Wenigstens für eine Nacht
quietsche ich fast schon aufgebracht. Woraufhin er in schallendes Gelächter ausbricht und ich beleidigt eine Gang schneller fahre, um ihn schnellstmöglich loszuwerden. Scheiß auf Geschwindigkeitsbegrenzung und Verkehrsregeln. Hier geht es um mein Ego.
„Ich habe bemerkt wie du ihn ansiehst“, dringt die Stimme von Niklas, viel zu weich und verständnisvoll, an mein Ohr, als dass ich sie ignorieren könnte und entlockt mir unkontrolliert ein ergebenes Seufzen, bevor sich wieder Stille über uns ausbreitet. Die dieses Mal aber drückend und ziemlich unangenehm ist. Für beide Seiten.
„Der Typ, heute Mittag, war sein Vater. Sie hatten wohl wieder eines ihrer Krisengespräche. Seine Eltern sind totale Spießer und wollen, dass Sebastian auch so wird, was er sich allerdings nicht gefallen lässt. Deshalb gibt es ab und an Zoff zwischen ihnen. Aus diesem Grund ist Sebastian auch vor ein paar Monaten ausgezogen. Dennoch bringen sie ihn immer wieder dazu an irgendwelchen Dinnern und Veranstaltungen teilzunehmen, die Sebastian überhaupt nicht liegen“, beginnt Niklas irgendwann einfach zu erzählen, was mein Herz automatisch schneller schlagen lässt.
„Seine Eltern sind stinkreich und meinen, sich alles kaufen zu können, aber Sebastian können sie damit nicht beeindrucken. Er geht lediglich zu einigen der Abende, weil er sich als Sohn dazu verpflichtet fühlt. Keineswegs um seinen Eltern einen Gefallen zu tun. Er ist viel zu gutherzig.
Das versucht Lennox ihm auch immer wieder einzubläuen. Letztens haben sie allen Ernstes von Sebastian verlangt endlich eine Frau zu finden und seine baldige Verlobung mit ihr bekanntzugeben. Sie wollten ihn wahrhaftig direkt auf einen Termin festnageln“, redet er einfach weiter und seine Stimme klingt ebenso traurig, wie ich mich fühle.
„Oh Mann“, entweicht es flüsternd meiner Kehle und ich spüre einmal mehr mit aller Deutlichkeit die Aussichtslosigkeit meiner Gefühle für ihn. Was habe ich auch erwartet? Er ist so ein gut aussehender Kerl. Bei ihm stehen die Mädels sicher reihenweise Schlange und wer bin dagegen schon ich? Ein kleiner Kellner, der sein Herz leichtsinnig verschenkt hat.
„Da vorne ist es gleich“, reißt mich Niklas wieder aus meinen trostlosen Gedanken und ich stoppe kurz darauf vor dem angezeigten Grundstück.
„Wann soll ich denn morgen da sein?“, will er von mir wissen, während er seinen Gurt löst.
„Garnicht“, grinse ich ihn an. „Freitags haben wir zu“, kläre ich ihn auf, woraufhin er erleichtert lächelt, als habe er gedacht, ich würde ihm mitteilen er würde den Job nicht mehr bekommen.
„Echt? Cool. Hast du denn morgen Abend schon was vor?“, fragt er begeistert nach und unbedacht schüttle ich einfach meinen Kopf.
„Fein. Dann können wir ja zusammen auf ´ne Party gehen, haste Lust?“, klatscht er freudig in die Hände und sieht mich erwartungsvoll an.
„Ich weiß nicht recht“, gebe ich vorsichtig von mir, weil ich eigentlich nicht der Typ für Party bin und ihm nicht durch meine Anwesenheit den Abend verderben möchte.
„Komm schon. Sebastian wird auch da sein“, zwinkert er mir zu und schiebt hastig „wir treffen uns um neun am Hauptbahnhof“, hinterher, bevor er flink aus dem Auto springt und mir keine Möglichkeit für einen Protest erlaubt. Und so fahre ich mit gemischten Gefühlen wieder los. Mache mir die ganze Zeit Gedanken darüber, wie ich einen ganzen Abend in privater Atmosphäre aushalten soll, wenn ich ganz genau weiß, dass Sebastian sich in meiner unmittelbaren Nähe befindet. Umgeben von lauter fremden Menschen, was mir allein schon nicht behagt. Aber dann eventuell noch Zeuge zu werden, wie Sebastian sich vielleicht mit einem Mädchen befasst, grenzt schon fast an Selbstmord. Und ich Idiot habe nicht einmal die Telefonnummer von Niklas, um mich aus dieser Verabredung wieder herauszureden. Wieso nur, läuft in meinem Leben eigentlich nie was, wie ich es gern hätte?
Das frage ich mich in letzter Zeit auch immer häufiger und finde keine Antwort darauf. Was mich resignierend aufstöhnen lässt. Mir ist echt nicht mehr zu helfen. Denn in das ungute Gefühl mit Niklas auf die Party zu gehen, mischt sich ein angenehmes Kribbeln in meinem Körper, allein bei dem Gedanken daran Sebastian einmal außerhalb vom `Extraordinary` zu treffen. Hin und hergerissen zwischen Abneigung und Vorfreude, verbanne ich jegliche Überlegungen vorerst aus meinem Kopf, als ich vor meinem Wohnhaus
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