Weniger arbeiten, mehr leben
Konsumbilanz könnten Sie ersatzlos streichen? Im Moment sitzen Sie in einem schnellen und teuren Wagen, mit dem Sie die Kurve zu einem Leben ohne Stress und Karrieredruck nur schwerlich kriegen werden. Die Frage ist nun, was darf, was sollte Ihr zukünftiger fahrbarer Untersatz kosten? Jetzt, wo Sie wissen, wie leicht (oder schwer) Ihnen Konsumverzicht und ein verringertes Einkommen fallen würden, sollten Sie darangehen, diese Summe exakter einzukreisen. Dabei geht es um eine Zahl, eine einfache, klare Ziffer, die Sie bei Ihren zukünftigen Planungen im Kopf behalten. Sie sollte so etwas wie Ihr zukünftiger, finanzieller Kompass sein.
Auch wenn Sie bisher eher sorglos mit Ihren Finanzen umgegangen sind, wird Ihnen die Bestimmung dieser Summe mithilfe der nachfolgenden Analyse in vier Schritten nicht schwer fallen. Dabei geht es um nicht mehr und nicht weniger als einen detaillierten Haben-und-Soll-Vergleich.
Schritt 1: Ihre Ausgaben
Ihr individuelles, finanzielles Downshifting-Potenzial ermitteln Sie, indem Sie in einem ersten Schritt alle Ihre Ausgaben aus zwei Bereichen zusammenzählen, nämlich:
zum einen monatliche beziehungsweise regelmäßige Ausgaben
und zum anderen Kosten und Aufwendungen, die Sie unregelmäßig haben.
Zu den monatlichen, also regelmäßigen Ausgaben zählen Miete, eventuelle Belastungen durch Hypotheken, die gesamte Lebenshaltung, alle Versicherungen, Auslagen für das oder die Autos, aber auch Mitgliedschaften in Fitness- oder Golfclubs oder Dinge wie Handy oder Theater-Abonnements. Hier reicht häufig schon ein einfacher Blick auf die Kontoauszüge der letzten dreißig Tage, um zu einer vollständigen Übersicht zu kommen. Keine Ausreden: Hier geht es nicht um Ihre Steuererklärung, die bis auf den letzten Cent penibel errechnet wird, sondern um eine möglichst |89| genaue Schätzung. Alles, was Sie nicht exakt einkreisen können, veranschlagen Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen. Und wenn Sie bei der Definition der Einzelposten zu unsicher sind und die wichtigsten Quittungen beim besten Willen nicht mehr auftreiben können, schätzen Sie eben.
Ein Beispiel: Generell ist Ihr Auto einer der größten Kostenverursacher – egal, ob Sie es privat bezahlen oder ob die Firma es Ihnen stellt. So kostet eine einfache Mercedes C-Klasse Limousine im Monat durchschnittlich 550 Euro – inklusive Wertverlust, Werkstattkosten und Benzin (Quelle: ADAC). Stellen wir uns in einer etwas vereinfachten Rechnung vor, der oder die Besitzer/in verdient monatlich 3 000 Euro netto und ist dafür 50 Stunden in der Woche im Büro, also etwa 200 Stunden im Monat. Einen 10-Stunden-Tag vorausgesetzt, arbeitet dieser Mann oder diese Frau folglich nicht weniger als vier Arbeitstage im Monat alleine zur Finanzierung des Wagens. Und auch einem Kandidaten mit prächtigem Geschäftsführergehalt und 7er BMW geht es nicht viel besser. Bei einem Netto-Verdienst von 10 000 Euro im Monat und einer 60-Stunden-Woche gehen knapp 30 Stunden Arbeitszeit im Monat auf das Konto der Luxuskarosse, die laut ADAC mit durchschnittlichen Kosten von 1200 Euro im Monat zu Buche schlägt. Hochgerechnet sind das 30 bis 40 Tage Arbeit pro Jahr für den fahrbaren Untersatz. Wahrscheinlich mehr Zeit, als die meisten Top-Manager mit ihren Kindern verbringen.
Die Rechnung ist simpel, und für Ihren Wagen gilt dasselbe wie für alle anderen Konsumgüter: Sie bezahlen all das nicht einfach nur mit Geld, sondern mit Ihrer Lebenszeit. »Aber ich kann mein Auto steuerlich geltend machen!« werden Sie jetzt vielleicht einwenden. Korrekt – ein auf den ersten Blick wirklich unschlagbares Argument. Dabei sollten Sie allerdings jene eiserne Grundregel bedenken, nach der das Finanzamt vor jede Abzugsfähigkeit auch eine Ausgabe gesetzt hat. Zunächst einmal zahlen Sie. Und was letztlich niemand von uns steuerlich geltend machen kann, ist das Leben – und der Sinn, den wir ihm geben.
Kommen wir nun zu den unregelmäßigen Kosten, zu denen Ausgaben für Urlaube, Restaurantbesuche oder Aufwendungen für Ihre Garderobe zählen, aber natürlich auch Investitionen in Haus oder Wohnung sowie Technik. Am besten gehen Sie zur Aufstellung dieser Posten einmal die vergangenen zwölf Monate durch, sei es anhand Ihrer Kontoauszüge, gesammelter |90| Quittungen oder (wenn all das nicht mehr vorhanden ist) in einer stillen Stunde am Schreibtisch. Die Frage, die Sie klären müssen, lautet: Welche vorhersehbaren und unvorhergesehenen Belastungen gab es? Und womit
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