Wenn auch nur fuer einen Tag
der Stelle zu bewegen. Dabei fällt mir auf, wie leuchtend grün seine Augen sind. Ich habe noch nie solche Augen gesehen. Irgendetwas an ihnen irritiert mich.
Lukas räuspert sich und durchbricht damit unser seltsames Schweigen. »Und«, fragt er im typischen Small-Talk-Tonfall, »bist du auf Shoppingtour? Das ist ja echt eine schicke Auswahl. Ziemlich … farbenfroh.« Mit einem Kopfnicken deutet er auf die vielen bunten Kindersachen.
»Die? Die sind nicht für mich.« Ich lache. Viel zu schrill und viel zu aufgesetzt – einfach nur peinlich. »Natürlich … nicht«, füge ich zu allem Überfluss noch hinzu, was mich nicht unbedingt cooler wirken lässt.
Lukas mustert mich leicht skeptisch. »Dachte ich mir fast«, meint er trocken. »Das war auch eher ironisch gemeint.«
»Klar.« Ich ringe mir ein Lächeln ab. Das war wieder mal typisch für mich. So schlagfertig wie ein Huhn beim Eierlegen. Was denkt Lukas wohl von mir? Bestimmt, dass so ein dummes Blondchen wie ich das perfekte Wettopfer abgibt. Ich mache meinen Mund auf, um noch irgendetwas Witziges hinterherzuschieben, da drängelt sich Massimo zwischen Lukas und mich.
»Die Sachen sind nämlich alle für uns«, kräht er.
Lukas lacht und ich atme erleichtert auf. Dankbar für seine plausible Erklärung und rettende Hilfestellung wuschle ich Massimo über den Kopf.
»Na dann bin ich ja froh«, sagt Lukas. »Und ich dachte schon, ich habe einen neuen Modetrend verpasst. Sind das deine Geschwister?«, fragt er an mich gewandt.
»Nein, nein.« Ich erkläre ihm auf die Schnelle die Sachlage und Lukas mustert mich dabei mit einem Ausdruck, der zwischen Unverständnis und Anerkennung hin- und herschwankt.
»Und das machst du wirklich umsonst? Für kein Geld? Niente, nada, nulla ?«, fragt er mit weit aufgerissenen Augen. »In deiner Freizeit?«
Ich nicke. »Ja, es macht mir eben Spaß, und außerdem will ich später sowieso mal mit Kindern arbeiten, da ist es die perfekte Übung.«
»Wow«, murmelt er. »Also, ich weiß ja nicht, ob ich das könnte. Mit Kindern hab ich es nicht so, und ihnen dann auch noch Hausaufgaben zu erklären … Für so was fehlt mir eindeutig die Geduld.« Die Zwillinge haben sich inzwischen ein Stück entfernt und tuscheln jetzt pausenlos in ihrer Muttersprache miteinander, während sie sich immer wieder kichernd zu uns umdrehen.
»He, die beiden sprechen ja Italienisch«, bemerkt Lukas überrascht.
»Ja, Massimo und Vanessa sind erst Mitte letzten Jahres nach Deutschland gezogen«, erkläre ich ihm. »Wieso, verstehst du etwa, was sie da brabbeln?«
»Ach, nur ein bisschen«, antwortet Lukas. Dann lauscht er weiter und grinst. »Hm, aber ich glaube fast, sie machen sich über uns lustig.«
Ich beobachte Lukas mit gemischten Gefühlen. Eigentlich scheint er wirklich okay zu sein, aber seine Freundlichkeit und sein Interesse verunsichern mich auch irgendwie. Noah habe ich sein falsches zuvorkommendes Gehabe schließlich auch abgekauft, und ich habe mir geschworen, niemandem aus dieser Clique mehr zu trauen. Selbst dann nicht, wenn dieser Jemand eine ganz besondere und sehr verwirrende Art hat, mich aus leuchtend grünen Augen anzusehen, und außerdem ein schlichtweg umwerfendes Lächeln, das mir das Gefühl gibt, ein Schwall warmes Wasser schwappe durch meinen Magen.
»So«, sage ich entschlossen, bevor ich meinem inneren Drang nachgeben kann, Lukas am Ende wirklich noch nett zu finden. »Jetzt kommt, ihr zwei, wir müssen zurück! Eure Eltern holen euch in einer halben Stunde ab.« Aber die Zwillinge hören nicht, sondern kringeln sich jetzt vor Lachen. »He, was habt ihr zwei Kichererbsen denn bloß die ganze Zeit?«
Besser, ich hätte nicht gefragt, denn jetzt bauen sich meine Lieblingszwillinge vor Lukas und mir auf, zählen laut bis drei und schreien dann im Duett: »Verliebt, verlobt, verheiratet, verliebt, verlobt, verheiratet …« Zwischendurch spitzen sie ihre Lippen und werfen schmatzende Küsse in die Luft.
Ich merke, wie mir augenblicklich die Röte in die Wangen schießt. Oh Mann, am liebsten will ich auf der Stelle im Erdboden versinken!
Lukas
Eine ähnliche Übersetzung hätte ich Jana auch liefern können, ich wollte sie bloß nicht blamieren. Diese beiden kleinen Biester machen sich schon die ganze Zeit über uns lustig und sind der felsenfesten Überzeugung, wir wären heiß ineinander verliebt. Da hat Jana den Beweis: Kinder sind nichts als Quälgeister, die einen ununterbrochen in scheißblöde
Weitere Kostenlose Bücher