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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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ich nicht ehrenamtlich …«
    »Verstehe.«
    Endlich finde ich die Rechnung. Sie ist ganz zerknüllt und meine Finger zittern, als ich versuche, sie glatt zu streichen. Ich bin alles andere als entspannt und Lukas müsste blind sein, um das zu übersehen. »Das macht dann genau dreiundzwanzig Euro«, sage ich, ohne ihn dabei anzublicken.
    Lukas drückt mir einen Zwanziger und einen Fünfer in die Hand. »Schon gut«, murmelt er, als ich ihm Wechselgeld geben will. »Jana, ich … Tut mir leid, aber ich bin immer noch total baff, dich hier zu sehen.«
    »Ich weiß, ging mir auch so, als ich deinen Namen auf der Bestellung gelesen habe. Ich bin dann auch schon wieder weg, also …«
    »Nein, jetzt warte doch! Ich freu mich, dich zu sehen, ehrlich.« Lukas fährt sich durch die Haare. »Willst du vielleicht noch einen Augenblick mit reinkommen, oder … musst du gleich weiter?«
    »Ich will dich nicht stören. Ich meine, du hast sicher etwas anderes vor, sonst –«
    Ich beiße mir auf die Zunge. Sonst hättest du ja mal anrufen und dich für dein blödes Verhalten von gestern entschuldigen können, beende ich den Satz im Stillen. Aber Lukas errät auch so, was ich sagen wollte. Das verrät das nervöse Zucken seiner Augenlider.
    »Tut mir echt leid, wie es gestern gelaufen ist«, murmelt er. »Keine Ahnung, warum ich plötzlich so scheiße drauf war. Es war in letzter Zeit einfach viel los bei mir. Ich schätze, ich wollte mein Leben nicht noch komplizierter machen.«
    Ich starre ihn an. Kompliziert? Er glaubt, sein Leben wäre kompliziert? Vielleicht, weil Schickimicki-Tamara plötzlich einen reichen Freund hat und sich nicht mehr um ihn schert? Oder weil er festgestellt hat, dass ihm sein BWL-Studium doch nicht so gut gefällt, wie er dachte? Das sind seine Probleme? Und sie sollen rechtfertigen, dass er sich so mies verhält? Mir bleibt fast die Spucke weg. Was weiß er schon, was kompliziert ist?
    »Weißt du, was ich mich frage?«, stoße ich hervor und merke, wie ich vor Wut zu zittern beginne. »Ich frage mich, warum du mich bittest, mit reinzukommen, mir aber noch im selben Satz zu verstehen gibst, dass ich dein Leben eigentlich nur unnötig kompliziert mache.« Ich funkle ihn an. »Du hättest es wesentlich leichter, wenn du nicht immer irgendetwas tun oder sagen würdest und eigentlich das genaue Gegenteil meinst. Mit dieser Art verrennst du dich nämlich bloß selbst und gibst anderen das Gefühl, die größten Idioten zu sein.« Ich schüttle den Kopf. »Jedenfalls fühle ich mich so. Und soll ich dir noch was verraten? Mir reicht’s. Ich dachte wirklich kurz, wir wären auf der gleichen Wellenlänge, vielleicht sogar mehr als das … Ach, vergiss es! Ich habe mich anscheinend geirrt. Du … bist mir zu kompliziert!« Damit drehe ich mich um und stürme Richtung Auto, einen dicken, fetten Kloß in meinem Hals. Carla behauptet immer, jemandem seine Meinung zu sagen, befreie. Aber das stimmt nicht. Ich fühle mich noch beschissener als vorher und spüre, wie sich schon wieder die Tränen in mir hochdrängen.
    »Jana, jetzt warte doch! Bitte …!« Lukas ruft hinter mir her, so wie gestern. Aber es ist mir gleichgültig, dieses Hin und Her macht mich fertig. Ich will mich seinetwegen nicht länger mies fühlen. Mit zitternden Fingern drücke ich auf den Türöffner des Twingos, da packt mich Lukas an der Schulter und reißt mich zu sich herum.
    »Jana …«
    »Was soll das? Was willst du noch, Lukas? Sei doch froh, dass du mich los bist, wenn ich dich eh bloß stresse und immer nur falsch verstehe.« Ich versuche, mich aus seinem Griff zu befreien, aber Lukas hält mich mit beiden Händen fest.
    »Du zitterst am ganzen Körper«, sagt er leise. »So kann ich dich nicht fahren lassen. Bitte … jetzt sieh mich doch mal an, Jana. Du hast recht, ich bin ein Idiot. Ich fasle wirres Zeug, aus dem du gar nicht schlau werden kannst . Aber das liegt … nicht an dir!«
    Er lockert seinen Griff und fährt sich mit dem Handrücken über die Stirn. Ich erkenne, dass auch er zittert.
    »Sondern?«, hake ich nach. Mit so fadenscheinigen Erklärungen braucht er sich nicht mehr herauszureden.
    Lukas schüttelt den Kopf. »Es … liegt wahrscheinlich daran, dass ich gerade selbst nicht so genau weiß, wer ich bin oder was ich sein will. Aber jetzt«, er legt seine Hand auf meine Schulter, »jetzt im Moment weiß ich zumindest, was ich nicht will. Nämlich, dass du fährst. Bleib noch, bitte. Es … würde mir wirklich

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