Wenn auch nur fuer einen Tag
nicht?«
»Nein, das war gelogen. Amelie hat die ganze Geschichte erfunden.« Er schüttelt betroffen den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, dass sie so hinterhältig sein kann. Sie hat das aus Eifersucht getan, weil sie in mich verschossen ist. Lars hat gestern von der Sache Wind bekommen und sie mir sofort gesteckt.«
Ich starre Noah an. »Ja und?«, entgegne ich knapp. Vor ein paar Wochen hätten mich seine Worte vielleicht noch interessiert, aber jetzt sind sie mir gleichgültig. Genau wie diese Wettgeschichte, ob sie nun wahr ist oder nicht, Amelie, die anscheinend doch hervorragend in die Clique passt, und erst recht Noah. Ich habe jetzt ganz andere Sorgen.
»Hör zu, Jana, wir hatten nicht gerade den besten Start, das gebe ich zu«, fährt Noah fort und sieht mir dabei tief in die Augen.
Ich weiche seinem Blick aus.
»Aber«, er streckt seine Hand aus, um sie mir auf die Schulter zu legen, »es war nicht unsere Schuld. Weder deine noch meine. Das alles tut mir so leid, aber ich … ich habe es von Anfang an ernst mit dir gemeint. Das musst du mir glauben.«
Ich wende mich von ihm ab. Ein unangenehmes Gefühl beschleicht mich und ich will dieses Gespräch endlich beenden.
»Noah, es ist ja echt nett von dir, dass du mir das alles sagst, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass ich nichts von dir will.«
Er schüttelt vehement den Kopf. »Ach Quatsch, das glaube ich nicht. Wir haben uns doch wunderbar unterhalten, wir hatten Spaß, weißt du nicht mehr? Amelie hat alles kaputt gemacht, sonst wäre es ganz anders zwischen uns gelaufen, da bin ich mir sicher. Bitte, Jana, gib mir eine Chance, dir zu zeigen, wie ich wirklich bin, und vergiss diesen Lukas. Er wollte dich doch bloß, um mir eins auszuwischen. Begreifst du das denn nicht? Ihm bist du scheißegal, aber mir nicht!« Wieder streckt er seine Hand nach mir aus, aber dieses Mal weiche ich ihm aus.
»Nein, Noah!« Langsam werde ich wütend. Er scheint mir ja überhaupt nicht richtig zuzuhören, ist total von seiner Vorstellung besessen, wir beide könnten ein Paar werden. »Amelie hat keine Schuld, was uns betrifft. Ich wusste schon vor ihrer Geschichte, dass wir nicht zusammenpassen. Ich hatte nie Gefühle für dich, okay? Ich wollte damals nur ein bisschen flirten, sonst nichts. Also, jetzt lass mich bitte –«
»Was ist denn hier los?«
Gott sei Dank! Alex und Carla kommen genau zum richtigen Zeitpunkt. »Nichts«, antworte ich. »Noah wollte gerade gehen!«
Er wirft mir einen durchdringenden Blick zu, aus dem ich nicht schlau werde, der mir aber einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagt. Dann haut er ohne ein weiteres Wort ab.
Carla legt mir einen Arm um die Schulter. »He, alles klar?«, fragt sie leise.
Erst nicke ich. Dann schüttle ich den Kopf. Und heule los.
Lukas
Mein letztes Geld ist futsch. Nach acht Nächten kann ich mir das Hotelzimmer nicht länger leisten. Das bedeutet, ich muss zurück und Beck erzählen, was passiert ist. Dass ich mich in die Schwester des Mordopfers verliebt habe. Dass ich keine Ahnung hatte, wer sie war, weil sie mir die Wahrheit verschwiegen hat.
Und ich muss Beck in mein Vorhaben einweihen und hoffen, dass er zustimmt. Ich will, dass er aus dem Vertrag aussteigt und mich abhauen lässt. Irgendwohin, in eine andere Stadt. Egal in welche. Alles ist egal, nach dem, was passiert ist.
Si paga per tutto – nichts im Leben ist umsonst. Hier ist sie, die Rechnung für mein Glück der letzten Wochen. Fett und gesalzen und mit nichts auf der Welt zu begleichen. Ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl, dass noch etwas kommt. Aber das hier ist der Super-GAU. Damit hätte selbst ich nicht gerechnet.
»Sie wollen auschecken, Herr Richter?«
Ich nicke. Die Dame an der Rezeption lächelt mich zuvorkommend an. »Waren Sie zufrieden?«
»Ja … klar, danke.« Ich nicke höflich. Es ist schließlich nicht ihre Schuld, dass ich keine einzige Nacht geschlafen, sondern immer und immer wieder meine Schreie und den darauffolgenden Schuss in meinem Kopf gehört habe, der Janas Bruder tötete.
Ich hatte keine Ahnung, wer das Opfer war. Niemand hat es mir erzählt und ich habe nicht nachgefragt. Mehr über den Toten zu wissen, hätte alles nur noch realer und schlimmer für mich gemacht.
Ich habe Paolos Anschuldigung nie vergessen: »Ich … wollte nicht schießen, verdammt. Es war deine Schuld.«
Und sosehr andere und ich selbst auch versucht haben, mir etwas anderes einzureden – ich weiß, im Grunde
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