Wenn das der Führer wüßte
Kriegsjugendbundes ‚Kemal Atatürk’ aus dem Osmanischen Protektorat. Vertreter der Eisernen Garde und der Rumänischen Staatsjugend ‚Straja Tării’. Pfeilkreuzler-Abordnungen aus Atlinik [wie Budapest jetzt manchmal genannt wurde] und Horthy-Varos. Der Poglavnik von Kroatien und Slawonien, Doktor Ante Paveliô, mit seinen Adjutanten Stanko Bogdan und Damjan Skopie. [Brausende Heil- und Slawarufe.] Tschetniki-General Platon Grgič und eine Gruppe hoher Tschetniki- und Ustascha-Führer. [Heil- und Slawarufe.] Hlinka-Gardisten aus der Slowakei in ihren historischen Uniformen. [Slawa! Slawa!] – Und nun in Reih und Glied die Boers! [Siegheil! Siegheil! Siegheil!] Zuerst die Abordnung des Väterrats der Afrikaander-Republik, der Freistaaten Kapland, Oranje und Transvaal. Es folgen Abordnungen der Burischen SA aus den Freistaaten und des historischen ‚Reddings-daadbond’, ferner Marschierer der ehrwürdigen ‚Ossewa Brandwag’ oder Ochsenwagen-Brandwache in den alten Uniformen und mit dem umflorten Banner ‚Vierkleur van Transvaal’ sowie die Dreieinigkeit des ‚Afrikaner Broederbond’ – den Schlachtruf der Buren ‚Baaskap!’ hören wir sogar in unserer schalldichten Kabine [Eingeblendet Baaskap-Gebrüll und Siegheilrufe]. Es folgt eine Delegation der Niederdeutsch-Reformierten Kirche aus Johannesburg mit ihren synodalen Fahnen, auf denen wir den Wahlspruch lesen: ‚Een liggaam en een gees’, ein Körper und ein Geist. – Nun kommt der Graf von Jerusalem, ein stattlicher Greis, in seinem malerischen Ornat, begleitet von Rittern aus dem Deutschordensland [ehemals Palästina]. Gefolgsleute des Concilium Legionis Mariae kommen vorbei – unter Abbeten der Catena Legionis –, die Abordnung kommt aus Baile Atha Cliath, der Hauptstadt von Eire, sie wird … [Siegheil-Tumulte] … von den Spalieren stürmisch begrüßt, weil sich die Mehrheit des Legionsrates von Eire, ebenso der Senatus der Legion von Köln und von Wien, das Comitium Freiburg und alle deutschen Kurien einmütig und spontan hinter die Neue Ordnung gestellt und sich von der irischen Verräterclique, die mit den Insurgenten zu packeln versuchte, distanziert haben – – –“
Knapp vor vier – Höllriegl hatte, seine Untätigkeit verfluchend und auf Senkpiehls Kommen hoffend, die Stunden in peinigender Nervosität verwartet – ertönten aus dem Lautsprecher majestätische, aufwühlende Lurensignale. Es war das Zeichen, daß die große „Bergentrückung“, also der Hauptteil der Trauerfeier, ihren Anfang nahm.
„– – – die braunen Kolonnen und schwarzen Kader sind aufmarschiert. Sie sind, endlosen Heerzügen gleich, durch die Straßen hinaus zum Kyffhäuser gezogen. Trauer dämpft ihre Schritte. Langsam bedecken die Marschblocks die Wiesen und Hänge.“
Die Stimme des Sprechers klang tief und schmerzerfüllt, die getragene Redeweise nahm vom ersten Augenblick an gefangen. (Höllriegl fiel auf, daß die SA an erster Stelle erwähnt worden war – das konnte kein Zufall sein. Ein Zugeständnis an den Bundschuh? Es war bekannt, daß weite Kreise der SS dem Werwolf zuneigten …)
„Die Dämmerung sinkt auf die vielen nieder, aus der Ferne grüßen die Wälder, schwarz, trauervoll, feierlich. Scheinwerfer bestrahlen die schwarz umflorten Fahnen und das weite Geviert, in dessen Mittelpunkt der Tigerpanzer mit der sterblichen Hülle des Führers und Reichsgründers auffahren wird. Die gigantische Front der zwei Tribünen mit den Trauergästen aus aller Welt erstrahlt in magischem Flutlicht. Zu Seiten der Tribünen schwelen die Feuer der Pylonen.
Kurz bevor Ivo Köpfler eintrifft, der Mann, dem der verewigte Weltreichsgründer die sinkende Fackel übergab, auf daß er sie mit starker Hand in einen neuen Morgen des Sieges und Heiles trage, erlöschen alle Lichter, nur die Fahnen und Standarten sind schwach beleuchtet. Die Erwartung der Hunderttausende ist auf dem Höhepunkt angelangt.
Jetzt ein Kommando. Noch einmal richten sich die Bataillone der Bewegung aus, sie sind die Vorhut jener großen deutschen Volksarmee, die heute in unsagbarer Trauer, aber auch im stolzen Vertrauen auf die neue Führung im Geiste mit angetreten ist. [Wieder Lurenfanfaren.] Am Tor der Westtribüne haben Ivo Adolf Köpfler, genannt Schreckenshelm, und das gesamte Führerkorps des Weltreiches Aufstellung genommen. Sie warten auf den Toten – auf das, was an Adolf Hitler sterblich war.
Sein unsterblicher Geist aber erfüllt und stählt sie alle,
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