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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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sich etwa für sein Blechdach-Drama von meiner Ehe inspirieren lassen? Sie will, er will nicht, sie wütet, er schweigt – alles genau wie bei uns zu Hause!
    Nur dass Thomas mir bisher noch nicht explizit nahegelegt hat, mir einfach einen Lover zu nehmen.
    Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Erst kommt die Zynismusphase, dann kommt die Besäufnisphase, und am Ende hocken wir in unserem Häuschen auf dem Land und spielen Wer hat Angst vor Virginia Woolf? . Da ist Liz Taylor ja dann auch gelandet.
    Eine Welle des Mitleids für mein berühmtes Alter Ego überflutet mich. Und das Gefühl, dass ich in Zukunft lieber zu Hause bleiben und auf DVD so erbauliche Werke wie Pretty Woman oder Die Braut, die sich nicht traut anschauen sollte, anstatt mir im Filmkunstkino eine posttraumatische Belastungsstörung einzufangen.
    »Sandra, jetzt guck nicht so tragisch. Was hast du denn schon wieder? War doch nur ein Film!«
    Bevor ich Renate mitteilen kann, dass dieser Film mir vorkam wie ein Doku-Drama über die erotischen Frustrationen der Sandra H. aus M., stößt Neele zu uns. Im Schlepptau einen großen, schlaksigen Jüngling mit Resten von Jugendakne und einer von diesen verstrubbelten Ponyfrisuren, mit denen derzeit fast alle Männer rumlaufen, die a) unter 30 sind und b) dafür noch Haare genug auf dem Kopf haben.
    »Sandra, Renate, Martina, ich möchte euch meinen Freund Julian vorstellen.« Julian lächelt verlegen. Wahrscheinlich ist er eingeschüchtert von so viel geballter Weiblichkeit. Irgendwie süß. Trotzdem frage ich mich spontan, ob Neele ihre Lover neuerdings im Kindergarten rekrutiert.
    Sie scheint zu ahnen, dass uns die eine oder andere Frage auf den Lippen liegt, denn sie schenkt Julian ihr verführerischstes Lächeln und flötet: »Juli, bitte sei doch so lieb und besorg uns was zu trinken. Am liebsten vier Rotwein, okay?«
    Juli wirft einen resignierten Blick auf die Schlange vor dem winzigen Weinausschank. Er möchte eindeutig lieber weiter an Neeles Rockzipfel hängen. Doch dann trollt er sich und tut, wie ihm geheißen. Brav.
    »Wo hast du den denn her? Aus dem IKEA -Kinderparadies?«, bricht es aus Martina hervor, kaum dass Julian außer Hörweite ist.
    »Behördeninternes Mentoring-Programm«, grinst Neele.
    Ich fasse es nicht.
    »Is’ ja gut, Sandra. Mach den Mund wieder zu. Ich weiß auch, dass das nicht ganz koscher ist. Sex mit Untergebenen und so. Aber Juli ist so süß, und interessante ältere Semester sind ja leider allesamt vergeben – da wollte ich mich einfach einmal in meinem Leben so fühlen wie Demi Moore sich mit Ashton Kutcher …«
    Drei Paar Augen starren sie jetzt neiderfüllt an. Sie winkt ab.
    »Einerseits wirklich ein tolles Gefühl. Ein richtiger Jungbrunnen. Aber andererseits ganz schön anstrengend. Nee, nicht nur wegen Disco bis um drei und der Angst davor, dass er meine Cellulitis entdecken könnte, sobald die ›Liebe-macht-blind‹-Phase vorbei ist. Was anderes macht mir viel mehr zu schaffen.«
    Fragend schauen wir sie an. Was kommt jetzt? Hat er Schweißfüße? Steht er auf perverse Sexspielchen? Will er sich aus dem Beamtenleben zurückziehen, um mit ihr den Bauernhof seiner Eltern zu bewirtschaften?
    »Könnt ihr euch das vorstellen – er will tatsächlich ein Kind mit mir!« Ein kurzer Blick auf Martina und Renate verrät mir, dass die beiden sich Neele als Mutti offenbar genauso wenig vorstellen können wie ich.
    »Ihr habt vollkommen recht. Ich bin nun mal kein Muttertier. Außerdem werde ich in ein paar Monaten 40. Da will ich auf keinen Fall als eine von diesen Spätgebärenden enden, die sich auf dem Spielplatz so aufführen wie Sicherheitsbeamte am Flughafen und auf ein Ganzkörperlifting sparen, damit ihre lieben Kleinen nicht andauernd gefragt werden, warum sie eigentlich immer von der Oma zur Schule gebracht werden. Ich werd’s Juli irgendwie beibringen müssen.«
    Sie seufzt und wirft zerstreut einen Blick auf Stefan. Der schwafelt seit Filmende temperamentvoll auf eine Frau in unserem Alter ein. Offenbar ein Fachgespräch unter Cineasten. Sie ist nicht Gaby, aber sie sieht aus wie Gaby. Erstaunlich, wie viele Hennaanhängerinnen es in der Filmbranche zu geben scheint.
    »Na, steht dein Stefan schon in den Startlöchern für Gaby II.?«, fragt Neele in ihrer üblichen behutsamen Art. Die Nachwuchsfrage scheint sie schon nicht mehr zu interessieren. In der Rolle der liebevollen Mutter wäre sie tatsächlich eine krasse Fehlbesetzung.
    Martina is not

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