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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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dass mich mein Vater nie um Rat oder Hilfe gebeten hätte. Ich weiß es und Fabio weiß es auch. Papa hatte null Vertrauen in mich und war immer nur enttäuscht von mir.
    »Fabio … Sag bitte niemandem, dass ich angerufen habe, okay?«
    »Nein, natürlich nicht. Wem sollte ich es schon erzählen?«
    Ich schlucke. »Sprecht ihr manchmal über mich? Ich meine …«
    »Klar, doch. Hin und wieder, beim … Abendessen. Wenn keiner von den Angestellten dabei ist.«
    »Und hat sonst mal jemand nachgefragt, wie es mir geht? Jemand aus der Uni oder von meinen anderen Bekannten? Cesare vielleicht, oder Francesca?«
    Mein Bruder räuspert sich wieder nervös. »Am Anfang schon, aber … Matteo, du liegst für sie noch immer im Koma und … Ehrlich gesagt, denken alle, du würdest nach dieser langen Zeit auch nicht mehr aufwachen.«
    Ich nicke, obwohl er es nicht sehen kann. Ich weiß, was Fabio mir sagen will: Sie haben mich schon abgeschrieben. Meine Bekannten, aber auch meine eigene Familie. Sie glauben, ich würde nicht wiederkommen. Sie stellen sich auf ein Leben ohne mich ein und es scheint ihnen nicht besonders schwerzufallen. Im Gegenteil: Vielleicht läuft sogar alles einfacher ohne mich.
    Es klingelt an meiner Tür – kurz und scharf.
    »Was war das?«
    »Der Lieferservice. Ich hab mir etwas zu essen bestellt. Ich muss jetzt aufhören.«
    »Okay.«
    »Fabio?«
    »Ja?«
    »Kann ich dich ab und zu anrufen? Nur manchmal … ganz kurz. Hören, was es Neues zu Hause gibt und so.«
    Er antwortet nicht gleich. Ich höre es förmlich in seinem Kopf arbeiten. Mein Bruder hasst es, Regeln in den Wind zu schießen. Aber das ist mir egal. Wenigstens er soll sich daran erinnern, dass ich noch existiere, auch wenn ich im Moment weit weg bin und einen anderen Namen trage. Ich lasse mich nicht einfach so rauskicken.
    »Komm schon, Fabio. Was soll denn passieren? Niemand wird es mitkriegen.«
    »Gut, okay, wenn du willst …«
    »Danke, Fabio. Ciao! «
    » Ciao , Matteo!«
    Ich lege auf, just in dem Moment, als es ein zweites Mal klingelt. Ich laufe schwankend den Gang hinunter, noch immer benommen von dem Telefonat. Hunger habe ich jetzt keinen mehr.

Jana
    Ich bin noch immer ganz verwirrt. Dass Lukas in einem Studentenwohnheim wohnt, hätte ich im Leben nicht gedacht. Keine Ahnung, was ich mir vorgestellt hatte. Vielleicht nicht gleich ein megaschickes Loft, wie es Noah besitzt, aber auf keinen Fall ein Zimmer in der Größe eines Hamsterkäfigs.
    Lukas ist ein einziges Rätsel für mich. Nichts, was ich mir aus seinem Verhalten und seinen Worten erschließe, entpuppt sich als wahr. Mir kommt es fast so vor, als wolle er gar nicht, dass man sein wahres Gesicht kennenlernt. Sobald man das Gefühl hat, sich endlich ein Bild von ihm zusammengepuzzelt zu haben, tut oder sagt er etwas, das es sofort wieder zum Einsturz bringt.
    Ich drücke ein zweites Mal auf den Klingelknopf und nehme mir vor, in fünf Sekunden die Sachen vor die Tür zu legen und abzuhauen, wenn er bis dahin noch nicht aufgemacht hat. Die Rechnung werde ich gerade noch verkraften können. Eins, zwei, drei … Mist, jetzt geht das Licht im Korridor an und Lukas’ blonder Haarschopf taucht auf. Er scheint mich noch nicht durch die Glastür zu erkennen, sein Blick wirkt leer und abwesend. Mein Herzschlag beschleunigt sich mit jedem Schritt, den er sich mir nähert. Er streckt die Hand nach dem Türknauf aus und –
    »Jana? Oh Mann, was …«
    Sein verdutzter Gesichtsausdruck verrät mir, dass er wirklich keine Ahnung davon hatte, dass ich bei Rossi arbeite. Ganz kurz kam mir vorhin im Auto nämlich der Gedanke, er könnte es vielleicht herausgefunden haben und extra nach mir verlangt haben, damit wir uns auf diesem Wege wiedersehen.
    »Ja, hallo, lustig, oder?« Am liebsten würde ich mich sofort für diesen dämlichen Satz ohrfeigen. »Ich, äh, bring dir dein Essen«, schiebe ich stammelnd und bestimmt mit knallrotem Kopf hinterher. »Das macht – Moment«, ich wühle umständlich in meiner Jackentasche nach der Rechnung und lasse dabei fast die Schachteln mit dem Essen fallen. Verdammt, wieso musste ich bloß in diese peinliche Situation geraten? Ich könnte heulen!
    »Warte, ich nehme dir das lieber ab.« Lukas befreit mich von den Pappkartons und stellt sie im Flur auf den Boden. »Also, nur um das auf die Reihe zu kriegen«, sagt er, »du arbeitest nicht nur in dieser Kindertagesstätte, sondern auch noch bei einem Lieferservice?«
    »Ja, aber das hier mache

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