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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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verabredet hatten. Um neun versuchte ich, Filippo zu erreichen, indem ich die Rückwahltaste drückte. Es klingelte zweimal, dann wurde ich weggedrückt. Ich zitterte am ganzen Körper, war schweißgebadet, als ich zu Hause ankam und mich ins Bett legte.
    Der nächste Tag war ein Mittwoch. Ich wachte mit hohem Fieber auf und konnte nicht aufstehen. Lucia, unsere Köchin, brachte mir am Nachmittag Tee und den Regionalteil der Repubblica ans Bett. Außerdem meine Post. Unter den Umschlägen befand sich ein Kuvert mit einem schwarzen Rosensiegel. Ich riss es mit zitternden Fingern auf. Wie immer standen Treffpunkt und Uhrzeit für nächsten Freitag in dem Brief. Sonst nichts. Aber dieses Mal verursachten die Zeilen ein unerträgliches Brennen hinter meiner Stirn. Ich ließ den Brief sinken und mein Blick fiel auf die Zeitung. Die erste Überschrift, die mir ins Auge sprang, lähmte meinen Körper mit jedem weiteren Wort, das ich las, bis ich mich vollkommen taub fühlte.
    Filippo Bernardi war tot. Ermordet. In seinem eigenen Appartement in der Via Frattina. Nicht nur das: Anscheinend war er regelrecht hingerichtet worden. Man hatte ihn schwer misshandelt, bevor man ihn erstochen hatte. Als seine Putzfrau ihn fand, war sein Körper gespickt mit Reißzwecken, die wie Dornen in seiner Haut steckten. Und aus seiner rechten Schulter war ein Stück Fleisch herausgeschnitten worden.
    Ein schrecklicher Schwindel überkam mich. Ich ließ die Zeitung fallen, beugte mich über die Bettkante und kotzte mir die Seele aus dem Leib.

Jana
    »Alles Gute, meine Süße!«
    Ich blinzle verschlafen. Lukas sitzt auf der Bettkante und hält zwei Kaffeebecher in der Hand. Außerdem steht auf dem Nachttischchen ein Teller mit einem Marmeladentoast, in dem eine einzelne Kerze steckt. Ich muss lachen.
    »Tja, eigentlich wollten wir ja um Mitternacht anstoßen, aber anscheinend sind wir vorher eingepennt. Trotzdem darfst du dir jetzt etwas wünschen. Und statt Sekt gibt es jetzt eben Kaffee.«
    Ich muss nicht überlegen, als ich die Kerze auspuste. Ich wünsche mir, dass Lukas mich ein Leben lang so liebt wie jetzt, auch wenn er die Wahrheit über Flo erfährt. Morgen, morgen werde ich es ihm sagen. Gestern ging es einfach nicht mehr. Ich muss später nur Carla abfangen, es ihr irgendwie stecken und hoffen, dass sie mich nicht killt.
    Lukas gibt mir einen Kuss. Er wirkt müde und blass.
    »Hast du überhaupt geschlafen?«, frage ich ihn. »Du siehst völlig fertig aus.«
    »Hm, du hast mir bloß wieder ständig die Decke geklaut. Aber egal, es ist immerhin dein Jubeltag, da darfst du alles. So, und jetzt ist Zeit für Geschenke.«
    Er holt eine große Pappschachtel mit einer riesigen roten Schleife hervor.
    »Hilfe, was ist das denn?« Ich schüttle das Paket. Es ist seltsam leicht. »Ist da vielleicht Luft und Liebe drin?«, frage ich neckisch.
    Lukas zuckt grinsend mit den Schultern. Vorsichtig ziehe ich die Schleife auf und hebe den Deckel der Schachtel an. Was ich jetzt zu sehen bekomme, raubt mir beinahe den Atem. Es sind Bilder. Schwarz-Weiß-Zeichnungen, eine ganze Serie.
    »Aber, das sind ja … Das ist …«
    »Rom«, hilft mir Lukas. »Es sind Bilder von Rom. Zwölf Stück. Ich weiß, du willst irgendwann dorthin, und da dachte ich … Na ja, ich zeichne mal wieder. Das habe ich früher ziemlich oft getan. Kann nur sein, dass ich nach der langen Zeit –«
    »Was, die sind von dir?«
    Jetzt bin ich wirklich sprachlos. Ich hatte keine Ahnung, dass Lukas so gut zeichnen kann. Er überrascht mich immer wieder. Die Bilder sind perfekt, einfach unglaublich. Klar und detailliert gezeichnet und doch kein bisschen steril, sondern wunderbar stimmungsvoll. Sie wirken richtig künstlerisch.
    Ich kann nur den Kopf schütteln. »Das ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe«, flüstere ich. »Danke, danke, danke, danke!« Ich beuge mich zu ihm und küsse ihn, dann halte ich ihn lange Zeit ganz fest. Ich will Lukas weiter kennenlernen dürfen. Immer, immer weiter. Ich will, dass er mich jeden Tag von Neuem überrascht. Ich will ihn als Teil meines Lebens.
    »Wenn du willst, darfst du auch hier ein paar davon aufhängen«, meint Lukas, als wir uns voneinander lösen. Du meintest doch, dem Zimmer fehlt noch die persönliche Note.«
    »Ja, super Idee. Vielleicht das hier … und das? Oder nein, lieber das von dem Brunnen. Oder alle drei, oder –«
    »Das kannst du dir ja noch in Ruhe überlegen«, lacht Lukas. »Jetzt wird erst mal

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