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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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Lukas.«
    Ich hebe den Blick. Seine folgenden Worte vernehme ich wie ein Echo aus weiter Ferne.
    »Alberti ist tot. Ermordet. Vermutlich von Mitgliedern der Cosa Nostra. Du kannst nach Hause.«
    Eine halbe Stunde später lasse ich mich von Beck zum Wohnheim fahren. Ich bin zu erschlagen, um zu laufen. Die Fahrt erinnert mich an unsere erste. Vier Monate ist es her, seit mich Beck vom Flughafen abgeholt hat. Damals wünschte ich mir nichts sehnlicher, als bald diese Nachricht zu erhalten. Aber seitdem ist viel passiert. Alles hat sich verändert.
    Alberti ist tot. Seit nunmehr einer Woche. Er wurde hingerichtet von Typen, die ebenso brutal vorgingen wie er. Männer mit noch mehr Macht, die an seiner Loyalität und seinem Können zweifelten. Sie hatten ihn eingesetzt als Boss einer neuen lukrativen Unterorganisation. Der Rosa Nera. Tolles Konzept. Die Geschäfte liefen gut an, doch dann flog alles auf. Für Versager hat die Mafia keine Verwendung. Sie werden beseitigt, bevor sie noch mehr Ärger anrichten können. Für uns war Alberti der King. Für sie nur ein kleiner Fisch, der eine Chance bekommen und sie vermasselt hat.
    »Also … wir sehen uns morgen? Ich hole dich gegen acht Uhr ab und bringe dich dann zum Flughafen. Es sei denn … du willst noch etwas klären.«
    Ich werfe Beck einen fragenden Blick zu. Worauf will er hinaus?
    »Du warst es nicht, der geschossen hat, Lukas. Die Waffe ist aus Versehen losgegangen. Du konntest nicht wissen, dass du geprüft wurdest. Du wolltest Paolo Testa bloß davon abhalten, einen Unschuldigen –«
    »Ich weiß, aber ich habe damit genau das Gegenteil erreicht, okay?«, brülle ich ihn an. Mein Puls rast. »Janas Bruder ist tot. Das ist alles, was zählt! Wie es passiert ist, spielt keine Rolle. Sie hat ihn über alles geliebt! So sehr, dass sie seinen Tod noch nicht einmal wahrhaben wollte.« Meine Stimmbänder brennen vor Überanstrengung. Ich schließe kurz die Augen, um mich wieder zu fangen. Dann öffne ich die Tür und steige aus. »Es … geht klar«, murmele ich matt. »Ich stehe morgen um acht parat. Ich kann hier nichts mehr tun, außer Jana mit der Wahrheit noch mehr zu enttäuschen.«
    Beck sieht aus, als wolle er noch etwas erwidern, doch dann nickt er bloß. Ich werfe die Tür zu und er fährt vom Parkplatz.
    Aus reiner Gewohnheit fische ich mit den Fingern die Post aus dem Briefkasten – einen ganzen Stapel Werbung. Ich werfe ihn auf meinen Tisch.
    Das Zimmer riecht abgestanden und fremd. Kaum vorstellbar, dass ich hier noch vor ein paar Tagen glücklich war, zuversichtlich und voller Elan – mit Jana an meiner Seite, die alles um sich herum farbenfroh erscheinen ließ. Selbst diese kleine beschissene Drecksbude.
    Ich lasse mich auf mein Bett fallen und schalte mein Handy ein. Zum ersten Mal seit Janas Geburtstag.
    Es hört gar nicht mehr auf zu blinken. Die meisten Anrufe sind von Beck und Jana. Von ihr stammen auch ganze elf SMS, in denen sie mich bittet, ihr zu verzeihen und sie zurückzurufen. Mir schnürt sich die Kehle zusammen. In jedem ihrer Worte liegt so viel unbegründete Reue. So viel Verzweiflung.
    Eine SMS ist von Noah. Ich drücke sofort auf Löschen , aber bevor der Text verschwindet, fängt mein Blick den Inhalt gerade noch ein. Er ist knapp, besteht gerade mal aus einem einzigen Satz.
    Lass Jana in Ruhe, sonst bringe ich dich um!

Jana
    Carla bringt mir Kaffee und ein paar selbst gebackene Kekse aufs Zimmer. In diesem Moment piepst mein Handy und ich bekomme eine SMS.
    »Warum stellst du dein Handy nicht einfach aus?«, fragt meine Cousine, nachdem ich mit einem Blick aufs Display genervt aufstöhne. »Dieser Noah entwickelt sich ja zum totalen Stalker. Was will er denn jetzt schon wieder?«
    »Ach, immer dasselbe. Sich mit mir treffen, mir versichern, dass er es ernst mit mir meint, mir klarmachen, dass Lukas ein Lügner ist, der nichts wert ist. Keine Ahnung, er spinnt einfach. Aber … Ich will mein Handy trotzdem lieber anlassen, für den Fall, dass Lukas sich meldet.«
    Carla setzt sich neben mich auf mein Bett. »Er braucht noch etwas Zeit, das ist alles.«
    »Aber du hast doch selbst gesagt, dass er völlig fertig war und neben sich stand, als du ihm alles erzählt hast. Was, wenn er mir nie verzeiht?«
    Meine Cousine zuckt mit den Schultern. »Ehrlich gesagt fände ich das ziemlich krass. Er sollte dir wenigstens die Chance geben, ihm dein Verhalten zu erklären.«
    Ich zucke mit den Schultern. »Irgendwie glaube ich, dass noch

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