Wenn alle anderen schlafen
nötig. Ich bin auf dem
Weg dort raus.«
»Ich kann ja da bleiben, bis
Sie kommen. Sicherheitshalber.«
»Nein, danke, Sie haben schon
genug getan.«
Das war eine Sache zwischen
D’Silva und mir. Zwischen uns allein.
Die Citabria stand aufgetankt
bereit. Ich nahm mir die Zeit für einen besonders gründlichen Check, prüfte
sowohl Benzin als auch Öl mit den Fingern auf eventuelle unsichtbare
Beimengungen. Keine körnigen Partikel, die darauf hingedeutet hätten, daß
jemand Zucker oder sonst etwas hineingeschüttet hätte, und ich verspürte ein
Gefühl der Erleichterung, als ich ins Cockpit kletterte. Die raffinierteren
Tricks der Sabotageabwehr hatte ich von einer über siebzigjährigen
Fliegerfreundin gelernt. Erlene flog nicht mehr selbst, aber wir machten öfters
mal gemeinsam eine kleine Nordkalifornien-Spritztour und testeten die Haute
Cuisine der verschiedenen Flugplatzrestaurants, und manchmal übernahm sie dann
zwischendurch. Bei einem dieser Ausflüge hatte sie mir erzählt, wie sie im
Zweiten Weltkrieg als zivile Hilfskraft Militärmaschinen zu ihren Einsatzorten
geflogen hatte. Manche Piloten hatten sich damals von Frauen im Cockpit so
bedroht gefühlt, daß sie ihnen Zucker in die Tanks gekippt hatten — ein kaum
bekanntes und äußerst unrühmliches Kapitel unserer Militärgeschichte aber die
Frauen waren schnell dahintergekommen und hatten sich lebensrettende
Checkmethoden angeeignet. Ich hatte Erlene gebeten, mir diese Techniken
beizubringen, obwohl ich nicht im Traum auf die Idee gekommen wäre, sie je
wirklich brauchen zu können.
»Okay!« Ich drehte den
Zündschlüssel. Der Motor sprang an, und der Propeller verschwamm zu einem
silbrigen Flirren. Nachdem ich Warnblinklicht und Funkgerät eingeschaltet und
meinen Kopfhörer justiert hatte, rief ich die Bodenkontrollstelle.
Ich komme, D’Silva. Jetzt
werden wir ja sehen, wer von uns die bessere McCone ist.
Samstag
abend
»Little River, Citabria sieben-sieben-zwo-acht-neun,
erbitte Gebiets-Wetterberatung.«
»Hey, McCone.« Die Stimme
gehörte Sonny West, dem Verantwortlichen für das Terminalgebäude. Hy und ich
hatten uns manchmal von ihm mitnehmen lassen, wenn wir die Citabria hier
abgestellt hatten und unser Pick-up draußen bei unserem Häuschen stand oder
dort zurückbleiben mußte. »Wind frischt auf, kommt mit etwa fünfzehn, sechzehn
Knoten aus West, und da draußen vor der Küste liegt eine ziemlich gemein
aussehende Nebelbank. Sie wollen zu Ihrer Landebahn?«
»Positiv.«
»Vorsicht mit dem Seitenwind
auf den Klippen.«
»Geht in Ordnung.
Zwo-acht-neun.«
Es war kurz nach halb sieben
und extrem dunkel. Rechts unter mir lagen die verstreuten Lichter der kleinen
Ortschaft Boonville im Anderson Valley, etwa fünfzehn Meilen südlich von
Touchstone. Ich sah sie entschwinden, bemerkte die Positionslichter eines
anderen Flugzeugs gute 2000 Fuß über mir, nahm dann Fahrt weg, um allmählich
einen Gleitwinkel von 45 Grad zu erreichen.
Ja, da war der Nebel —
mächtige, graue Schwaden, die dräuend auf dem Meer lauerten. Sie konnten
schnell heranziehen, aber nicht schnell genug, um mich daran zu hindern, mein
Ziel zu erreichen. Vertraute Bodenmerkmale jetzt: die Lichter der drei
Ranchhäuser, die ein Dreieck bildeten —
Mein Gott! Dieser Traum, in der
Nacht, nachdem ich das erstemal mit Russ Auerbach gesprochen hatte! Ich flog
durch einen Sturm, inmitten wild umherpeitschender Hochspannungsdrähte, hielt
Ausschau nach einem Bodenmerkmal. Ein Lichterdreieck.
Ich glaube an das hilfreiche
Wesen von Träumen. Sie enthalten oft Botschaften unseres Unterbewußtseins, die
uns, richtig gedeutet, sehr nützlich sein können. Aber ich hatte dieser
wichtigen Botschaft wenig Beachtung geschenkt, nicht begriffen, daß mein
Unterbewußtsein mir zu sagen versuchte, was ich vergessen hatte. Laut Glenna
Stanleigh hatte D’Silva von unserem Steinhäuschen am Meer gewußt. Sogar, daß
wir es Touchstone — unseren Probierstein — nennen. Hätte mir nicht klar sein
müssen, daß das alles hier, auf diesem abgelegenen Stück Felsküste, enden
würde?
Aber woher hatte sie es gewußt?
Ich dachte an den Tag zurück,
an dem sie zu dem Bewerbungsgespräch ins Piergebäude gekommen war. Sah sie dort
auf der anderen Seite des Schreibtischs sitzen, angespannt und bemüht, alles
richtig zu machen. Es war ein Donnerstag, und ich hatte Mick und Charlotte
versprochen, ihnen das Häuschen für ein langes, romantisches Wochenende
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