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Wenn alle anderen schlafen

Wenn alle anderen schlafen

Titel: Wenn alle anderen schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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übersehen.«
    »Na ja, wegen Hy — da kannst du
wohl wirklich nur abwarten, wie Renshaw gesagt hat. Ich weiß, das ist ein
schwacher Trost. Und das andere — warum läßt du’s nicht mal eine Weile ruhen?
Tust irgendwas Entspannendes?«
    Ich starrte ihn an. »Wie bitte?
Diese Frau ruiniert mein Leben, und ich soll ins Kino gehen? Oder mir’s mit
einem Buch gemütlich machen?«
    Er hob die Hand. »Hey, friß
mich nicht gleich. Ich meine ja nur, du sollst irgendwas Simples tun, was deine
Gedanken freisetzt, damit das, was da irgendwo drunten feststeckt, an die
Oberfläche steigen kann. Früher bist du immer am Strand spazierengegangen, wenn
du irgendwas durchdenken mußtest.«
    »Das habe ich schon versucht.
San Gregorio, mitten in der Nacht. Dort sieht’s fast so aus wie in Bootlegger’s
Cove, bei unserem Haus, und ich dachte — Himmel!«
    »Was?«
    »Das ist es!« Ich zog mein
Handy aus meiner Umhängetasche und drückte die Nummer von Ray Huddleston in
Point Arena, dem Mann, der in Abständen nach unserem Haus sah. Während die
Klingelzeichen ertönten, sagte ich zu Greg: »D’Silva hat dem Hausmeister meines
alten Apartmenthauses gesagt, sie wolle ans Meer.«
    Er runzelte die Stirn. Dann
begriff er und nickte.
    »Komm schon, Ray«, murmelte
ich. »Geh dran!«
    Ray nahm beim neunten Klingeln
ab, hörbar außer Atem. »Sharon! Sorry, ich war draußen, Holz holen.«
    »Macht nichts. Können Sie mir
einen Gefallen tun? Jetzt sofort?«
    »Klar. Was?«
    »Zu unserem Haus runterfahren
und gucken, ob dort alles in Ordnung ist. Und mich dann unter folgender Nummer
zurückrufen.« Ich gab ihm die Handynummer durch.
    »Halbe Stunde«, sagte er. »Ich
rufe zurück.«
    Als ich das Handy wieder in die
Tasche steckte, fragte Greg: »Du glaubst, sie ist wirklich dort?«
    »Dort oder in der Nähe. Das ist
der einzige Teil meines Lebens, den sie noch nicht infiltriert hat — und der
kostbarste Teil.« Ich wandte mich zur Tür.
    »Hey, warte! Du weißt es doch
nicht sicher.«
    »Ich weiß es — hätte es letzte
Nacht schon wissen müssen. Sie hat gezeigt, daß sie meine Gedanken lesen kann.
Jetzt lese ich ihre.«
     
    Bevor ich die Stadt verließ,
hielt ich noch bei einer Firma in der Third Street, wo ich öfters technische
Gerätschaften mietete, die zu teuer waren und zu selten gebraucht wurden, um
sie selbst anzuschaffen, und nahm etwas mit, von dem ich dachte, es könnte sich
dort draußen als nützlich erweisen. Dann rief ich vom Auto aus das Betriebsbüro
vom North Field an und bat, die Zwo-acht-neun auftanken zu lassen. Anschließend
wählte ich die Nummer des automatisierten Flugwetterdienstes Oakland und hörte
die auf Band gesprochenen Wetterinformationen für den
Mendocino-County-Flugplatz in Little River ab. Hy und ich hatten zwar auf
unserem Grundstück eine unbefestigte Landebahn anlegen lassen, aber wenn die
Wetterbedingungen auf dem weiter landeinwärts gelegenen Flugplatz schlecht
waren, waren sie es draußen bei uns erst recht.
    Es klang ganz gut,
Windgeschwindigkeit drei Knoten und uneingeschränkte Sicht, aber die
Banddurchsage war schon ein paar Stunden alt, also blieb ich dran, um mit einem
Menschen zu reden. Der Mann vom Flugwetterdienst erklärte, für Mitternacht sei
eine Front angesagt, mit starken Winden und Regen. Als Gegenprobe rief ich den
Flugplatz an und sprach mit einer Angestellten, die ich persönlich kannte; ihre
Augenscheinprognose war, daß die Front früher da sein würde.
    »Wenn es anfängt, ungemütlich
auszusehen«, fuhr sie fort, »dann landen Sie besser hier als dort draußen auf
den Klippen.«
    Als ich das Gespräch gerade
beendet hatte, piepte das Handy. Ray Huddleston. »Sharon, ich war da und hab
mich umgesehen. Da ist keiner, aber jemand hat sich an der Alarmanlage zu
schaffen gemacht — sie funktioniert nicht mehr. Ich bin durchs Haus gegangen
und hab die Schuppen kontrolliert und so ziemlich das ganze Gelände. Beschädigt
ist nichts, und es sieht alles ganz normal aus, aber da steht ein fremdes Auto
bei ihrem Pickup in dem einen Schuppen — ein blauer Honda-Civic.«
    D’Silvas Wagen. Ray hatte sie
nicht gesehen, aber sie war dort — hatte sich vielleicht in einer der
Felshöhlen drunten in den Klippen versteckt. Die Zufahrt von der Route I war
lang; sie hatte ihn kommen sehen und massig Zeit gehabt, aus dem Haus zu
verschwinden.
    »Danke fürs Nachschauen, Ray.«
    »Mach ich doch gern. Soll ich
mich drum kümmern, daß die Alarmanlage repariert wird?«
    »Nicht

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