Wenn Alkohol zum Problem wird
Starke Rauschzustände im Sinne einer akuten Alkoholvergiftung können sogar tödlich sein.
Ein Alkoholrausch ist keineswegs gleichzusetzen mit einer Alkoholkrankheit. Allerdings zeigt die klinische Erfahrung, dass höhere Alkoholspiegel in der Regel nur bei erheblicher persönlicher Alkoholgewöhnung erreichbar sind. So geht z. B. die Rechtsprechung davon aus, dass bei Trunkenheitsfahrten ab einer BAK von 1,6 Promille (siehe → S. 72 ) von einer erheblichen Alkoholgewöhnung auszugehen ist.
Den Alkoholrausch kann man in verschiedene Schweregrade einteilen bzw. unterscheiden.
Leichter Rausch
Leichte Rauschzustände treten bei einer Blutalkoholkonzentration von ca. 1 bis max. 1,5 Promille auf. Man findet eine Herabsetzung derpsychomotorischen Leistungsfähigkeit, eine allgemeine Verlangsamung, gleichzeitig Enthemmung, einen vermehrten Rede- und Tätigkeitsdrang, eine Beeinträchtigung der Fähigkeit zur kritischen Selbstkontrolle, subjektiv eine erhöhte Bereitschaft zum Kontakt mit anderen und ein Gefühl der erhöhten Leistungsfähigkeit. Die körperlichen Funktionen, z. B. die Herz-Kreislauf-Funktionen, sind in der Regel nur geringgradig beeinträchtigt, Bewusstsein und Orientierung sind erhalten.
Mittelgradiger Rausch
Gemeint sind Rauschzustände bei einer BAK bis 2,5 Promille. Dieser Zustand ist gekennzeichnet durch übersteigerte Glücksstimmung, Euphorie, häufig aber auch aggressive Gereiztheit. Das Gefühlsleben ist insgesamt stark gestört, Orientierung und Bewusstsein sind im Regelfall aber noch nicht beeinträchtigt. Umweltsituationen und andere Menschen werden in ihrer Bedeutung meistens noch richtig erkannt, allerdings ist die Selbstkritik erheblich eingeschränkt, insbesondere gegenüber der eigenen Rolle in der aktuellen Situation sowie der noch gegebenen situativen Leistungsfähigkeit. Eine deutliche psychische Enthemmung, schließlich auch Benommenheit und psychomotorische Unsicherheit (Kleinhirnfunktion!) können hinzutreten. Die neurologischen Auffälligkeiten wie eine Gang- und Standunsicherheit sowie eine verminderte Fähigkeit zu zielgerichteten Handlungen sind praktisch immer nachweisbar. Insgesamt ist das Verhalten stark abhängig von der jeweiligen Situation, was sich in Sprunghaftigkeit und in der Bereitschaft zu primitiven, vorwiegend aggressiven Reaktionen äußert.
Schwerer Rausch
Bei noch höherer BAK kommt es zu schweren Bewusstseinsstörungen und dem Unvermögen, die gegebene Situation wirklichkeitsnah einzustufen. Es treten Desorientiertheit und motivlose Angst und Erregungszustände auf, vielfach auch schwere körperliche Ausfallerscheinungen, z. B. Gleichgewichtsstörungen oder die Unfähigkeit zu gehen. Ausgeprägte körperliche und neurologische Begleitsymptome sind die Regel. Als Extremform kann es bei schweren Rauschzuständen zu völliger Bewusstlosigkeit und Koma kommen. Liegen körperliche oder psychische Begleiterkrankungen vor, kann ein schwerer Rauschzustand auch schon bei niedrigerer BAK auftreten.
Soziale Auswirkungen
Die sozialen Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums betreffen vornehmlich:
Familie, Partner und Kinder
Beruf und finanzielle Situation
soziale Kontakte (Isolierung)
Verkehrstüchtigkeit
Kriminalität
Die negativen Auswirkungen in den genannten Bereichen führen dazu, dass der Betroffene in der Regel Schritt für Schritt einem deutlichen sozialen Abstieg entgegengeht.
Welche Belastungen erlebt die Familie?
Zunächst »decken« die Angehörigen meist die Erkrankung des Betroffenen, übernehmen seine Verantwortung und Verpflichtungen.
Partner und Kinder, also die engsten Angehörigen, werden meist als Erste von den Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums betroffen. Einerseits leiden die Angehörigen häufig durch eine gewisse Vernachlässigung und einem Rückzug des Alkoholkranken, andererseits werden gerade im Alkoholrausch viele unangenehme Persönlichkeitszüge und Verhaltensweisen deutlich. So kann es in der Phase des übermäßigen Trinkens gegenüber dem Partner zu Grobheiten und Aggression kommen, aber auch zu Prügeleien, Taktlosigkeiten und Geringschätzungen, Beleidigungen und Kränkungen.
Der Partner nimmt den Alkoholkranken dennoch häufig Verwandten, Freunden und Bekannten gegenüber in Schutz und versucht dadurch, den Schein einer »heilen Familie« zu wahren. Aus Zuneigung und Liebe, aber auch aus Sorge wird versucht, den Alkoholkranken vor den Folgen seines Alkoholismus zu schützen, etwa dadurch, dass z. B. dem Arbeitgeber
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