WENIGER! So entmüllen Sie Ihr Leben (German Edition)
hingegen Freunde und Bekannte dafür, dass Sie nicht selbst alle Gegenstände in die Hand nehmen müssen. Die Müllsack-Variante lässt Ihnen zudem keine Schonfrist und es gibt keinen Nachweis darüber, dass man die Sachen nicht vielleicht doch übermorgen benötigen könnte.
Hunderte kleiner, finaler Entscheidungen hintereinander: Das klappt nicht! Es führt nur dazu, dass Sie für viele Gegenstände die Entscheidung vertagen. So werden Sie zwar den echten „Müll“ los, mit dem Sie emotional eh schon abgeschlossen haben, aber im Hinblick auf einen echten minimalistischeren Lebensstil bringt Sie das nicht voran.
9.
Wiederholen Sie die Karton-Aktion
Es ist empfehlenswert, die Karton-Methode häufiger anzuwenden. Beim ersten Mal werden Sie noch viele Dinge „retten“, die Ihnen aus welchen Gründen auch immer am Herzen liegen. Je länger Sie aber die Philosophie des Minimalism in sich aufnehmen und selbst leben, umso mehr Gegenstände werden Sie finden, auf die Sie verzichten können.
Diese Rettungsaktionen sind durchaus erlaubt, schließlich geht es nicht darum, irgendwelchen Regeln einen obskuren Kults zu folgen, sondern zu dem Lebensstil zu finden, der Ihnen selbst gefällt und der zu Ihnen passt. Es geht nicht darum, asketisch zu leben oder in den „Weniger-als-100-Dinge-Besitzer“-Club aufzusteigen. Ziel ist es, mehr Freiheit und Freiraum zu finden und sich auf das zu besinnen, was im Leben wirklich bedeutsam ist.
Deshalb ist es sinnvoll, die Aktion in Abständen zu wiederholen. Die Einstellung zu manchen Dingen verändert sich, manche Dinge sind neu hinzugekommen, die eventuell andere obsolet machen, manches ist älter und weniger nützlich geworden.
Bei der Wiederholung müssen Sie nicht wieder eine Einpack-Party veranstalten: Sie können jetzt die Karton-Methode auch ohne Unterstützung nutzen. Auch müssen Sie sich jetzt nicht mehr Ihr gesamtes Leben beziehungsweise Ihre gesamte Wohnung vornehmen, sondern können sich auch auf Teilbereiche wie das Arbeitszimmer konzentrieren.
Wenn Sie den Minimalism-Gedanken wirklich verinnerlicht haben, werden Sie sich irgendwann sogar dabei beobachten, dass Sie ohne konkreten Anlass Dinge aussortieren und wegwerfen.
10.
Verkaufen, verschenken, wegwerfen
Die schwierigste Phase kommt nach den 30 Tagen. Gestehen Sie sich ein, dass Sie die meisten Dinge, die sich jetzt noch in den Kartons befinden, vermutlich nie brauchen werden. Die gilt es jetzt loszuwerden.
Zugegeben: Das gilt nicht für alles, was sich in den Kisten befindet. Manche Dinge sind jahreszeitentypisch: Die Handschuhe und den Schal brauchen Sie erst im Winter wieder, die Badehose im Sommer, und die Reisestecker sind für den Urlaub nützlich. Steuerunterlagen und andere Dokumente würden Sie vielleicht gerne loswerden, aber auch die müssen natürlich bleiben.
Jetzt müssen Sie sortieren: Für alle Gegenstände, die sich noch in den Kartons befinden, gilt es zu entscheiden, ob sie weggeworfen, verkauft, verschenkt oder doch behalten werden sollen. Treffen Sie diese Entscheidungen nicht allein, sondern holen Sie sich zur Unterstützung einen guten, aber nicht involvierten Freund oder eine Freundin (Wenn Sie das Projekt „Minimalism“ mit Ihrem Lebenspartner oder Ihrer Familie umsetzen, dann gelten die betroffenen Mitstreiter nicht als Unterstützer!).
Lassen Sie jeweils zunächst Ihren Freund oder Ihre Freundin entscheiden, mit der klaren Maßgabe, dass er oder sie Sie dabei unterstützen soll, zu einem minimalistischeren Lebensstil zu finden. Wertlose, unnütze und defekte Gegenstände landen sofort in der Kategorie „wegwerfen“. Fast alles andere sollte auf dem Stapel „verkaufen/verschenken“ landen. Nur ganz wenige Gegenstände dürfen Sie behalten, das aber nur dann, wenn Sie Ihrem Sortierpartner einen triftigen Grund dafür liefern können.
Wenn Sie feststellen, dass es Ihnen emotional sehr schwer fällt, sich von Ihren Besitztümern endgültig zu trennen, können Sie einen Zwischenschritt einbauen: Lassen Sie Ihren vertrauenswürdigen Sortierpartner eine Vorsortierung vornehmen, bei der all die Dinge, die weitestgehend unzweifelhaft sind, von ihm bereits entsprechend kategorisiert und aus Ihrem Blick gebracht werden. Keine Angst: Ihr Sortierpartner wird nicht gegen Ihre Interessen handeln. Aber manchmal fällt es leichter, sich von Dingen zu lösen, von denen man sich nicht mehr persönlich verabschieden muss.
Alles, was „Müll“ ist, kann sofort vernichtet werden.
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