Weniger arbeiten, mehr leben
Sie beruflich sind (oder sich fühlen), desto länger wird die Liste der Dinge »Teuer und vielleicht auch gut zum Angeben – aber leider völlig unpraktisch«. In allen diesen Fällen heißt es: Sperrmüll oder Flohmarkt. Und Sie werden sich hinterher garantiert erleichtert fühlen.
Bei den Aktivitäten und Freizeitbeschäftigungen wird es schon etwas schwieriger. Schwierig, aber nicht unmöglich: Fertigen Sie im ersten Schritt eine Aufstellung sämtlicher Aktivitäten an, mit denen Sie sich in den letzten Wochen und Monaten beschäftigt haben. Dazu gehören auch Dinge, die Sie zwar nicht unmittelbar während der Arbeit getan haben, die aber mehr oder weniger direkt mit dem Beruf zusammenhängen. Also |191| eventuelle Treffen mit Geschäftspartnern, Golf-Turniere mit dem Chef, Partys, die Sie nur besucht haben, weil Ihre Kollegen hingingen, Bücher und Zeitschriften, die Sie gelesen haben, weil Sie glaubten, sie könnten beruflich nützlich sein. Notieren Sie, was es war, und wie viel Zeit Sie jede einzelne Aktivität gekostet hat. Möglicherweise ist es sinnvoll, wenn Sie dafür nicht nur einen ganzen Tag, sondern vielleicht sogar einen kompletten Monat mehr oder weniger intensiv durchspielen – von der Zeit, die Sie morgens vor dem Spiegel damit verbringen, sich zu schminken oder die passende Krawatte auszusuchen, bis hin zu den Wochenenden, an denen Sie in irgendwelchen langweiligen Fachzeitschriften blättern, anstatt endlich mal wieder den Hund Gassi zu führen. Diese Liste kann beliebig lang sein und die seltsamsten Punkte enthalten – niemand außer Ihnen muss sie jemals zu Gesicht bekommen.
Um einen möglichst repräsentativen Überblick über die Verwendung Ihrer verschiedenen Zeitfenster zu bekommen, sollten Sie die Aufstellung als Wochenschema anfertigen, am besten in Form einer Tabelle mit vier verschiedenen Spalten, die Sie wie unten beschrieben betiteln. Die vierte, rechte Spalte lassen Sie zunächst noch offen.
Montag
Wann?
Was?
Dauer?
Punkte
13.00
(Mittagspause)
Essen mit Kollege Breitendorf (japanisch)
1 Std.
19.00
(nach Feierabend)
einkaufen – neuen Akku für Handy gesucht
40 Min.
21.00
Fernsehen
2 Std.
Dienstag
Wann?
Was?
Dauer?
Punkte
20.00
Kino (Harry Potter, angeblich sehr empfehlenswert, Kollegen waren alle schon drin)
3 Std.
|192|
Samstag
Wann?
Was?
Dauer?
Punkte
9.30
Frühstück – neuen Akku in Handy eingesetzt
30 Min.
10.00
Shopping (neues Outfit fürs Büro besorgt)
3 Std.
14.00
Tennisturnier
4 Std.
19.00
Vortrag vorbereitet; Treffen mit den Mitgliedern vom Marketing-Club
3 Std.
23.00
Handy neu programmiert (Akku defekt – Adressen versehentlich gelöscht)
2 Std.
Je nachdem, wie stark Sie bisher in Ihren Job eingespannt waren, wird die Liste mehr oder weniger niederschmetternd ausfallen. Es kann auch Fälle geben, wo sämtliche Aktivitäten, die Sie eintragen, unmittelbar mit Ihrer Arbeit verbunden sind. Soviel vorweg: In dem Fall müssten Sie Ihre neuen Downshifting-Aktivitäten ausschließlich auf Kosten der Arbeitszeit etablieren.
Test: Gehen Sie diese Liste nun in Ruhe durch; vielleicht spielen Sie die Aktivitäten im Geiste noch einmal möglichst präzise durch. Dabei stellen Sie sich folgende Fragen und notieren bei jedem »Ja« 1 Punkt in der freien Spalte rechts.
Hatte die betreffende Aktion in Wahrheit etwas mit dem Job zu tun, obwohl Sie sie offiziell gerne als Freizeitbeschäftigung deklarieren würden?
Wenn es tatsächlich eine Freizeitbeschäftigung war: Hätten Sie die Zeit im Nachhinein lieber doch in etwas anderes investiert?
Wie würden Sie Ihren persönlichen »Return on Investment« speziell in Sachen Downshifting bewerten? Haben Sie die Zeit auch im Hinblick auf Ihren Downshifting-Plan richtig investiert?
|193| Stichwort Gruppendruck: Waren Dinge dabei, die Sie tun oder getan haben, weil »man« es tut? Weil Sie Angst davor hatten, sonst vor anderen Menschen dumm dazustehen?
Stichwort Bequemlichkeit: Finden sich Aktivitäten, die Sie seit Jahren nur noch aus purer Gewohnheit verrichten, ohne dass wirklich Ihr Herz daran hängt?
Auflösung: Sie müssen jetzt nur noch die Anzahl der Punkte in der rechten Spalte zusammenzählen, um dann sofort ans Aussortieren zu gehen. Beginnen wir mit den kritischen Fällen: Jede Aktion, jede Aktivität, die 4 oder sogar 5 Punkte erreicht, sollten Sie besser heute als morgen streichen und durch etwas Sinnvolleres ersetzen. Hier haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Zeit- und Zufriedenheitskiller
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