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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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mache ich mich auf den Weg nach Hause.
    Unterwegs mache ich kurz Halt bei Willis Wrackstatt . Wilhelm Peters werkelt an einem alten Auto herum. Als er mich sieht, kommt er sofort auf mich zu.
    »Noch immer nichts, Kindchen?«
    Ich schüttle den Kopf. »Bei Ihnen hat er sich also auch nicht gemeldet?«
    »Nein, aber … Wie gesagt, wir hatten ausgemacht, dass er erst übernächste Woche hier anfängt.«
    »Ja, ich weiß, bloß …«
    Er nickt. »Natürlich, wenn ich ihn sehe, dann erfährst du es auf der Stelle.«
    »Danke.«
    Als ich ein Stückchen weiter bin, klingelt mein Handy. Sofort macht mein Herz einen hoffungsvollen Satz, aber die Nummer auf dem Display kenne ich nicht.
    »Hallo?«
    »Jana, hier ist Alfred Beck.«
    Ich bleibe abrupt stehen. Woher hat Lukas’ Onkel meine Handynummer?
    »Hör mal, weißt du, wo Lukas steckt?«, fragt er ohne Umschweife.
    »Nein … Sie etwa auch nicht?«
    Ich habe mir bereits von der Auskunft die Festnetznummer der Becks geben lassen, aber noch nicht den Mut aufgebracht, bei ihnen anzurufen und nach Lukas zu fragen. Ich scheue mich davor, ihnen den Grund zu nennen, weshalb er sich nicht mehr bei mir meldet. Aber dass er auch keinen Kontakt zu seiner Familie hat, damit hatte ich nicht gerechnet.
    »Kannst du vorbeikommen, Jana? Jetzt sofort?«
    Es liegt eine Dringlichkeit in Alfred Becks Stimme, die mir eine Gänsehaut über den Rücken jagt. »Okay. Ich bin in einer Viertelstunde da.«
    Becks Ausdruck ist zwar ernst, aber er kommt mir seltsamerweise nicht sonderlich überrascht vor, während ich ihm mit pochendem, schlechtem Gewissen alles erzähle, was passiert ist.
    »Hör mir jetzt genau zu, Jana«, sagt Beck, als ich geendet habe. »Zunächst einmal: Was vorgefallen ist, ist nicht deine Schuld, auch wenn es sich im Moment für dich so anfühlt. Ich würde dir weiß Gott gerne mehr verraten, aber das steht mir nicht zu.«
    Ich weiß zwar nicht, was Beck mir damit andeuten will, aber er lässt mir keine Chance nachzuhaken.
    »Und dann noch etwas«, fährt er fort. Er sieht mich so lange abwartend an, bis ich nicke.
    »Falls dich Lukas irgendwann doch anrufen sollte, wenn er dir eine SMS schickt oder du herausfindest, wo er steckt, dann melde dich umgehend bei mir, egal, unter welchen Umständen. Noch besser, du bringst ihn selbst dazu, mich zu kontaktieren. Es ist wirklich sehr, sehr wichtig. Hast du das verstanden, Jana?«
    Ich nicke erneut. Natürlich brennt mir ein Warum? auf der Zunge, aber Becks eindringlicher Blick hält mich davon ab, es laut auszusprechen.
    Ich speichere seine Handynummer ein, dann mache ich mich auf den Heimweg. Das Gespräch mit Lukas’ Onkel hat mich nur noch mehr verwirrt. Er weiß irgendetwas, das ich nicht weiß, so viel steht fest. Etwas, das er mir nicht verraten kann oder will. Und er macht sich offensichtlich riesige Sorgen um seinen Neffen.
    Mir ist schlecht und ich fühle mich so schwach auf den Beinen, dass mich jeder weitere Schritt Kraft kostet. Ich schlafe schon seit sechs Nächten nicht mehr richtig, liege stundenlang wach. Seit dem Abend meines Geburtstages, an dem mein Vater wie aus dem Nichts aufgetaucht ist und mit ein paar Sätzen all das zerstört hat, was mir wichtig war.
    Ich merke, wie der Groll auf ihn wieder in mir hochsteigt, aber insgeheim weiß ich, dass es unfair ist, ihm alle Schuld zuzuschieben. Er ist krank und verrückt. Ich war diejenige, die zu lange gezögert hat. Ich habe mich in eine Scheinwelt geflüchtet und mich dabei immer mehr in Lügen verstrickt.
    Ich schäme mich für mein dummes Verhalten. Vor Lukas, vor Carla, vor mir selbst … Aber vor allem vor Flo. Er hätte das alles nicht gewollt. Er war immer für Ehrlichkeit und dafür, Probleme zu lösen, bevor sie noch größere Ausmaße annehmen konnten. Er hatte nie Angst vor der Wahrheit.
    Ich glaube, er wäre schrecklich enttäuscht von mir.
    »Jana?«
    Ich bleibe wie angewurzelt stehen, als Noah plötzlich vor mir auftaucht. Direkt vor unserer Haustür.
    »Was machst du hier?«, frage ich eisig. Er ist nun wirklich der Letzte, den ich sehen will.
    »Auf dich warten.« Lächelnd kommt er auf mich zu und automatisch weiche ich einen Schritt zurück. Alles in mir sträubt sich gegen eine Unterhaltung mit ihm.
    »Hör zu, Noah, ich hab jetzt echt keine Zeit, um –«
    »Ich weiß, was du von mir denkst«, unterbricht mich Noah. »Du glaubst, ich hätte dich verarscht. Mit irgendeiner albernen Wette.«
    Ich seufze. »Und? Stimmt das etwa

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