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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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deinen Träumen auf meine Anwesenheit verzichten kannst … Meinst du nicht auch?“
    Immer noch sah sie ihn mit leicht geöffnetem Mund an.
    „Du kannst das also auch? In Träume einsteigen? So wie Merkas?“
    Nikolaj ließ sich auf den Rücken fallen und stützte die Arme unter den Kopf. „Hmmm … nein … Es ist keineswegs dasselbe, was Merkas gemacht hat. Eigentlich weiß ich nicht mal, was genau Merkas macht. Der Traum von der Nacht, als wir uns wieder begegnet sind, das war ein … Angebot an dich, eine Einladung. Du warst ziemlich runter mit den Nerven und hast dringend eine gute Portion Schlaf nötig gehabt, damit du dich etwas erholen konntest. Als ich am Morgen sagte, ich hätte den gleichen Traum gehabt, war das nicht gelogen. Genau genommen … hast du meinen Traum geträumt. Oder mehr mitgeträumt. Diese Wiese habe ich kreiert. Ich habe dir lediglich eine Tür geöffnet, durch die du eintreten konntest, aber nicht musstest. Das ist der große Unterschied. Du konntest die Einladung annehmen oder ausschlagen. Du wurdest zu nichts gezwungen oder gewaltsam an einem Ort festgehalten.
    Was heute Nacht angeht … war es nochmals ein wenig anders. Diesmal ging es mir hauptsächlich darum, deinen Geist vor Merkas abzuschotten. Da ich etwas Derartiges noch nie zuvor gemacht habe, wollte ich jeden Vorteil nutzen.“
    Er hielt kurz inne und sah sie bedeutungsstark an. Ganz so, als ob er wollte, dass sie nach dem Grund fragte. Sie tat ihm den Gefallen. „Welchen Vorteil?“ Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Züge und ließ ihn sogleich wacher und frischer aussehen. „Nun … ich hatte die Vermutung – oder mehr die Hoffnung –, dass du dich entspannst, wenn du dich … sicher fühlst. Deswegen habe ich mich um das Sofa gedrückt und dich in den Schwitzkasten genommen. Und es hat funktioniert. Dein Unterbewusstsein war in einem entspannten und empfänglichen Zustand, weil du dich sicher gefühlt hast. Hier in meinen Armen.“
    Er hielt abermals inne und ließ sie das Funkeln in seinen Augen wahrnehmen. „Das war also generell schon mal eine gute Ausgangssituation und eine Erleichterung für mich. Ich habe zwar durchaus gewisse … Fähigkeiten, die ein normaler Mensch nicht hat, aber die sind bei Weitem nicht so ausgeprägt, wie die eines reinen Sensaten. Was ich versucht habe, war, eine mentale Mauer um deinen Geist herum zu errichten, hinter der du vor Merkas sicher warst. Mehr habe ich diesmal eigentlich nicht getan. Ich wollte mich nicht … ungebeten einschleichen. Nicht weiter, als ich es schon getan hatte. Wie es scheint, war aber bereits meine Schutzmauer ein prägender Eingriff, der nicht unbemerkt an dir vorübergegangen ist. Sie trug eben bereits einen Abdruck von mir in sich, weil sie aus meinem Geist, aus mir heraus errichtet worden ist. Das ließ sich nicht vermeiden.
    Was jedoch darüber hinaus passiert ist … damit habe ich diesmal nichts zu tun. Das hast du selbst weitergesponnen. Scheinbar fand nicht nur ich diese Szene sehr schön.“
    Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum. „War das alles … echt? Ich meine … es kam mir so real vor.“
    Er lächelte. „Das kommt darauf an, was du als real bezeichnest. Ist das, was während des Schlafens im Traum passiert, weniger real als das, was während des Wachens am Tag passiert? Oder ist es vielleicht sogar andersherum? Ist der Tag der Traum und der Traum die Wirklichkeit? Vielleicht ist auch beides nur Illusion. Wer mag das schon sagen.“
    Sie ließ sich ebenfalls auf den Rücken fallen und schmiegte sich dicht an seine Seite. Eine Zeit lang dachte sie über seine Worte nach, dann sagte sie: „Hmmm … es ist mir egal, ob es Wirklichkeit oder Illusion ist. Solange es so schön ist, wie dieser Traum, kann es alles sein, was es sein will.“
    Nikolajs Atem wurde ein Stück weit tiefer und intensiver. Verbunden damit fühlte sich die Luft im Raum plötzlich seltsam elektrisiert an. „Ich besuche diese Wiese sehr oft … Nur allein habe ich nie das vorgefunden, was ich eigentlich dort zu finden gehofft habe. Es war nicht … vollständig. Das wird es wohl niemals sein, so lange du nicht bei mir bist. In diesem Traum und in echt.“
    Er rollte sich vom Rücken und stützte sich mit beiden Armen über ihr ab, sodass sein Gesicht dicht über dem Ihrigen lag. Ein prickelndes Gefühl durchfuhr ihren ganzen Körper. Von den Zehen bis hin zu den Haarspitzen. In ihrer Brust begann ihr Herz kräftiger und ziemlich unstet und holprig zu

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