Wenigstens für eine Nacht
durchaus alles von mir erwarten könnte und ich es bedingungslos tun würde.
Mehr als deutlich wird mir bewusst, das ich mich selbst längst aufgegeben habe, nur um für ihn zu existieren. Und auch wenn die Erkenntnis erschreckend klingt, fühlt es sich für mich verdammt richtig an. Denn was war oder ist mein Leben schon ohne ihn? Wer bin ich? Was hält mich?
Bis er vor zwei Monaten in mein Leben getreten ist war ich gar nichts. Habe vor mich hingedümpelt und funktioniert ohne ein wirkliches Ziel. Nur um allein durch seine Anwesenheit aus meinem Trott geweckt zu werden.
„Sag mir, warum ich ein Trottel bin, Kleiner“, wispert er flehend, als wüsste er die Antwort längst selber und wolle sie nur von mir hören.
„Sag´s mir“, bettelt er an meinen Lippen. Und ich kann bereits den Kontakt spüren, als ich ergeben meine Augen schließe und seine Frage nur mit einem Hauchen beantworte.
„Weil du alles von mir haben könntest.“
Kapitel 11
Es ist kaum zu beschreiben wie warm sich seine Lippen anfühlen, die so unsagbar weich meine eigenen verlocken und Empfindungen in mir wecken, von denen ich bisher
keine Ahnung hatte. Es gibt keinen Vergleich dafür, wie es ist, den ersten richtigen, bewussten Kuss von ihm zu bekommen. Dennoch macht es mir irgendwie Angst, einfach in meinen Gefühlen zu versinken und vielleicht alles nur zu träumen.
„Bitte nicht, bitte nicht“, wispere ich jammernd in unsere Verbindung, die Sebastian schließlich behutsam löst, als er meine Worte registriert, die eigentlich nicht für ihn bestimmt wahren.
„Tut... tut mir leid, Kleiner. Ich… ich wollte dich nicht bedrängen“, bringt er erschrocken heraus und rückt demonstrativ ein Stück von mir ab, um seine Äußerung zu untermauern, wodurch ich mich noch ein bisschen mehr in ihn verliebe. Obwohl ich überzeugt war, niemals mehr Liebe aufbringen zu können, als ich es ohnehin für ihn schon tue.
Und irgendwie brauche ich ganz dringend ein Ventil, um meine ganzen Sinneseindrücke herauszulassen, weil sie mich sonst von innen heraus sprengen. Es zerfrisst mich zu wissen, dass wir ähnliche Gefühle füreinander hegen und doch ständig durch irgendwelche Missverständnisse am Ausleben unserer Zuneigung unterbrochen werden. Weshalb ich jetzt auch für mich selber völlig überraschend und ziemlich untypisch handle, indem ich mit einer flinken Bewegung den Abstand zwischen Sebastian und mir überbrücke und mich rittlings auf seinen Schoß setze.
„Bitte nicht aufhören“, wispere ich eben so leise, wie mein eigentlich stummes Flehen das es sich nicht um einen Traum handeln soll, und fange seinen überraschten Blick ein, den er mir entgegenbringt.
„Ich wünsche mir seit zwei Monaten nichts sehnlicher als von dir geküsst zu werden. Bitte hör nicht auf damit“, raune ich ihm voller Hoffnung zu und spüre ganz deutlich wie mein Herz doppelt so schnell weiterschlägt, nachdem es kurz ausgesetzt hat, weil Sebastian mich mit einer Innigkeit anlächelt, die mein Blut rauschen lässt.
„Komm her“, legt er behutsam seine rechte Hand in meinen Nacken und zieht mich sanft zu sich heran, ohne unseren Blickkontakt zu lösen, bis unsere Lippen miteinander verschmelzen. Voller Zärtlichkeit und Zurückhaltung. Wahnsinnig achtsam und liebevoll. Ich traue mich kaum zu regen, um diesen sinnlichen Moment nicht zu zerstören und genieße einfach nur Sebastians sanfte Verführung, die berauschend auf meinen Lippen kribbelt. Hin und wieder spüre ich die Berührung seiner Zungenspitze, die aber keineswegs fordernd oder drängend, sondern nur ertastend, über meine Unterlippe gleitet und sich doch jedes Mal hastig wieder zurückzieht, als habe sie eine verbotene Grenze überschritten.
Noch nie bin ich in den Genuss eines so gefühlvollen Kusses gekommen und bin mir dessen Wirkung durchaus bewusst. Er macht definitiv süchtig und verlangt geradezu nach Wiederholung. Was mich logischerweise widerwillig knurren lässt, als Sebastian sich langsam von mir zurückzieht und somit unsere Verbindung stört. Enttäuschung ist eine Eigenart die ich noch nie vertuschen konnte und so ist es für Sebastian ein leichtes zu erkennen, dass ich alles andere als erfreut bin. Was ihm jedoch nur ein sanftes Schmunzeln entlockt, während er mit seinem Daumen die Konturen meiner Unterlippe nachfährt.
„Ich hab mich wahnsinnig in dich verliebt, weißt du das?“, raunt er andächtig, wobei sein Blick unentwegt seinem Daumen folgt, der
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