spukhaus einzuziehen?
    Kurz überlege ich, ob ich Martina anrufen und um Rat fragen soll. Wozu hat man schließlich eine Expertin für Esoterik und Parapsychologie im Freundeskreis. Doch bevor ich mein Handy rauskramen kann, ruft Thomas mich zu sich. »Engel, darf ich dir die Vermieter vorstellen?«
    Die Vermieter wohnen nicht nebenan und machen auch sonst einen recht angenehmen Eindruck. Sie haben eine Thermoskanne Kaffee mitgebracht, »damit wir bei den Formalitäten nicht auf dem Trockenen sitzen«, und lassen sich mit uns in der guten Stube nieder.
    Verstohlen reibe ich an meinem Bergkristall und hoffe inständig, dass er zur Abwechslung mal anstandslos funktioniert und innerhalb der nächsten halben Stunde ausreichend Klarheit über mich bringt. Doch dann sehe ich zu meinem Entsetzen, dass der Mietvertrag bereits vorbereitet auf dem Tisch liegt.
    Entsetzen – du hast sie wohl nicht mehr alle!, schimpft mein Staatsanwalt. Das ist doch kein Pakt mit dem Teufel, sondern ein ganz normaler Mietvertrag! Das Häuschen ist außerdem sehr schön. Und du kannst jederzeit ausziehen, wenn du das Gefühl hast, dass dir die Decke auf den Kopf fällt. Oder deine Keksdosensammlung.
    Unterdessen hat Thomas schon zum Stift gegriffen. »Wo müssen wir unterschreiben? Meine Frau und ich sind ganz begeistert – nicht wahr, Sandra? Sandra! Bist du bereit für den großen Moment?«
    Wer etwas gegen diesen Mietvertrag hat, der möge jetzt sprechen oder für immer schweigen, schießt es mir durch den Kopf. Mit mühsam unterdrückter Panik schaue ich auf den Kugelschreiber. Unwahrscheinlich, dass er urplötzlich leer ist. Oder dass mein rechter Arm von unerklärlichen Lähmungserscheinungen heimgesucht wird.
    »Liebling, ich …«, stottere ich und lächele. Heiter, wie ich hoffe. Wie ich solche Situationen hasse! Ich muss wirklich dringend an meiner Entscheidungsfindungskompetenz arbeiten. Oder wenigstens an meinem Universal-Notlügenverzeichnis. Das war zu meinen Meidner-Zeiten bedeutend besser sortiert, bemerke ich verstört.
    Hilfe suchend sehe ich mich um, da fällt mein Blick auf eine leicht vergilbte Ausgabe von Living at Home , die auf einer altmodischen Anrichte liegt.
    »Liebling, ich … Du wirst es nicht glauben, aber ich habe auch ein Traumobjekt für uns gefunden!«
    Jetzt starren mich alle drei an. »Ich hab’s dir noch gar nicht erzählt, weil … Es sollte eine Überraschung sein, weißt du? Natürlich längst nicht so schön wie das hier – aber ich fühl mich bei dem Besitzer ein bisschen im Wort«, fabuliere ich hektisch weiter. »Ich würde das gerne mit ihm klären, bevor wir hier unterschreiben, nur der guten Ordnung halber, sonst haben wir hinterher jeder unser eigenes Traumhaus, haha …«
    Niemand lacht. Okay, meine Scherze waren auch schon mal besser. Thomas guckt konsterniert. Der Vermieter guckt konsterniert. Schließlich sagt er widerwillig: »Natürlich, es muss ja alles seine Ordnung haben. Allerdings fahren meine Frau und ich morgen bis zum 2. Januar in Urlaub. Unter den Umständen wird unser Mietvertrag also bis nach Neujahr warten müssen. Schade. Ein Glück für Sie, dass wir auf Gran Canaria wahrscheinlich kaum Lust haben werden, uns nach einem anderen Mieter umzuschauen.«
    Er lächelt schief. »Sei’s drum. Ich verlass mich auf die Empfehlung meines Neffen und geh davon aus, dass Sie Ihre anderweitigen Verpflichtungen bis Anfang Januar geregelt haben. Hier ist unsere Handynummer.«
    Er zieht eine Visitenkarte hervor und gibt sie Thomas. Der stottert verlegen: »Natürlich, selbstverständlich. Wir melden uns dann sofort bei Ihnen. Und danke für Ihr Verständnis! Und jetzt schon mal frohe Festtage!«
    Mit demonstrativer Herzlichkeit schüttelt er noch einmal sämtliche verfügbaren Vermieterhände, lächelt strahlend, nimmt mich am Arm und führt mich zum Auto.
    Als wir endlich vom Grundstück rollen, fällt sein joviales Lächeln auf einen Schlag in sich zusammen und macht einem ausgesprochen zornigen Gesichtsausdruck Platz. In den letzten Wochen und Monaten

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