Wenigstens für eine Nacht
werde ich es zeigen. Ich. bin. nicht. käuflich.
„Julian das geht nicht“, redet Sebastian jetzt wieder völlig sanft auf mich ein und seufzt schwer, als ich nur streitsüchtig eine Augenbraue hochziehe.
„Er hat verlangt, dass wir heute Nacht hier in meinem alten Zimmer bleiben, um morgen früh ein gemeinsames Familienfrühstück zu verbringen. Und das alles, nachdem er dir Geld angeboten hat. Ich fasse es einfach nicht“, klingt Sebastian empört und auch entsetzt über die Dreistigkeit seines Vaters.
„Er will uns doch nur gegeneinander ausspielen“, flüstere ich.
Ich weiß nicht, woher ich die Kraft und den Mut plötzlich nehme, aber ich gönne Sebastians Vater diese Genugtuung einfach nicht und bin fast über mich selbst erstaunt, als ich Sebastian fest in die Augen blicke und voller Überzeugung meinen Standpunkt klarmache.
„Wir bleiben hier!“
Kapitel 6
„Ich gebe deinem Vater nicht klein bei, Sebastian. Wir werden hierbleiben. Übernachten hier und geben uns morgen äußerst entzückt beim Frühstück“, versuche ich auch mich selbst zu überzeugen, obwohl ich sehr wohl viel lieber einfach gehen würde. Nach Hause in mein Bett. Doch das bedeutet auch, dass ich Sebastian im Stich lassen würde und das bringe ich einfach nicht über mein Herz.
„Das werden wir nicht“, widerspricht Sebastian energisch.
„Doch“, gebe ich nicht weniger bestimmt zurück.
„Nein!“
„Doch!“
„Nein, Julian!“
„Er beobachtet uns“, unterbreche ich betreten unsere kleine Auseinandersetzung, als ich Sebastians Vater im Haus, an der Terrassentür, entdecke. Zufrieden grinsend steht er hinter der Scheibe und blickt unverhohlen zu uns herüber.
„Wer?“, will Sebastian sofort, ohne sich umzudrehen, wissen und kommt wieder ein Stück näher an mich heran.
„Dein Vater. Er steht an der Tür und scheint über unseren Streit sehr erfreut zu sein“, erkläre ich flüsternd, während Sebastian mit einem verdächtigen Funkeln in den Augen mir
weiter näher kommt. Immer wieder wandert mein Blick unruhig zwischen Sebastians Augen und seinem Vater hin und her. >>Viel zu nah, viel zu nah<< hämmert es in meinem Kopf und doch kann ich mich nicht rühren, obwohl es mit Sicherheit das Beste wäre, wieder ausreichend Abstand zwischen uns zu bringen.
„Dann sollten wir das mal ganz schnell ändern“, steht er plötzlich viel zu dicht bei mir und raunt mir die Worte verschwörerisch ins Gesicht.
„Was…?“, versuche ich noch aus dieser verfänglichen Situation zu entkommen, als Sebastian mir bereits den Todesstoß gibt, indem er seine weichen Lippen ganz behutsam auf meinen Mund legt. Sanft bewegt er sie und ich glaube noch nie etwas Schöneres empfunden zu haben, als diese zarte Berührung. Mein Körper saugt regelrecht die Wärme von Sebastian in sich auf, als er wie selbstverständlich seine Hände an meine Seiten legt und mich ganz eng an sich zieht. Dennoch breitet sich in rasender Geschwindigkeit eine Gänsehaut auf mir aus, die mich aber nicht frösteln lässt. Ganz im Gegenteil. Ich glühe.
Verlockend streicht Sebastians Zungenspitze über meine Unterlippe und entlockt mir ein Seufzen, was er als Einladung nimmt und zögernd mit ihr in meine Mundhöhle eindringt. Ganz kurz nur berühren sich unsere Zungenspitzen, als er die Verbindung auch schon wieder löst und in mir wieder die Überlegung weckt, ob ich darüber erfreut sein sollte oder enttäuscht.
„Du schmeckst gut“, schmunzelt er mich mit schelmisch hochgezogener Augenbraue an und ist für meinen Geschmack noch viel zu nah. Mein Verstand meldet sich jedoch glücklicherweise in diesem Moment funktionsfähig zurück.
„Das ist der Champagner“, entgegne ich trocken und dränge mich an ihm vorbei um wieder ins Haus zu kommen. Unter Leute, wo er ganz sicher niemals auf die Idee gekommen wäre mich zu küssen.
Sauer auf mich und meine verfluchte Schwäche diesem Kerl gegenüber, bin ich wieder soweit mich selbst zurechtzuweisen.
„Bild dir bloß nichts drauf ein, Julian. Er hat das nur zur Show für seinen Vater gemacht“, murmle ich vor mich hin, während ich Sebastian einfach auf der Terrasse stehen lasse.
„Läufst du etwa vor mir weg?“, ruft er mir belustigt hinterher, als ich die rettende Tür endlich erreicht habe, sodass ich mich, empört darüber dass er mich durchschaut hat, wieder zu ihm umdrehe.
„Quatsch. Mir ist nur kalt“, bemühe ich mich überzeugend zu klingen, was ihn langsam in Bewegung
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