Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn das der Führer wüßte

Wenn das der Führer wüßte

Titel: Wenn das der Führer wüßte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Basil
Vom Netzwerk:
er, sie zu streicheln, ihre Hände zu halten. Sie entwand sich ihm, wich noch mehr zurück.
    „Jugurtha“, flüsterte sie mit angstverzerrtem Gesicht.
    Was war das, was meinte sie? War sie wahnsinnig? Das Entsetzliche, das sie mitgemacht, hatte ihren Verstand zerrüttet. Sie schrie auf: „Jugurtha!“
    „Ich bin Ihr Freund, Ulla, nehmen Sie Vernunft an. Sie sind überfallen worden von –“
    Er sah, wie in dem Rauchvorhang Gestalten auftauchten. Schon war er am Gewehr, eine Feuergarbe hämmerte scharf und riegelte den Eingang ab. Flucht! Die Lage war unhaltbar. Nochmals suchte er die Wände ab. Sich in eine der Schleusen, zurückziehen – dort konnte man sich leichter verteidigen. Wie lange? Mit brennenden, tränenden Augen fixierte er das Schußfeld. Hier kam ihm keiner durch.
    Höllriegl hörte, wie Ulla tappend zu ihm herankroch, wieder umklammerte sie ihn. „Wirst du mir weh tun, schwarzer Jugurtha?“ wisperte sie an seinem Ohr. „Schwarzer Jugurtha, schwarzer Jugurtha.“ Ihre Stimme bebte, aber sie lockerte nicht die Umarmung. Er lehnte seinen Kopf an ihren und streichelte das Haar und die Wangen, seine Rechte hielt dabei den Karabiner in Zielrichtung. Kein Auge wandte er vom Eingang.
    Wie, wenn er sie hier besaß? Sie beide mußten sterben, das war klar, es gab keinen Ausweg. Ein Magazin hatte er noch und die paar Dinger in der Pistole, Himmelherrgott! (Zwei davon waren abzurechnen.) Warum sollte er sie nicht blitzen, bevor sie beide krepierten? Sie war plemplem und würde sich nicht wehren.
    Wieder spürte er, daß die Gier seine Sinne benebelte und ihn nicht losließ. Und – Rache! Rache für die Hiebe! Rache ist süß, diese wars besonders. Er pfiff durch die Zähne. Mit der freien Hand betastete er ihre Schultern, die Hüfte, die Hand glitt abwärts, da war die zerrissene Reithose, ihre Hinterbacken waren halbnackt, die Haut war rauh, aufgerauht, er fühlte die Striemen, man hatte sie geschlagen.
    Enger schmiegte sie sich an ihn – es war Angst, was sonst? Sie kam wohl nach und nach zu sich und witterte, was los war. O Gott – nur erinnern sollte sie sich nicht!
    Wie eine jähe warme Welle überschwemmte ihn Mitleid. Aber es spülte die Begierde nicht weg, es vermehrte sie nur. Er zog sie ganz zu sich heran. Ihr Haar, ihr Gesicht! Der Mund war verschwollen, wie zerbissen. Überall Blutkrusten. Was war das nur mit – Jugurtha? Ein Kennwort, ein Schlüsselwort? Vielleicht lag da der Hund begraben? Er nahm ihre Brüste in seine Hände, groß und prall waren sie und elastisch, ihre Walkürenbrüste! Und nicht anders als bei andern Weibern. (Flüchtiges Erinnerungsbild: Eine Liegewagenbekanntschaft, Grazerin, Beamtin beim Reichsnährstand, gut genährt, fast feist und nicht mehr jung, die hatte die gleichen walkürenhaften Formen gehabt.) Seine Bernsteinhexe, seine Walküre! Jetzt hatte er sie, wie er sie wollte, ihre schönsten Geheimnisse konnte er aufdecken, wie im Traum, vor allem das Schatzkästlein. Ulrike Mlakar alias Ulla Frigg von Eycke, die Hüterin der Art, das Fernsehidol der Nation – ein Häufchen Unglück. Und vor dieser Frau hatte er gezittert! Sie war nicht anders als tausend andere, verdammt nochmal. Er küßte die Knospen ihrer Brust, diese großen, braunen, weichen Warzen mit dem schönen Hof – von denen er geträumt hatte wie ein onanierender Knabe. Sie ließ alles mit sich geschehen, ihre Augen waren geschlossen, tief seufzte sie mit halb geöffneten Lippen, die Zähne wurden sichtbar.
    „Jugurtha, Jugurtha!“
    Wieder dieses Wort. Irgendwie kam es ihm bekannt vor, einmal in grauer Vorzeit mochte er es gehört haben, aber wann und wo, das hatte er verschwitzt. Jugurtha … Und plötzlich fiel ihm der alte Tartaglia ein, sein Lehrer, der Triestiner mit den Tollkirschenaugen und dem schwarzen Schnauzbart.
    Und da war es auch – die Kriege – die Jugurthinischen Kriege! Irgendwas mit den Römern … Aber was hatte das zu bedeuten?
    Wenn er Ulla blitzen wollte, dann wars allerhöchste Zeit. Nicht hier – dort in der Schleuse! Er richtete sich halb auf und fühlte mehr, als ers gewahrte, daß ein Etwas, ein Schatten, auf ihn zusprang. Fast gleichzeitig drückte er ab und hörte, wie der Kopf des Angreifers auf der Kühlerhaube aufschlug.
    Die Schleuse!
    Im Wagenfenster hatte er einen Moment lang sein Gesicht gesehen, rauchgeschwärzt, verschmiert, mit weiß daraus hervorstechenden Augäpfeln … eine greuliche Fratze! Für einen Liebhaber war er grad kein Ausbund von

Weitere Kostenlose Bücher