Wenigstens für eine Nacht
ganz besonders angetan. Es ist fast komplett von einer Fensterfront umgeben und lediglich die Wand, die zur Küche führt bietet Platz für einige wenige Bilder. Der Boden ist mit hellem Teppich ausgelegt und mitten im Raum steht eine riesige Rundcouch, die einen geradezu mit einem atemberaubenden Ausblick über die Stadt einlädt. Offene schwarzbraune Regale sind sonst die einzigen Möbelstücke und dennoch wirkt das Zimmer nicht kalt und leer sondern ohne jeglichen Schnickschnack äußerst beruhigend.
Sebastians Wohnung ist ein richtiges Schmuckstück und verfügt über ausreichend Platz. Was für eine Person fast schon zu viel ist, aber ihrer Gemütlichkeit keinen Abbruch tut. Er besitzt ein ausgesprochen großes Bad, eine moderne schicke Küche, zwei Gästezimmer sowie ein Gästebad und natürlich das wunderschöne Wohnzimmer. Einzig sein Schlafzimmer hat er mir nicht gezeigt und auch wenn ich eine gewisse angeborene Neugierde in mir trage, respektiere ich natürlich, dass er sich ein gewisses Maß an Privatsphäre erhalten will.
„Da draußen befindet sich auch noch eine Dachterrasse“, zieht er mich hinter sich her und lässt erneut meinen Atem stocken. Vor mir erstreckt sich eine richtige kleine Oase und wäre es nur ein wenig wärmer, würde ich mir sofort sämtliche Klamotten vom Leib reißen und dieses Gefühl vollkommener Entspannung genießen, was man unweigerlich hier oben haben muss. Helles Teakholz verleiht dem Boden eine angenehm warme Ausstrahlung und auch die Möbel aus dunklem Holz wirken angenehm wärmend. An der rechten Seite der Terrasse steht eine Hollywoodschaukel und lädt zum Verweilen ein, aber der absolute Wahnsinn ist ein Jacuzzi.
„Das ist echt der absolute Wahnsinn“, wispere ich voller Begeisterung und senke beschämt über meinen Eifer meinen Kopf, als Sebastian mich bezaubernd anlächelt. Augenblicklich komme ich mir total albern vor, was Sebastian scheinbar nicht entgeht.
„Magst du vielleicht was trinken?“, lenkt er einfach ab und geht zurück in seine Wohnung, wohin ich ihm umgehend folge.
„Vielleicht einen Kaffee“, beantworte ich seine Frage und lasse, während Sebastian in der Küche verschwindet, meinen Blick über Hamburg streifen. Unwillkürlich stelle ich mir vor, wie die Aussicht wohl bei Nacht wirken muss und versinke fast wieder in Träumereien, als Sebastian plötzlich neben mir steht und mir eine Tasse dampfenden Kaffee reicht.
„Danke“, flüstere ich und er erwidert ebenso leise mit einem Deut auf die Rundcouch „wollen wir uns vielleicht setzen?“, was ich mit einem Nicken bestätige und mich schließlich mit etwas Abstand zu ihm niederlasse. Eine kleine Weile herrscht stetiges Schweigen zwischen uns und wird nur gelegentlich durch das Geräusch durchbrochen, wenn ich in meine heiße Tasse puste oder daran nippe, um mich irgendwie zu beschäftigen. Doch irgendwann ist eine Unterhaltung unausweichlich, die Sebastian überraschenderweise beginnt. Wobei er plötzlich wieder ganz dicht bei mir sitzt und sanft aber bestimmt nach meinen Händen greift, um mir die Tasse abzunehmen.
Mit einem leichten Klappern stellt er sie vor mir auf dem kleinen Glastischchen ab und rutscht noch etwas näher an mich heran, was mir wieder seinen betörenden Duft entgegenweht, der sich umgehend in meine Sinne schleicht und sie in gewohnter Weise vernebelt. Intensiv sieht er mir in die Augen, als wolle er bis in die Tiefen meiner Seele blicken und streicht mit seinen Fingerspitzen ganz zart über meine leicht geöffneten Lippen. Ich könnte vor Verlangen vergehen, bei seinen Berührungen und auch mein Körper ist sich deren Wirkung auf mich bewusst. Er setzt alle meine Instinkte in Alarmbereitschaft.
Verschwunden sind all die negativen Gedanken und Ängste von vorhin. Vergessen die Demütigung, die ich gestern empfunden habe. Verdrängt die Frage nach dem Warum. Wieder bin ich an dem Punkt, wo ich mich ihm
bedingungslos hingeben würde, nur um einmal eins mit ihm zu sein. Ihn zu spüren, wie ich es mir sooft in letzter Zeit erträumt habe und auf eine Art mit ihm zu verschmelzen, deren es keinen Vergleich gibt. Auf einmal liegt wieder diese magische Spannung über uns, als wolle sie uns leiten und verführen. Worauf ich ohne Weiteres eingehen würde. Und genau das ist der Punkt, der mir meine Ausweglosigkeit so deutlich macht.
Ich bin nicht in der Lage mich gegen ihn oder das Verlangen in mir zu wehren und mache mich so indirekt zu seinem Sklaven. Weil er
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