Wenn das der Führer wüßte
Kunstzeitschrift Plan, die nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich von der Pressepolizei eingestellt wurde. Basil selbst wurde mehrmals von der Gestapo wegen „Verspottung des Führers“ verhört, dank einer Intervention von Josef Weinheber aber schließlich in Ruhe gelassen. Das Verfahren wurde eingestellt.
Als der Krieg ausbrach, arbeitete Otto Basil in der Schwerindustrie als Dienstverpflichteter – zunächst als Übersetzer, dann im Maschineneinkauf. In letzterer Eigenschaft hatte er allerlei Dienstreisen zu unternehmen und pflegte Umgang mit Parteistellen und hohen Chargen in der Wehrmacht. Gleichzeitig knüpfte er Kontakte zu Widerstandsgruppen an und wurde schließlich Mitglied der österreichischen Untergrundbewegung.
Nachdem der Versuch, den Plan nach dem Kriege neu zu etablieren, 1948 mit der endgültigen Einstellung der Zeitschrift geendet war, widmete sich Basil seither ganz der Profession eines Schauspiel- und Literaturkritikers für eine bekannte Wiener Tageszeitung. Nebenher veröffentlichte er das eine oder andere Buch, so zum Beispiel Biographien über Georg Trakl und Johann Nestroy, und schrieb etliche Autoren- und Künstlerporträts für den Rundfunk.
Wenn das der Führer wüßte, 1966 im Fritz Molden Verlag, Wien, erschienen, blieb sein einziger Roman. Obwohl Otto Basil wohl kaum dergleichen im Sinn hatte, ist dieser Roman seiner Thematik nach eindeutig der Science Fiction zuzuordnen. Denn die Schilderung einer fiktiven Realität, die von der Annahme ausgeht, der Verlauf der Geschichte sei anders verlaufen, als dies tatsächlich der Fall war, ist ein SF-Thema, das dem Subgenre der Parallel- und Alternativwelt-Literatur angehört. Tatsächlich gibt es gerade zu dem Komplex eines anderen Ausgangs des Zweiten Weltkriegs eine Reihe von SF-Romanen und -Kurzgeschichten. Bekanntestes Beispiel hierfür dürfte Philip K. Dicks The Man in the High Castle (Das Orakel vom Berge) sein, ein Roman, in dem die Siegermächte Deutschland und Japan ein besetztes Amerika unter sich aufgeteilt haben.
Selten nur haben sich deutsche Autoren, deren Hauptwerk in anderen Literaturbereichen liegt, der Science Fiction zugewandt (eine der wenigen Ausnahmen: Carl Amery). Otto Basils Roman gehört ohne Frage zu den wichtigsten literarischen Beiträgen zur deutschen Science Fiction, ein Beitrag, der den Vergleich mit wichtigen angloamerikanischen Werken in keiner Weise zu scheuen hat.
Hans Joachim Alpers
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