Wenigstens für eine Nacht
bei Sebastian und dir?“, fragt er achtsam, sodass ich ihn energisch an seinem Shirt aus dem Zimmer auf den Flur ziehe.
„Hier, Bernd will dich sprechen“, drücke ich ihm mein Handy in die Hand und steuere wieder sein Zimmer an. Atme vor der Tür noch einmal tief durch und öffne sie dann schließlich, woraufhin Sebastian sofort von dem Sessel aufspringt, auf dem ich bis eben gesessen habe und sieht betreten zu Boden. Deshalb gehe ich langsam auf ihn zu und stoppe zwei Schritte von ihm entfernt.
„Wo waren wir stehen geblieben?“, lächle ich ihn aufmunternd an und lege dabei meinen Kopf etwas schief, damit ich ihm ins Gesicht sehen kann.
„Ach ja richtig. Ich wollte dir sagen warum du ein Idiot bist“, beantworte ich meine Frage selber, weil Sebastian nur nervös auf seiner Lippe herum kaut und im Augenblick mächtig schüchtern auf mich wirkt. Eine Eigenschaft an ihm, die mir bisher verborgen blieb und ihn noch liebenswerter macht, als er ohnehin schon ist.
„Also…“, will ich gerade meinen zweiten Erklärungsversuch starten, als hinter mir die Tür aufgeht und mich unterbricht.
„Oh… Sorry. Ehm… wollte nicht stören… dein Handy“, hat Niklas wenigstens soviel Anstand rot zu werden und hält mir mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck mein Telefon entgegen, was ich ihm unsanft wegen der unpassenden Störung entreiße.
„Musst du nicht auf Arbeit?“, fahre ich ihn ruppig an und ignoriere mal eben, dass ich hier nur zu Gast bin.
„Nö, wir machen heut zusammen Schicht, weil da irgend so ein Verein für heut Abend zwanzig Plätze reserviert hat. Deshalb hat Bernd auch angerufen“, grinst er mich fröhlich an und lässt mich schwer seufzen.
„Das wird so nix. Komm mit“, schnappe ich mir ohne Umschweife Sebastians Hand und ziehe ihn hinter mir her.
Ohne zu widersprechen folgt er mir aus dem Zimmer, die
Treppe hinunter und aus dem Haus heraus, wo ich wiederholt tief einatme, nur um sogleich wieder darin zu verschwinden.
„Mein Schlüssel“, halte ich fordernd meine Hand auf, da Niklas oben am Geländer steht. Von wo er uns hinterher gesehen hat und mir nun meinen Autoschlüssel zuwirft.
„Was geht denn hier ab? Ist Sebastian noch bei dir?“, kommt jetzt auch noch Lennox aus seinem Zimmer und sieht Niklas mit hochgezogener Augenbraue an, was mich dazu bewegt endlich dieses Irrenhaus zu verlassen.
Kapitel 10
Sebastian steht an derselben Stelle, an der ich ihn eben zurückgelassen habe und sieht mich mit einer Mischung aus Neugierde und Skepsis an, die mich automatisch schmunzeln lässt. Doch irgendwie ist mir ganz anders zumute, weil ich eigentlich ziemlich planlos bin. Aus dem Haus, wo man keine ruhige Minute hat, habe ich ihn erfolgreich herausbekommen, aber auf der Straße ein so wichtiges Gespräch zu führen scheint mir auch nicht die günstigste Alternative.
„Wohin jetzt?“, flüstere ich nachdenklich an meiner Augenbraue kratzend vor mich hin und steuere zielstrebig mein Auto an. Wobei ich im Vorbeigehen Sebastian am Ellenbogen packe und einfach mit mir mitziehe, was er sich anstandslos gefallen lässt.
„Zu mir“, kommt es schüchtern von ihm, als ich mein Auto öffne und blicke ihn überrascht an, weil er bisher keinen Ton von sich gegeben hat und ich auch in der nächsten Zeit mit keiner Äußerung von ihm gerechnet habe.
„Da werden wir nicht gestört“, erklärt er trocken, als er meinen stechenden Blick bemerkt, da ich am überlegen bin, ob zu ihm zu fahren eine gute Idee ist, oder es ratsamer wäre
einen etwas öffentlicheren Ort vorzuziehen. Dennoch nicke ich knapp, weil mir selber gerade nichts Passendes einfällt, wo wir uns unterhalten könnten. Über etwas, das niemanden anderen außer uns etwas angeht.
„Nun steig schon ein“, fordere ich bestimmend von Sebastian, als er keinerlei Anstalten macht die Beifahrertür zu öffnen, da wir inzwischen am Auto angekommen sind und bemerke durchaus den kurzen Ansatz zum Protest, den er aber abrupt wieder abbricht und schließlich schulterzuckend einsteigt , was mir nur ein genervtes Stöhnen entlockt. Das an und für sich nicht das Geringste mit Sebastian zu tun hat, sondern mit der Gesamtsituation, die gewaltig an meinen Nerven zerrt. Ich bin immer noch gefangen in den Worten die er mir in Niklas Zimmer offenbart hat und dem indirekten Geständnis, was er mir damit gemacht hat. Dass er viel mehr von mir will, als nur Sex und allein die Erinnerung an den Moment, wo er das gesagt
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