Wenn alle anderen schlafen
Hochzeit...«
»Steht das Datum schon fest?«
»Wir planen mal vage Mai, aber
fest ist es noch nicht. Die ganze Sache wird dadurch kompliziert, daß Ricky für
mich irgendeine Überraschung in petto hat, die zu arrangieren Zeit braucht.
Gott, ich wollte, er würde es auf die Reihe kriegen, was immer es ist! Ihm ist
einfach nicht klar, daß es selbst für eine kleine Zeremonie, wie er sie will,
tausend Sachen zu regeln gibt.«
»Zum Beispiel die Frage, was du
anziehen wirst.«
»Und die Blumen und das Essen.
Und was die Trauzeugen tragen sollen.«
»Wer wird das sein?«
»Na ja, für ihn natürlich Mick.
Und für mich... also, was ich dich fragen wollte — würdest du?«
»Für dich die Zeugin machen?«
»Und mich auch in die Ehe
geben, wenn du willst. Ich bin sicher, du jieperst schon seit Jahren danach,
mich jemand anderem aufzubürden.«
Sie formulierte es scherzhaft,
aber ich wußte, meine Antwort war ihr sehr wichtig. Ich war seit langem ihre
Mentorin und Freundin, aber andererseits heiratete sie den Exmann meiner
Schwester, und angesichts meiner anfänglichen Reaktion auf diese Beziehung
mußte sie befürchten, daß ich ablehnen würde.
Ich stand auf, ging um den
Schreibtisch herum und umarmte sie. »Ich möchte liebend gern deine Trauzeugin
sein, dich in die Ehe geben und bei den Vorbereitungen helfen. Nur verlang
nicht von mir, daß ich ein rosa Rüschenkleid trage.«
»Das wäre, als wenn ich ein
weißes Rüschenkleid tragen sollte. Wir werden ganz auf cool und mondän machen.«
Sie warf sich in eine Modelpose, und wir kicherten beide los. Mondänität lag
uns ungefähr so wie Rüschen.
Ich hockte mich auf die
Schreibtischkante. »Und was denkst du, worin Rickys Überraschung besteht?«
»Ich habe nicht die leiseste
Ahnung — und normalerweise kann ich in ihm lesen wie in einem offenen Buch.«
»Hm, das wird ja sehr
interessant.«
»Ja, wird es bestimmt. Mit
meinem Job und Ricky wird mein Leben nie langweilig.«
»Mal schauen, ob ich Ihren
Vorschlag kapiert habe«, sagte Alan Symons. Er war ein wohlbeleibter,
glatzköpfiger Mann in einem blankgewetzten blauen Anzug und tarnte seine
Advokatenschläue durch ein betont volkstümliches Auftreten. »Mein Klient gibt
seinen Job in dem Mietshaus in der Plum Alley auf und verpflichtet sich, sich
Ihren Klienten, deren Wohnung, Autos sowie Arbeitsplätzen nie wieder auf unter
hundert Meter zu nähern?« Anne-Marie, die die Dominanzposition in der Sitzecke
der Kanzlei eingenommen hatte — auf einem hohen Chefsessel, gegenüber dem Sofa,
auf dem Symons und Larsen saßen — , nickte und erklärte: »Korrekt. Im Gegenzug
wird Mrs. Stanleigh darauf verzichten, die Filmaufnahmen von Mr. Larsen in
ihrer Dokumentation über Haßverbrechen zu verwenden.« Eine solche Dokumentation
befand sich gar nicht in Vorbereitung, aber Symons hatte es versäumt, Beweise
zu fordern.
»Das ist Nötigung«, sagte er.
»Nein, Herr Rechtsanwalt, das
ist eine gütliche Einigung. Sie haben das Filmmaterial gesehen — und Sie
wissen, daß wir damit zur Polizei gehen könnten. Aber meinen Klienten liegt
nichts daran, Mr. Larsen hinter Gitter zu bringen; sie möchten diese Geschichte
einfach nur hinter sich lassen und gewährleistet wissen, daß sie künftig ihre
Ruhe haben.«
Ich sah zu Bud Larsen hinüber.
Er saß zusammengesunken in einer Ecke des Sofas, funkelte gelegentlich Ted oder
Neal wütend an, starrte aber die meiste Zeit einfach nur auf seinen Schoß.
»Ms. Altman«, sagte Symons,
»ich bin vielleicht ein bißchen beschränkt —«
Hank murmelte: »Das kann ich
unterschreiben.«
Anne-Marie sah ihn
stirnrunzelnd an, während wir übrigen unser Bestes taten, nicht loszuprusten.
Symons schien von dieser Bemerkung nicht weiter tangiert; wahrscheinlich hatte
er schon viele ähnliche an sich abprallen lassen. »Ich bin vielleicht ein
bißchen beschränkt«, wiederholte er, »aber was Sie da tun, erscheint mir doch
ungesetzlich. Mein Klient wird einen Prozeß anstrengen —«
»Gut. Und wir gehen mit den
Filmaufnahmen von ihrem Klienten zum Police Department. Wo Ms. McCone Kontakte
auf höchster Ebene hat.«
Symons schwieg und sah Larsen
an. Der guckte schließlich zurück und zuckte die Achseln. »Der Job bringt eh
nicht viel«, sagte er. »Komm ich wenigstens von diesen miesen Schwuchteln weg.«
Symons seufzte, den Anflug eines verächtlichen Zuckens um die Lippen, und ich sah
ihn jetzt schon in einem etwas freundlicheren Licht. Er war angeheuert worden,
um
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