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Weniger arbeiten, mehr leben

Titel: Weniger arbeiten, mehr leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hajo Neu
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sich stattdessen mit anderen Dingen beschäftigen.
    Der zweite Punkt ist schon etwas komplizierter. Es geht um unsere wunderbare Hightech-Welt. Die Technik, die sich in den letzten zehn Jahren unaufhaltsam ihren Weg bahnte, hat unser Leben von Grund auf verändert – nicht in jeder Hinsicht zum Positiven. Natürlich ist vieles einfacher geworden: Dank Handy, Laptop und Internet können wird heute zu jeder Zeit und von jedem beliebigen Ort aus arbeiten. Genau da aber beginnen die Schwierigkeiten. Die rasende Geschwindigkeit, in der sich gerade in den letzten Jahren Technik und Kommunikationsformen verändert haben, steht im eklatanten Gegensatz zu unseren natürlichen Bedürfnissen, die nicht anders sind als die der Menschen vor dreißig, fünfzig oder hundert Jahren. Gerade einmal fünfzehn Jahre ist es her, dass sich Menschen von Zeit zu Zeit in einem Zustand befanden, der uns heute nur noch wie ein seltsames, irgendwie rührendes Relikt vorkommt: Unerreichbarkeit. Heute dagegen herrscht eine ausufernde, bisweilen alles andere |196| erstickende Kommunikation. Wenn man nach dem dritten Klingeln nicht abgenommen hat, meldet sich eben die Voicebox, und im Zweifelsfall hilft immer noch eine E-Mail mit der Wichtigkeit »Hoch« – am besten gleich noch »cc« an einen ganzen Schwung weiterer Empfänger geschickt. Besonders zynisch melden sich Handys zu Wort, wenn wir tatsächlich einmal die Unverfrorenheit besessen haben, sie für eine Weile nicht zu benutzen: »Sie hatten ’X’ Anrufe in Abwesenheit!« Und damit auch ja nichts verloren geht, keine Aufgabe, kein noch so unwichtiger Rückruf, gibt es Organizer, auch liebevoll PDAs genannt, »Personal Digital Assistent«. Ein solcher Assistent behält für seinen Besitzer (falls der einmal »abwesend« ist) im schlimmsten Falle mehrere zehntausend Termine. Und genau darin liegt die Crux: Eine Geschwindigkeitsbegrenzung wie beim Auto gibt es nicht, eine Art elektronische Sperre, die das Vehikel drosselt, sobald man zu schnell fährt. Und weil die meisten Menschen dazu neigen, vorhandene technische Möglichkeiten auch auszunutzen, wird der elektronische Helfer schnell zum Tyrannen, der seinen Besitzer beherrscht – und nicht umgekehrt. Ob wir es wollen oder nicht: Die meisten von uns passen sich dem Druck und der Geschwindigkeit an und packen sich mit jeder überflüssigen Nachricht, mit jedem nutzlosen »Anruf in Abwesenheit« ein weiteres Fangeisen ins Leben.
    »Stopp!«, rufen Sie jetzt vielleicht. »Bis hierher und nicht weiter – wie soll ich bitte schön meinen Downshifting-Plan mit Telework und allem, was dazugehört, erfolgreich umsetzen, ohne von den modernen technischen Möglichkeiten Gebrauch zu machen?« Seien Sie sicher, es kommt wie in fast allen Fällen auf einen kontrollierten und maßvollen Umgang an. Dazu ein Beispiel, das Sie wahrscheinlich schmunzeln lässt, vielleicht aber auch nachdenklich macht. Fast jeder von uns kennt Outlook, jenes Programm von Microsoft zur Verwaltung von Terminen, Adressen und E-Mails, das mittlerweile zur Standardausstattung jedes anständigen Büro-Rechners gehört. Fast niemand weiß allerdings, was Bill Gates einmal auf die Frage antwortete, welches Programm er denn persönlich zur Verwaltung seiner Termine und Kontakte nutze. Der Microsoft-Chef schwieg einen kurzen Moment betreten und zog dann einen abgegriffenen, altmodischen Taschenkalender aus der Jackentasche. »This«, war alles, was er schelmisch lächelnd antwortete.
    |197| Entscheidend ist also der vernünftige Umgang mit der Technik und den Möglichkeiten der Kommunikationswelt. Für Sie als Downshifter spielt außerdem die Tatsache eine gewichtige Rolle, dass sich mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien auch das Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit gewaltig verändert hat. Die Gefahr, der Sie sich aussetzen: Steigender Arbeitsdruck, außergewöhnliche Arbeitszeiten und die Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten, führen dazu, dass Sie nicht nur permanent erreichbar sind, sondern auch in Ihrer Freizeit arbeiten. Gerade deshalb sollten Sie versuchen, es Bill Gates zumindest probeweise nachzumachen.

    Test: Mit einem einfachen Test finden Sie zunächst heraus, wie stark Sie bereits von der Technik und modernen Kommunikationswelt abhängig sind.
Für jede der nachfolgenden Fragen, die Sie uneingeschränkt mit »Ja« beantworten, notieren Sie sich 2 Punkte.
Wenn Sie mit »teils, teils« antworten würden, gibt es 1 Punkt.
Und jede Frage, die ein

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