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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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U-Bahn transportieren, oder?«
    »Du kannst den Wagen heute mit nach Hause nehmen, wenn du willst. Morgen Vormittag hilfst du doch sowieso bei den Vorbereitungen für diese Hochzeitsfeier im Tennisclub, vero ?«
    Ich nicke.
    »Ich werde dir die Servietten, Tischdecken und Kerzen einfach schon in den Kofferraum packen, dann kannst du morgen direkt mit dem Auto zum Sportheim kommen und die Tische eindecken.«
    Rossi und ich laden die Sachen in den Twingo und anschließend drückt er mir den Bestellzettel für meine letzte Kundschaft in die Hand. Erst als Rossi schon wieder in seinem Laden verschwunden ist und ich im Auto sitze, werfe ich einen Blick darauf – und mein Herzschlag setzt aus. Lukas Richter steht dort in ordentlich lesbarer Handschrift.
    Ich bleibe bestimmt fünf Minuten regungslos sitzen und starre auf den Zettel in meiner Hand. Dann schießen mir tausend Ausreden durch den Kopf, weshalb ich diese Bestellung nicht übernehmen kann oder sie möglicherweise misslingen könnte. Autopanne, das Navi versagt, mir ist schlecht, ich werde überfallen, gekidnappt, jemand klaut auf dem Weg zu Lukas’ Wohnung die Pizza, ein Waschbär hat sich auf der Rückbank versteckt und macht sich über das Essen her …
    Lukas’ Bestellung besteht aus einer kleinen Pizza Napoli, einem kleinen gemischten Salat, einer mittelgroßen Portion Tortellini mit Ricottafüllung und Trüffelsoße und einer Flasche Bardolino. Ich frage mich, ob er wohl Besuch hat. Für einen allein ist es fast etwas viel, aber für zwei möglicherweise zu wenig.
    Ich sehe, wie sich der rot-weiß karierte Vorhang an Rossis Bürofenster bewegt. Bestimmt fragt sich mein Chef, was ich noch immer hier treibe. Ich hole tief Luft. Es hilft nichts, ich muss da jetzt durch. Mit zitternden Fingern gebe ich Lukas’ Adresse ins Navi ein. Es funktioniert leider einwandfrei. Die Straße liegt irgendwo in Hamburg Altona. Immerhin bleiben mir laut Zeitangabe noch etwa sechzehn Minuten und mit Freitagabendverkehr vielleicht sogar etwas mehr, um mich darauf vorzubereiten, ihm gleich gegenüberzustehen. Vielleicht schlägt unterwegs ja doch noch das Schicksal zu und ich werde entführt. Und wenn nicht, dann werde ich die Sache eben so kurz wie möglich halten. Lukas kriegt sein Essen, ich mein Geld und dann verabschieden wir uns. Schluss, aus, basta!
    Ich starte den Motor und fahre los. Eigenartigerweise habe ich, obwohl ich extra langsam fahre, eine Grünwelle. Und als ich auf selber Höhe mit einem alten, dunklen Mercedes fahre, blicke ich so lange zu dem Fahrer mit den düsteren Augen hinüber, bis er endlich auf mich aufmerksam wird. Ich versuche, möglichst hilflos auszusehen, aber der Mann verzieht seinen grimmigen Mund plötzlich zu einem freundlichen Lächeln, bevor er dann an der nächsten Kreuzung abbiegt. Mist! Ich versuche es noch ein paarmal, aber es ist hoffnungslos. Alle scheinen heute Abend etwas Besseres vorzuhaben, als einen roten Twingo mit einem blonden Mädchen hinterm Steuer und italienischem Essen auf der Rückbank zu überfallen.

Lukas
    Es ist verflucht still um mich herum. Niemand außer mir scheint noch im Wohnheim zu sein. Selbst die Ökotante von nebenan, die sich schon ein paarmal bei mir beschwert hat, dass ich meine Musik zu laut aufdrehe, wurde vorhin von einem schlaksigen Typen mit Nickelbrille abgeholt. Frustrierend, aber wahr.
    Ich blicke auf die Uhrzeitanzeige meines Handys. Der Typ von Rossis Lieferservice meinte, es würde etwa eine halbe Stunde dauern, bis mein Essen kommt. Ich wühle im Schrank nach einer Jogginghose, die ich über meine Boxershorts ziehe. Das muss als Abendgarderobe für ein bescheidenes Single-Essen reichen.
    In meinem Geldbeutel krame ich nach meinen letzten Scheinen, dabei fällt ein kleiner, zerknüllter Papierfetzen auf den Boden. Ich streiche ihn glatt und traue meinen Augen kaum. Es ist ein Kassenbon von meiner Lieblings-Kaffeebar Tazza d’oro am Pantheon. Ich schlucke und betrachte wehmütig dieses letzte Überbleibsel meines früheren Lebens, das die Ermittler anscheinend übersehen haben, als sie meinen Geldbeutel durchwühlt und meine Dokumente beschlagnahmt haben. Ich drehe es um. Auf der Rückseite steht eine Telefonnummer. Jetzt erinnere ich mich. Es ist die neue Handynummer meines Bruders, die er mir irgendwann einmal durchgegeben hat und die ich, weil ich damals kein Handy dabeihatte, auf die Schnelle daraufgekritzelt habe. Meine Finger beginnen zu zittern, als mich ein leiser Gedanke

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