Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)
unwillkürlich Richtung Couch. Sie registrierte verwundert, dass dort nun ein Kobaltblaues Sofa stand und nicht, wie noch am Morgen, ein Braunes. Fragend sah sie Nikolaj an.
„Ich hatte befürchtet, dich nicht mehr für einen gemeinsamen Filmabend begeistern zu können, solltest du auf dem … alten Sofa Platz nehmen müssen.“
„Du bist losgezogen und hast dir wegen mir ein Neues zugelegt?“, fragte sie beeindruckt und mit einem warmen Gefühl in der Brust.
„Hmmm … wegen dir und weil ein Neues nicht schaden konnte. Du weißt schon. Neuen Schwung in die Wohnung und ins Leben bringen. Oder wie auch immer das in diesen Feng Shui und Selbsthilfebüchern heißt … Du solltest also nicht übermäßig viel in meinen Spontankauf hineininterpretieren – oder dir darauf einbilden“, erwiderte er mit zusammengekniffenen Augen und einem schrägen Grinsen.
„Nein, würde ich nie tun“, gab sie ebenso neckisch, aber immer noch beeindruckt, zurück.
Mit etwas ernsterer Stimme sagte Nikolaj nun: „Apropos Bett. Als Gentlemen, der ich ja eigentlich bin, würde ich es dir ohne lautstarken Protest für dich allein überlassen. Aber in Anbetracht deines Traums, würde ich gerne etwas probieren und es mit dir teilen. Wenn du damit leben kannst.“
Die Tatsache, dass er seine Frage nicht wirklich als Frage, sondern eigentlich mehr anstandshalber aussprach, zeigte ihr einmal mehr, wie gut er sie kannte. Natürlich hatte sie nichts dagegen. Warum auch. Es war ihr sogar weit lieber, als wenn er auf der Couch schlafen würde. Es war schön, wenn er bei ihr war. Sie fühlte sich gut, fühlte sich sicherer. Selbst nach all dem, was passiert war, war das noch so. Das hieß jedoch keineswegs, dass alles, was vorgefallen war, was Nikolaj getan hatte, sie nicht noch immer schwer beschäftigte und offenkundig eine Stellungnahme von ihr forderte.
„Ich glaube, damit kann ich leben. Solange du nicht zu schnarchen anfängst oder mir die ganze Decke klaust“, war ihre ausgesprochene Antwort, begleitet von einem schrägen Grinsen, wie auch Nikolaj es zuvor auf dem Gesicht getragen hatte.
„Wunderbar. Dann wäre das ja geklärt.“ Er griff ihre Hand, hob sie in die Höhe, drehte sie wie eine Ballerina um ihre eigene Achse und schob sie Richtung Badezimmer. „Da ich vermute, dass dir jedwede Entscheidung im Moment zu viel ist, nehme ich sie dir gerne ab. Natürlich nur ausnahmsweise und mit deinem Einverständnis. Du nimmst jetzt ein heißes Bad und ich packe schon mal dein Zeug aus. Danach essen wir was. Handtücher findest du im Schrank. Ein Bademantel hängt an der Innenseite der Tür. Fröhliches Planschen.“ Damit schob er sie ins Badezimmer und zog die Tür hinter ihr zu.
Sicherlich wollte er selbst etwas Ruhe haben, um nachzudenken, überlegte sie. Sollte er das ruhig tun. Sie wollte im Moment sowieso über gar nichts nachdenken. Auch, wenn es allerhand gab, was genau dies von ihr forderte.
***
Als sie nach eineinhalb Stunden aus dem Bad kam, eingewickelt in den flauschigen Bademantel von Nikolaj, hatte sich das Taschenchaos bereits deutlich gelichtet. Einzig eine Tasche mit Badutensilien stand noch da, die er wohl nicht während ihrer Anwesenheit in der Badewanne hatte einräumen wollen.
Sie schlenderte auf die neue Couch zu und kringelte sich darauf ein. „Hab ich mich getäuscht oder hat es vorher geklingelt?“
„Nein, du hast dich nicht getäuscht. Das war unser Essen. Ich habe es inzwischen im Ofen warmgehalten. Wenn du willst, können wir direkt essen.“
Ihr Bauch gab ein bestätigendes Knurren von sich. Neugierig lugte sie in Richtung Ofen. „Was gibt es denn?“
„Ich habe es heute mal einfach gehalten und Pizza geordert. Deine natürlich vegetarisch.“
„Und was bekommt der Herr?“
„Der Herr bekommt Pizza mit allem. Genau richtig.“
Sie grinste ihn an. Trotz ihres Hungers fühlte sie sich sehr müde. Das war sie zwar schon gewesen, als sie ihre Schicht im Krankenhaus angetreten hatte, aber das Liegen im heißen Wasser hatte es nochmals verstärkt.
Sie raffte sich vom Sofa auf und schlenderte zur Küchentheke, hinter der Nikolaj Besteck, Gläser und Teller aus dem Schrank und die Pizzen aus dem Ofen hervorholte. Dann zog er eine Flasche Rotwein aus dem Kühlschrank, kam damit auf ihre Seite und setzte sich neben sie.
Die Pizza brachte behagliche Wärme und Fülle in ihren Magen, was sie wiederum noch schläfriger werden ließ. Während sie Nikolaj das letzte Viertel ihrer
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