Wenn auch nur fuer einen Tag
so viel Liebe für Lukas, dass es mir beinahe die Brust zersprengt. Ich will ihn nicht verletzen und ich will ihn nicht verlieren. Nie, niemals. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals, stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn. »Ich liebe dich!«, murmle ich. Ich küsse seine Stirn mit den Zornesfalten, seine feuchten Augen, seine Wangen, sein Kinn und schließlich seine verhärteten Lippen. »Hörst du? Ich liebe dich auch, Lukas, ich liebe dich so, so sehr!«
Ein leises Schluchzen entfährt seinem Mund. Ich küsse ihn wieder und wieder. So lange, bis seine Lippen endlich weich werden und mich zurückküssen.
Lukas
Jana und ich liegen in meinem schmalen Bett, unsere nackten Körper sind eng miteinander verschlugen. Ihr Atem geht ruhig und gleichmäßig. Wir haben uns geliebt wie noch nie zuvor. Intensiv und beinahe schon verbissen, so, als müssten wir uns selbst beweisen, dass uns nichts und niemand auf dieser Welt trennen kann.
Keine Ahnung, warum mich das Zusammentreffen mit Noah dermaßen aus der Bahn geworfen hat und ich mich so von ihm habe provozieren lassen. Wahrscheinlich, weil das, was er gesagt hat, in gewisser Weise stimmt.
»Pass lieber auf dich auf, Jana … Trau ihm nicht … Er ist ein Lügner.«
Noah meinte natürlich etwas anderes damit. Nämlich, dass ich mich an Tamara rangemacht habe und mich anbiedern wollte, um Teil ihrer bescheuerten Clique zu werden.
Aber seine Worte klangen, als wüsste er, was früher passiert ist. Und das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich liebe Jana, ich liebe sie mehr, als ich es je für möglich gehalten habe. Und trotzdem werde ich ihr nie so nahe sein können, wie ich es mir wünsche. Meine Vergangenheit wird immer zwischen uns stehen und unserer Beziehung einen Stich versetzen, wenn sie am schönsten ist. So wie die Dornen einer nicht totzukriegenden Rose.
Matteo
Mein Handy klingelte. Die Nummer auf dem Display kannte ich nicht.
»Pronto?«
»Matteo? Hier ist Filippo.«
Ich war verblüfft. Abgesehen von unseren Treffen der Rosa Nera hatten wir bisher nie privaten Kontakt gehabt, obwohl wir uns an sich gut verstanden. »Was gibt’s denn?«
»Bist du allein?«
»Ja. Wieso?« Ich ließ mich auf mein Bett sinken. Filippo klang abgehetzt, irgendwie durch den Wind.
»Hör zu, es geht um … um Alberti. Ich habe etwas über ihn herausgefunden. Es ist echt krass, Mann. Ich musste Recherchen für ihn tätigen, im Zeitschriftenarchiv meines Vaters. Und dabei … verdammte Scheiße!« Er rang hörbar nach Atem.
Ich merkte, wie mich ein seltsames Schwächegefühl überkam. Das war nicht der unbeschwerte, coole Filippo, den ich kannte, und von dem ich dachte, nichts auf der Welt könnte ihn umhauen. Er klang, als hätte er eine Scheißangst.
»Was hast du herausgefunden, Filippo? Du kannst es mir sagen. Ich schwöre bei meiner Mutter, ich verrate nichts.«
»Okay, also … Ich bin da zufällig über einen Artikel gestolpert über die … über die Mafia, die Cosa Nostra und … vermutliche Familienmitglieder, die bisher zwar unauffällig waren, aber …«
Ich horchte mit angehaltenem Atem. »Filippo? Filippo, bist du noch dran?«
»Ja, ich … Verdammt noch mal, Albertis Gesicht war da unter anderem abgebildet. Er gehört dazu, Matteo. Er gehört zur Mafia, jedenfalls zu den Verdächtigen, und sein richtiger Name ist –«
»Okay, halt, stopp.« Mein Herz raste und meine Zunge fühlte sich rau an wie Sandpapier. Ich fing an zu flüstern, obwohl es total hirnrissig war.
»Filippo, nicht am Telefon. Hör zu, wir treffen uns morgen. Hast du mich verstanden? Du und ich, wir beide treffen uns um zwanzig Uhr in der Kirche Santa Maria in Trastevere. Nur wir beide. Und kein Ton zu irgendjemand anderem, kapiert?« Ich konnte nur erahnen, dass ich die Worte auch wirklich aussprach, weil sich meine Lippen bewegten. Hören konnte ich bloß das Rauschen in meinen Ohren.
In dieser Nacht schlief ich keine Sekunde und der nächste Tag zog sich endlos hin. Die Angst in mir wuchs. Angst vor einer krassen Wahrheit und Angst um mein eigenes Leben, die ich nur dadurch aushielt, dass ich mir immer wieder einredete, Filippo täusche sich höchstwahrscheinlich. Alberti war hart, er wusste, was er wollte, überschritt dabei auch manchmal Grenzen und ließ sich nicht verarschen. Aber … Er war kein Mitglied der Cosa Nostra. Das konnte, durfte verflucht noch mal nicht wahr sein!
Am nächsten Abend betrat ich um kurz vor acht die Kirche, in der wir uns
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